#61

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 11.11.2013 13:44
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Zitat von Fritz7 im Beitrag #57

In der Haut von OKR Coenen-Marx mag ich nicht stecken, wenn die Orientierungshilfe auf der EKD-Synode in Düsseldorf im November breit nachgekartet werden sollte.
Man wird sie wohl bohrend fragen, wo das Krisenmangement des EKD-Kirchenamts war,
- wieso sie die Hohen Herren im Ratsvorsitz nicht rechtzeitig auf drohendes schweres Wetter von evangelikaler Seite geeicht haben,
- wieso sie Schneider nicht von der rigiden Stophaltung, die vermutlich nicht durchzuhalten sein wird "Wir verändern NICHTS" rechtzeitig beratend abgebracht haben,
- wieso nicht längst exegetisch begründet wurde, wieso man heute von den Biblischen Befunden zu Ehe und Homosexualität theologisch abweichen MUSS.


Ob wirklich breit nachgekartet wird?
Hört sich erst mal nicht so an (aus Schneiders Ratsbericht vor der EKD-Synode : http://www.ekd.de/synode2013/presse/pm21...ekd_synode.html:)

In Bezug auf das seit Sommer 2013 heftig umstrittene Familienpapier des Rates der EKD („Zwischen Autonomie und Angewiesenheit – Familien als verlässliche Gemeinschaft stärken“) stellte Schneider fest: „Es hat keinen Sinn, sich in der Auseinandersetzung um die Orientierungshilfe auf einzelne Bibelstellen zu berufen, ohne hermeneutisch zu reflektieren, was damals konkret gemeint war.“

Der Ratsvorsitzende betonte desweiteren die Wertschätzung der evangelischen Kirche für die Ehe und sagte: „Wir machen Mut und Lust zur lebenslangen Ehe und verstehen sie als Leitbild.“ Gleichzeitig aber spreche man Alleinerziehenden, 'Patchworkfamilien' und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nicht ab, dass Menschen darin treu, vertrauensvoll, verantwortlich und liebevoll zusammenleben können. Schneider: „Auch in ihnen kann der Segen Gottes erwartet und erfahren werden.“ Und auch diese Formen familiären Zusammenlebens verdienten kirchliche Wertschätzung und Förderung. Es sei ein Verdienst der EKD-Orientierungshilfe, dass sie dies ausgesprochen und dazu konkrete Vorschläge formuliert habe.

In diesem Zusammenhang dankte Nikolaus Schneider ausdrücklich der Ad-hoc-Kommission, die die Orientierungshilfe für den Rat der EKD erarbeitet hatte. Die Kommission habe mit ihrer Arbeit „für unsere Kirche, für die Diakonie und die Familienverbände“ wichtige Impulse gegeben, und viele Menschen haben durch die Orientierungshilfe eine Wertschätzung ihrer Kirche erfahren, die sie bisher vermisst hatten. Die theologische Debatte müsse aber weitergehen, so Schneider. Deshalb habe der Rat der EKD die Kammer für Theologie gebeten, die theologisch-hermeneutischen Grundfragen aufzunehmen und einen Text zum evangelischen Verständnis der Ehe zu erarbeiten.


Ob damit nun Ruhe ist? Auf den Text der Kammer für Theologie zu theologisch-hermeneutischen Grundfragen zum evangelischen Eheverständnis bin ich gespannt - ich kann mir kaum vorstellen, dass er den konservativen Kritikern der Orientierungshilfe gefallen wird.

lg
kreuzpatsch


zuletzt bearbeitet 11.11.2013 13:45 | nach oben springen

#62

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 11.11.2013 19:53
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Hallo Kreuzpatsch,

habe mich gestern schon darüber gefreut, als ich die Nachrichten sah, dass Schneider offenbar seiner bisherigen Haltung treu geblieben ist. Vielleicht sahen die Synodalen das "Familienpapier" auch nicht als so heikel an, wie es eben die Kritiker tun. Ich vermute aber, das Süppchen wird wieder hochkochen, wenn der Text zu den theologisch-hermeneutischen Grundfragen, die durch das "Papier" berührt werden, erst einmal vorliegt.

