#46

RE: Um was soviel Wirbel?

in Was nicht so recht passen will... 01.10.2013 14:11
von Herminehedvig • 93 Beiträge

Ja, ich finde es auch sehr ärgerlich, dass Landeskirche ein so grosses Spektrum an unterschiedlich glaubenden und praktizierenden Pastoren Zugang zum Amt gestattet. Das ist mir definitiv zu weit gefasst. Ich weiss ja nie, wer mir da als Prediger und Seelsorger begegnet. Und wie oft habe ich mich getäuscht. Der eine ist Charismatiker und spricht von Tod und Teufel,der nächste glaubt nicht an Auferstehung und hält sowieso vieles für fromme Geschichten und Symbolik, ach naja, ich will mich gar nicht mehr damit befassen. Es war nur sehr enttäuschend, wenn ich einen Halt suchte und ihn nicht da finden konnte, wo ich ihn erwartete.Aber okay, das ist alles gewesen und lang her. Und es ist auch nicht mir allein so gegangen.

Stimmt, ich hoffte auf Unterstützung. Ich, wie auch viele andere, suchen dort, wo sie meinen, dass die eigenen Werte und Glaube inhaltlich entsprechend vertreten werden. Da geht man voll Vertrauen hin.

Die Beratungsstellen der Kirche, die sind wirklich gut. Jedenfalls die, die ich kenne. Dahin kann man sich getrost wenden, wenn´s mal nicht mehr so klappt mit Ehe und Familie. Da werden Sie geholfen. Aber woran orientieren diese Stellen sich zukünftig, wenn der Erhalt der traditionellen Ehe und Familie nicht mehr wertgeschätzt wird? Wird es Veränderungen geben, also doch eher hin zur Beratung von Auflösen der Ehe bei Schwierigkeiten?

Und irgendwie ist es doch erschütternd für alle, die viel in Familie und Ehe gegeben haben, sich eingegeben haben, und dann kommt von seiten der Kirche so ein "ist irgendwie egal" zu hören. Ob so oder so, ganz gleich. Natürlich erwartet niemand Anerkennung oder so etwas für eine langjährig geführte Ehe, aber dennoch. Es ist ein Wert, es geht sogar um Würde, die genommen wird. Auch wenn z.B. ich froh bin, dass meine Familie noch besteht, dass die Ehe nicht in die Brüche ging, weiß ich doch was dazu gehört hat, dieses System nicht einfach loszulassen sondern mit Gottes Hilfe etwas dafür zu tun,dass es bestehen bleibt. Fast 40 Jahre Ehe heißt nun mal nicht 40 Jahre große Verliebtheit und immer Sonnenschein, sondern Berg- und Talfahrt, heißt Leben in all seinen Facetten, mit Krankheit, mit Verlusten, mit Enttäuschungen umzugehen, aber auch mit Freude und Glück. Und was gibt jetzt das EKD-Papier weiter? Aber der Passus zu traditioneller Familie soll ja nun doch geändert werden. Hoffen wir mal.


zuletzt bearbeitet 01.10.2013 16:08 | nach oben springen

#47

RE Um was so viel Wirbel?

in Was nicht so recht passen will... 01.10.2013 22:20
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Zitat von Fritz7 im Beitrag #43

Zitat von Gast im Beitrag #40
das Thema polarisiert einfach, .
Aber WARUM? Und warum gerade Kirchenlaien?
Der Berg von länglichen EKD-Denkschriften und Orientierungsbehelfs geht doch sonst unbeachtet kilometerweit über Gemeinde hinweg ... Das Familienpapier insgesamt doch ebenso, bis auf ein paar winzige Details ... die hochkochen ...



Ich habe den Verdacht, dass Kirche bei Vielen (komischerweise auch kirchenfernen) als "oberste moralische Instanz" wahrgenommen wird. Das was man selbst längst nicht mehr lebt soll wenigstens noch in Kirche gelten damit die Welt noch in Ordnung ist. Gewissermaßen ein gesellschaftliches "Über-Ich".
So wird ja die evangelische Pfarrfamilie im Pfarrhaus auch gerne zu einer solchen "Ikone" hochstilisiert. Dass im Pfarrhaus aber nicht die Zeit stehengeblieben ist und dass dort auch nur Menschen bzw. mehr oder weniger "normale" Familien (eben auch mit all ihren Brüchen) leben wird nicht wirklch wahrgenommen bzw. akzeptiert.
Vielleicht fühlen sich viele (vermeintlich) eines "Ideals" beraubt, da in der Orientierungshilfe "Realität" beschrieben wird. Das verunischert. Da muss man dann selbst anfangen mal nachzudenken....

lg
kreuzpatsch


zuletzt bearbeitet 01.10.2013 22:22 | nach oben springen

#48

RE: RE Um was so viel Wirbel?

in Was nicht so recht passen will... 01.10.2013 22:53
von Herminehedvig • 93 Beiträge

Schade, dass du den Gemeindemitgliedern unterstellst, dass sie nicht denken.

So, nun zieht die als fundamentalistisch bezichtigte sich aber auch zurück. Gute Nacht !

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#49

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 02.10.2013 19:54
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Liebe Andrea,
ich will nochmal auf diesen - nun schon ein paar Tage alten - Artikel von evangelisch.de zurückkommen

Zitat von A. Clarenbach im Beitrag #25

wahrscheinlich habt ihr es schon gelesen, auf dem Symposion hat es offensichtlich einige Kritik am EKD-Papier gegeben:
http://aktuell.evangelisch.de/artikel/88...eren-ekd-papier


evangelsich.de (Bernd Buchner) schreibt:
Nach Ansicht des Berliner Kirchenhistorikers Christoph Markschies hat es die EKD versäumt, die theologische Bedeutung der Ehe zwischen zwei Menschen verschiedenen Geschlechts herauszuarbeiten. Diese Bedeutung werde in der Orientierungshilfe "mehr vorausgesetzt und behauptet, denn wirklich präzise begründet".

Ja, das hat die EKD versäumt - aber eben nicht erst in der Orientierungshilfe.

in Christoph Markschies Einleitung zum Symposium liest sich das so (vgl. http://familienpapier.evangelisch.de/deb...h-markschies-40):

Wenn aber meine Interpretation zutrifft und der Vorsitzende der Theologischen Kammer als Moderator gefragt wurde, weil ein theologisches Problem vorliegt, dann sollten wir uns heute auch auf dieses theologische Problem konzentrieren….

… Sie werden aber hoffentlich auch bemerken, dass ich das theologische Problem für so gewichtig halte, dass man jedenfalls meiner Ansicht nach der Ad-hoc-Kommission unter Vorsitz von Frau Bergmann schlecht vorwerfen kann, dass sie eben dieses Problem nicht ausführlich diskutiert oder gar gelöst hat. Das war schließlich auch gar nicht ihr Auftrag..

… Worin besteht das theologische Problem, das die Diskussion um die Orientierungshilfe "Zwischen Autonomie und Angewiesenheit" deutlich gemacht hat, deutlicher, als das Problem in der Orientierungshilfe selbst angesprochen wird? Das Problem besteht meiner Ansicht nach darin, dass die theologische Bedeutung der Ehe zwischen zwei Menschen verschiedenen Geschlechts mindestens in der allgemeinen Debatte in unserer Kirche, vielleicht aber auch in der fachwissenschaftlichen evangelischen Ethik mehr vorausgesetzt und behauptet, denn wirklich präzise begründet wird.