Viele Grüße

Andrea


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#63

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 15.11.2013 16:04
von Fritz7 • 687 Beiträge

Hallo Andrea und Kreuzpatsch

Zitat von A. Clarenbach im Beitrag #62
habe mich gestern schon darüber gefreut, als ich die Nachrichten sah, dass Schneider offenbar seiner bisherigen Haltung treu geblieben ist.
Bleibt er das denn? Von "Wir ändern NIX" ist anscheinend nicht
mehr die Rede ...

Zitat von A. Clarenbach im Beitrag #62
wenn der Text zu den theologisch-hermeneutischen Grundfragen, die durch das "Papier" berührt werden, erst einmal vorliegt.
Eigentlich stehen da keine Überraschungen ins Haus: Die einschlägigen Bibel-Perikopen, hist.-kritisch "liberale" und evangelikale, biblizistische Auslegung dazu ... Einigungspotential imho NULL
Zitat von Fritz7 im Beitrag #57
Man wird sie wohl bohrend fragen, wo das Krisenmangement des EKD-Kirchenamts war,
- wieso sie die Hohen Herren im Ratsvorsitz nicht rechtzeitig auf drohendes schweres Wetter von evangelikaler Seite geeicht haben,
- wieso sie Schneider nicht von der rigiden Stophaltung, die vermutlich nicht durchzuhalten sein wird "Wir verändern NICHTS" rechtzeitig beratend abgebracht haben,
- wieso nicht längst exegetisch begründet wurde, wieso man heute von den Biblischen Befunden zu Ehe und Homosexualität theologisch abweichen MUSS.

Tscha, die Fragen bleiben und sind auch nicht falscher geworden. Und das nicht nur bei mir ...

Und ich stehe da mit meiner Spekulation, dass das intensiv auf der EKD-Synode verhackstückt würde ... Wer stützt diese nun? -Niemand und Nichts! Offiziell Tagesordnungspunkt wars nicht, Beschlußvorlage auch nicht, somit auch nicht zwingend Teil des Berichts des Ratsvorsitzenden. Was nicht öffentlich und informell geredet wurde, kann ich auch nicht belegen ... und wenn, würde es sich vermutlich für öffentliche Kommentierung verbieten ... Ich hatte am Synoden-Wochenende leider wenig Zeit, die jounalistische "Begleitmusik" zu verfolgen ...

Zitat von kreuzpatsch im Beitrag #61
Ob wirklich breit nachgekartet wird?
Hört sich erst mal nicht so an.

... stellte Schneider fest: „Es hat keinen Sinn, sich in der Auseinandersetzung um die Orientierungshilfe auf einzelne Bibelstellen zu berufen, ohne hermeneutisch zu reflektieren, was damals konkret gemeint war.“
Letzteres ist ja mehrheitlich unstrittig, evangelikal, biblizistisch und konservativ-röm.-kath deswegen noch lange nicht ... und in den Gemeinden unter Nicht-Theologen auch nicht - Dort werden Schneiders Differnzierungen erst gar nicht bemerkt ...

Zitat von kreuzpatsch im Beitrag #61
Der Ratsvorsitzende betonte desweiteren die Wertschätzung der evangelischen Kirche für die Ehe und sagte: „Wir machen Mut und Lust zur lebenslangen Ehe und verstehen sie als Leitbild.“ Gleichzeitig aber spreche man Alleinerziehenden, 'Patchworkfamilien' und gleichgeschlechtlichen Partnerschaften nicht ab, dass Menschen darin treu, vertrauensvoll, verantwortlich und liebevoll zusammenleben können. Schneider: „Auch in ihnen kann der Segen Gottes erwartet und erfahren werden.“ Und auch diese Formen familiären Zusammenlebens verdienten kirchliche Wertschätzung und Förderung. Es sei ein Verdienst der EKD-Orientierungshilfe, dass sie dies ausgesprochen und dazu konkrete Vorschläge formuliert habe. ... Die theologische Debatte müsse aber weitergehen, so Schneider. Deshalb habe der Rat der EKD die Kammer für Theologie gebeten, die theologisch-hermeneutischen Grundfragen aufzunehmen und einen Text zum evangelischen Verständnis der Ehe zu erarbeiten. [/i]
na also, geht doch ...
... aber warum in der Klarheit und vermittelnden Verbindlichkeit soo spät und zögerlich und vor Öffentlichkeit versteckt?

Zitat von kreuzpatsch im Beitrag #61
In diesem Zusammenhang dankte Nikolaus Schneider ausdrücklich der Ad-hoc-Kommission, die die Orientierungshilfe für den Rat der EKD erarbeitet hatte. Die Kommission habe mit ihrer Arbeit „für unsere Kirche, für die Diakonie und die Familienverbände“ wichtige Impulse gegeben, und viele Menschen haben durch die Orientierungshilfe eine Wertschätzung ihrer Kirche erfahren, die sie bisher vermisst hatten.
Kirchenübliches Minimum ... wenn jemand isoliert im Regen bleibt ... und entpflichtet/ abgelöst dazu ... Redlich bemüht ...

Zitat von kreuzpatsch im Beitrag #61
Ob damit nun Ruhe ist?
Wohl kaum ... Die nächste Gelegenheit zum Aufmucken der äußeren Rechten in Kirche wegen sexual-moraliner Fragen wird sicher bald kommen ...

Erleichtert bin ich, dass Beckstein als Vize nicht den freiwerdenden Posten der Synoden-Präses beerbt hat.

Er ist sicher KEIN Befürworter des Familienpapiers, sondern eher süffisant schadenfroher Kritiker ... wie ich vor einigen Wochen in Wörlitz bei der Kirche Anhalts miterleben durfte. Von den anwesenden Pfarrern und Hochschul-Theologen mochte sich gerade EINER für EKD-Familienpapier öffentlich vernehmen ...

Ich bin nicht allzu optimistisch für die Umgangsformen und Überzeugungen in EKD-Leitung ... Da scheints auch Machtrangeleien zu geben ... evt. auch gegen Schneider, Koenen-Marx, leitende Theologinnen ganz allgemein ... Die konservative Anhängerschaft zum Bejubeln aufzustacheln scheint nicht schwer ... Vom versuchten Neu-Aufbruch mit Margot Käsmann, Katrin Göring-Eckard etc ... scheint wenig nachzubleiben ...

Und in kaum 18 Monaten wird schon wieder EKD-Leitung neu gewählt ...
Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

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#64

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 16.11.2013 02:15
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Hallo Fritz,

ich denke schon, dass Schneider seiner Linie treu bleibt. Hier ist noch ein Link, dem man entnehmen kann, was Schneider auf der Synode zum "Familienpapier" gesagt hat:

http://www.ekd.de/synode2013/media/video/90499.html


Zitat Fritz: "Eigentlich stehen da keine Überraschungen ins Haus: Die einschlägigen Bibel-Perikopen, hist.-kritisch "liberale" und evangelikale, biblizistische Auslegung dazu ... Einigungspotential imho NULL" (Zitatende)

So ist es doch immer, wenn es um eher liberalere oder eher konservative Positionen geht, konfessionsübergreifend und eben auch innerhalb unserer eigenen Konfession. Da auch Schneider den Galater Brief erwähnt, fällt mir gerade ein, dass gestern jemand auf kath.net eben jenen Brief zitierte, um zu fordern, man möge doch Frau Schwätzer erst einmal durch einen Mann ersetzen, bevor man missionarische (!) Gespräche mit EKD-Mitgliedern führt.
Kaum zu glauben, wie unterschiedlich die Menschen sind, die sich Christen nennen.