Ich will Euch hier längere Zitate ersparen, - es lohnt sich m. E. sehr, den Aufsatz von Markschies mal im Original und in voller Länge zu lesen. Er fordert, dass sich evangelische Theologie der Frage nach dem evangelischen Eheverständnis neu stellt:

Nun ist dieser Vorgang einer Auslegung einer einzelnen Passage am Gesamtzeugnis unter Beachtung der Bekenntnisse der Reformation keine mathematische Operation, die überall und unter allen Umständen auf stets dasselbe, eineindeutige Ergebnis führt und daher in einem schlichten Sinne Rechenfehler konstatiert werden können.
Die Frage, ob daher im Rahmen einer reformatorisch profilierten und biblisch grundierten Theologie auch dazu geraten werden kann, dass Menschen gleichen Geschlechts vor dem Altar eine kirchliche Ehe schließen dürfen, wird seit längerem mit guten theologischen Gründen unterschiedlich beantwortet.
...

dies scheint die Kernfrage zu sein:

...Haben wir wirklich noch ein theologisch begründetes Mandat, Menschen gleichen Geschlechts (von intersexuellen Personen gar nicht zu reden), die sich am alten Leitbild der Ehe zwischen Menschen verschiedenen Geschlechts orientieren wollen und lebenslang verlässlich Familie bilden wollen, diesen Wunsch abzuschlagen? Folgen wir blind dem Zeitgeist oder verbirgt sich, wie bei der Einführung der Frauenordination, unter dem Zeitgeist in Wahrheit der Heilige Geist? Ich frage ja nur.

Ich habe den Verdacht, dass wenige Theologen offen zugeben mögen, dass es dieses theologisch begründete Mandat nicht mehr gibt, da - man sieht es ja jetzt schon in der Diskussion über die Orientierungshilfe - dieses Eingeständnis für große Verunsicherung sorgt (zumindest in konservativen Kreisen) und wahrscheinlich zu weiteren Zerreißroben innerhalb der ev. Kirche führt.

Zitat von A. Clarenbach im Beitrag #25

Wenn ich das so lese, fürchte ich die Dinge werden so ihren Lauf nehmen, wie Fritz es beschrieben hat "verwässern und am Ende drittklassig begraben ..."


...wie schon gesagt, es könnte auch ganz anders kommen...

lg
kreuzpatsch

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#50

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 04.10.2013 17:46
von Fritz7 • 687 Beiträge

Hallo Kreuzpatsch,

Zitat von kreuzpatsch im Beitrag #49
.
dies scheint die Kernfrage zu sein:

...Haben wir wirklich noch ein theologisch begründetes Mandat, Menschen gleichen Geschlechts (von intersexuellen Personen gar nicht zu reden), die sich am alten Leitbild der Ehe zwischen Menschen verschiedenen Geschlechts orientieren wollen und lebenslang verlässlich Familie bilden wollen, diesen Wunsch abzuschlagen? Folgen wir blind dem Zeitgeist oder verbirgt sich, wie bei der Einführung der Frauenordination, unter dem Zeitgeist in Wahrheit der Heilige Geist? Ich frage ja nur.

Ich habe den Verdacht, dass wenige Theologen offen zugeben mögen, dass es dieses theologisch begründete Mandat nicht mehr gibt, da - man sieht es ja jetzt schon in der Diskussion über die Orientierungshilfe - dieses Eingeständnis für große Verunsicherung sorgt (zumindest in konservativen Kreisen) und wahrscheinlich zu weiteren Zerreißroben innerhalb der ev. Kirche führt.



Mein "Verdacht" hinsichtlich theologischer Begründung und theologisches Mandat von Ehe/ Trauung jeder Art geht noch tiefer und weiter zurück. Gab es in den Kirchen der Reformation, speziall auch der lutherischen überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt seit der Reformation eine wirkliche theologische Basis für Ehe oder Eheschließung gleich welchen Geschlechts und ob nun mit oder ohne Kinder in der Folge?
Sind nicht eher Theologen seit dem bürgerlichen 19. JH den damaligen Retro-Reformern und ihrer Schummelei, zurück zu christlichen Traditionen zu wollen, auf den Leim gekrochen und trauten sich mit zunehmender konservativer Anhängerschaft der Retro-Reformer immer weniger, sich von deren Märchen zu distanzieren?
Ich würd zu gerne eine belastbare theologische Stellungnahme aus berufenem theologisch kundigem Munde lesen, denn so ganz traue ich meinem "Verdacht" selbst noch nicht ...
Wenn aber die Hetero-Ehe schon ohne theologische Begründung und Mandat dastände, wenn denn Ehe nach Luther wirklich ein nur weltliches Ding wäre oder nach Paulus ganz verzichtbar (eigentlich nur wegen Vermeidung der Ausbeutung des schwächeren Sozialpartners tolerierbar), dann brauchen wir uns zumindest theologisch nicht über kinderlose, intersexuxuelle oder gleichgeschlechtliche Paarbeziehungen zoffen.

Aber da die Kunst des "aufrechten Ganges" so besonders und preiswürdig (Dorothee-Sölle-Preis) ist, wird es schwer sein, Pastoren dazu aus dem Dickicht zu locken für deutliche Statements.

Schöne Grüße aus Göttingen (heute morgen/nachmittags) und gleich abends aus Neudietendorf. Prächtiges Wetter und und wunderschöne Herbstlandschaft beim Überlandkutschen ... Leider bin ich heute morgen nicht dazu in der Bibliothek gekommen, über Ehe in der TRE nachzublättern und zu lesen. Die Zeit läuft so ...

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

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#51

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 04.10.2013 22:48
von Herminehedvig • 93 Beiträge

Jetzt soll es zurück gehen in Zeiten, die marchenhaft weit entfernt sind. Hm, und was ist mit den Erfahrungen der vergangenen Jahre ? Sind die nichtssagend, ungültig, nicht gewesen ? Oder sagen gerade die aus, dass Ehe eigentlich unnütz und vergeblich ist, dass Ehe verzichtbar und besser ersetzbar durch andere Formen desZusammenlenens ist ?

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#52

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 04.10.2013 23:41
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Zitat von Herminehedvig im Beitrag #51
Jetzt soll es zurück gehen in Zeiten, die marchenhaft weit entfernt sind. Hm, und was ist mit den Erfahrungen der vergangenen Jahre ? Sind die nichtssagend, ungültig, nicht gewesen ? Oder sagen gerade die aus, dass Ehe eigentlich unnütz und vergeblich ist, dass Ehe verzichtbar und besser ersetzbar durch andere Formen desZusammenlenens ist ?


Hermine, es sagt hier keiner, dass Ehe unnütz, vergeblich, oder ersetzbar ist. Das ist doch gar nicht die Frage. Die Frage ist, ob das, was eine Ehe nützlich, der Mühe wert und unersetzlich macht: nämlich die Bereitschaft zu lebenslanger, verlässlicher Partnerschaft und Familie nicht auch genauso wertvoll (und biblisch) ist, wenn die beiden Menschen, die das miteinander tun wollen 1. nicht unbedingt ein Mann und eine Frau sind oder 2. zwingend notwendig zum Standesamt gehen müssen..Sprich: ist Ehe nur dann Ehe, wenn ein Mann und eine Frau sie auf dem Standesamt schließen - oder kann man den Begriff weiter fassen indem man andersherum sagt, wenn zwei Menschen in lebenslanger verantwortlicher Partnerschaft leben wollen, dann ist das "Ehe". - Das ist das, worüber im Moment, auch theologisch, nachgedacht wird. Dazu müsst auch Fritz´Frage
Zitat von Fritz7 im Beitrag #50
Gab es in den Kirchen der Reformation, speziall auch der lutherischen überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt seit der Reformation eine wirkliche theologische Basis für Ehe oder Eheschließung gleich welchen Geschlechts und ob nun mit oder ohne Kinder in der Folge?"
beatwortet werden.

kreuzpatsch


zuletzt bearbeitet 04.10.2013 23:59 | nach oben springen

#53

Ehe im Mittelalter

in Was nicht so recht passen will... 05.10.2013 12:12
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Zitat von Fritz7 im Beitrag #50
Gab es in den Kirchen der Reformation, speziall auch der lutherischen überhaupt zu irgendeinem Zeitpunkt seit der Reformation eine wirkliche theologische Basis für Ehe oder Eheschließung gleich welchen Geschlechts und ob nun mit oder ohne Kinder in der Folge?