Viele Grüße

Andrea


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#65

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 16.11.2013 11:24
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von A. Clarenbach
Da auch Schneider den Galater Brief erwähnt, fällt mir gerade ein, dass gestern jemand auf kath.net eben jenen Brief zitierte, um zu fordern, man möge doch Frau Schwätzer erst einmal durch einen Mann ersetzen, bevor man missionarische (!) Gespräche mit EKD-Mitgliedern führt.


Zitat von Gladium in kath.net

Ich verweise auf den Titusbrief
Es hat schon seine Gründe, warum Gott der Herr durch den Apostel Paulus in dem Titusbrief Frauen das Gebot des Schweigens in der Kirche auferlegt hat. Mit Frau Schwätzer kann und darf es kein Gespräch und keinen Dialog geben. Die EKD hat sie erst einmal durch einen Mann zu ersetzen. Dann kann man überhaupt einmal über ein missionarisches Gespräch nachdenken.

Auch ev. Leserbriefschreiber+Innen verzapfen peinlichen Unfug ... Es war übrigens der Titusbrief zitiert mit der allbekannten, auch in anderen Paulusbriefen wiederholten Paulus-Tirade "Das Weib schweige ... in der Öffentlichkeit". Auch da sollte man exegetisch redlich näher hinsehen ... wie damit heute theologisch angemessen umzugehen wäre.

Das eigentliche Problem: Frau Schwätzer (EKD-Synoden-Präses) hat sehr forsch nach ihrer Wahl als ihre Arbeitsschwerpunkte verbesserte Kommunikation zwischen EKD-Gremien/ Ämtern und Nachbesserungsbedarf am Familienpapier benannt, weil die Mehrheitsüberzeugung für trad. Familie nicht genügend klar zum Ausdruck komme in der Orientierungshilfe. Theologisch stellt sie sich mir als eher uninteressiert und naiv dar - Ob ihr schon Unterschiede zwischen politischem und kirchlichen Freiheitsbegriff aufgegangen sind?
Eben typisch letzte Station bei EKD für abgehalftete Spritzenpolitiker , diesmal der FDP. Und dann wird flugs und überpünktlich katholischerseits (kath.net) nachgereicht, dass sie als Kirchenvorstandsvorsitzende der Berliner Domkirchengemeinde eben zumindest kommunikativ unglücklich agiert habe, als sie federführend einer (konservativen) katholischen Aktion in einer Notlage den Berliner Dom als Gebetsraum verweigert habe ... Ökumenische Gastfreundlichkeit/ Hilfsbereitschaft bei gottesdienstlicher Nutzung ev. Kirchen durch christl. Konfessionen ist ein sehr hohes Gut ... und nur sehr triftig begründet zu verweigern. Ob allein die Verdächtigung der Frauenfeindlichkeit bei kirchlichen Abtreibungsgegnern dazu ausreicht, kann man bezweifeln.

Mit noch etwas mehr Ungeschick bahnt sich die nächste Konfliktbaustelle mit den kirchlich Rechten an ... Dass sich in dieser Situation konservative Alt-Lutheraner als problemlosere Gesprächspartner für die aus Tapsigkeit Alleingelassenen anbiedern, scheint fast schlüssig.

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 16.11.2013 11:41 | nach oben springen

#66

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 16.11.2013 19:22
von kein Name angegeben • ( Gast )
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Hallo Fritz,

der Gedanke mit den abgehalfterten Politikern ist mir auch gekommen ... "Wieso läuft das so?", frage ich mich naiv. Ungeachtet dessen, wie sich Frau Schwätzer gegenüber den Lebensschützern verhalten hat, würde ich ihr aber die Chance geben wollen, in Zukunft Sinnvolles zu bewegen.

Es grüßt

Andrea

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