Ich habe mal angefangen im Netz über "Ehe im Mittelalter" zu recherchieren.
Dabei bin ich auf die Seite "Leben im Mittelalter" (http://www.leben-im-mittelalter.net/, dort besonders http://www.leben-im-mittelalter.net/allt.../liebe/ehe.html) gestoßen. Ist zumindest unterhaltsam zu lesen :-), deshalb wollte ich es Euch nicht vorenthalten,

lg
kreuzpatsch


zuletzt bearbeitet 05.10.2013 12:21 | nach oben springen

#54

RE: Ehe im Mittelalter

in Was nicht so recht passen will... 05.10.2013 23:55
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Schöner Link, kreuzpatsch.

Ob das heute so ganz obsolet ist, den Partner nach wirtschaftlichen Aspekten auszuwählen, lass ich mal dahingestellt ...

Mir fiel gerade ein, dass mir ein besonders frommer Katholik im Netz mal mit dem Argument kam, die romantische Liebe sei eine Erfindung des 18. Jahrhunderts, somit sei die romantische Liebe nicht so bedeutsam. Mit gutem Willen sei es darum auch den Homosexuellen zuzumuten, einen gegengeschlechtlichen Partner zu wählen, in der Ehe Gottes Gebot entsprechend das Leben weiterzugeben (Kinder zu zeugen) und sich ansonsten mit dem Ehepartner irgendwie zu arrangieren. Bei trennungswilligen Heterosexuellen lässt sich das Argument natürlich auch aus der Schublade ziehen. Alles eine Frage der Anstrengung.


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#55

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 06.10.2013 08:40
von Fritz7 • 687 Beiträge

Hallo,
nachdem ich einem sehr ausführlich "gesprächigem" die Vorgänge um die Orientierungshilfe analysierenden EKD-Synodalen (Theologen) zugehört hab, aber nicht zum fragen kam ...
interessiert mich nun doch der genaue Auftrag (2007) und nachgereichte Veränderungswünsche an die Kommission der Ex-Ministerin Bergmann ... und wieso diese Kommission genau so zusammengesetzt war wie sie es anscheinend war, ohne hinreichend hochrangige exegetische und theologisch-dogmatische Expertise ... Offensichtlich war die Richtungsbestimmung anfangs eine andere ... als sie heute nach dem Vorführen des EKD-Rats durch die evangelikal-konservativen von FAZ und IDEA vorgegeben wird ...

Und Ex-Ratsvorsitzender Huber könnte darüber auch Frust haben als Anlass für sein langes Interviev ...

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
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#56

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 06.10.2013 13:00
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Zitat von Fritz7 im Beitrag #55

interessiert mich nun doch der genaue Auftrag (2007) und nachgereichte Veränderungswünsche an die Kommission der Ex-Ministerin Bergmann ... und wieso diese Kommission genau so zusammengesetzt war wie sie es anscheinend war, ohne hinreichend hochrangige exegetische und theologisch-dogmatische Expertise ... Offensichtlich war die Richtungsbestimmung anfangs eine andere ... als sie heute nach dem Vorführen des EKD-Rats durch die evangelikal-konservativen von FAZ und IDEA vorgegeben wird ...


Ich habe den Verdacht, dass der Auftrag zunächst dieser war: "Familienförderung im kirchlichen Arbeitsrecht, Eine Arbeitshilfe erarbeitet im Auftrag des Rates der EKD, EKD-Texte 92, 2007" (http://www.ekd.de/EKD-Texte/ekd_texte92_1.html).
Jedenfalls ist scheint die Kommission die selbe zu sein?!: "der Text, der von einer Ad hoc-Kommission unter Vorsitz der früheren Bundesministerin Christine Bergmann erstellt worden ist,.. "...
...irgendwie scheint sich das dann verstelbststänigt zu haben?!

lg
kreuzpatsch

P.S.
In der Arbeitshilfe klingt jedenfalls schon der Grundtenor der Orientierungshilfe durch:

2. Familienförderung – sozialethisch und ökonomisch geboten

Weil „Ehe und Familie nach dem Glauben gute Gaben Gottes“ sind, setzt sich die evangelische Kirche mit Nachdruck für die Förderung von Familien und die Veränderung des öffentlichen und kulturellen Klimas im Hinblick auf Familien ein. In vielen Verlautbarungen(1) betont sie die Notwendigkeit, den veränderten Lebenswirklichkeiten von Familien gerecht zu werden, denn Familie lebt heute in vielen Formen – verheiratete und unverheiratete Paare, allein erziehende Mütter und Väter, Patchworkfamilien, Pflegefamilien, Lebenspartnerschaften usw. Familie ist überall dort, wo Eltern Verantwortung für Kinder übernehmen und für sie sorgen und umgekehrt auch Kinder Verantwortung für ihre Eltern tragen.
(vgl. http://www.ekd.de/EKD-Texte/ekd_texte92_2.html)


zuletzt bearbeitet 06.10.2013 13:25 | nach oben springen

#57

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 10.10.2013 18:33
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von kreuzpatsch im Beitrag #56
Ich habe den Verdacht, dass der Auftrag zunächst dieser war: "Familienförderung im kirchlichen Arbeitsrecht, Eine Arbeitshilfe erarbeitet im Auftrag des Rates der EKD, EKD-Texte 92, 2007" (http://www.ekd.de/EKD-Texte/ekd_texte92_1.html).
Jedenfalls ist scheint die Kommission die selbe zu sein?!: "der Text, der von einer Ad hoc-Kommission unter Vorsitz der früheren Bundesministerin Christine Bergmann erstellt worden ist,.. "...
...irgendwie scheint sich das dann verstelbststänigt zu haben?!P.S.
In der Arbeitshilfe klingt jedenfalls schon der Grundtenor der Orientierungshilfe durch:


Hallo Kreuzpatsch und ganz herzlichen Dank für deine Recherchen.
Deine Schlussfolgerungen über den Zusammenhang mit "Familienförderung im kirchl. Arbeitsrecht" klingen für mich überzeugend, wenn ich auch Art und Umfang der Verbindungen zwischen beiden EKD-Texten noch nicht ganz kenne bzw. verstehe ...

Ich habe inzwischen folgendes gefunden: http://www.ekd.de/EKD-Texte/orientierung...fe_familie.html 19.6.2013

Zitat
Reichliche drei Jahre hat die Ad-hoc-Kommission an dieser Familienschrift gearbeitet. Der Auftrag, den der Rat der EKD erteilt hat, angesichts des gesellschaftlichen und politischen Wandels über Konsequenzen für die kirchliche Familienpolitik zu beraten,

Danach liegen zwischen Vorlage der ersten und Arbeitsbeginn des 2. Papiers ca. 3 Jahre und ein Wechsel im Ratsvorsitz (Huber zu Käßmann)

Wenn nun beide Kommissionen personell gleichbesetzt wären, kann mein Verdacht nicht stimmen, dass die sehr frauenstarke und durch für Frauenthemen "offene" Männer ergänzte Besetzung vielleicht auf die Handschrift von Frau Käßmann erklärbar wäre und nach ihrem Weggang nun die Retourkutsche der sich übergangen fühlenden "Fachmänner für Hochschuldtheologie", will sagen, Lehrstuhlinhaber von Exegetischen, Dogmatischen und Ethischen Universitätsfächern nachgereicht würde. Dann hätte ja Huber die Besetzung schon dirigieren können ... und bräuchte sich nun nicht beklagen, allenfalls darüber, dass seine ethische Expertise nun nicht mehr nachgefragt wurde zum Symposion.

http://www.ekd.de/EKD-Texte/orientierung...ilie/88058.html

Zitat
Mitglieder der Ad-hoc-Kommission
◾Bundesministerin a. D. Dr. Christine Bergmann, Berlin (Vorsitzende)
◾Prof. Dr. Ute Gerhard, Bremen (stellv. Vorsitzende)
◾Oberkirchenrätin Dr. Kristin Bergmann, Hannover
◾Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler, München
◾Prof. Dr. Kerstin Feldhoff, Münster
◾Kirchenpräsident Dr. Volker Jung, Darmstadt
◾Direktorin Susanne Kahl-Passoth, Berlin
◾Jens-Peter Kruse, Hannover
◾Prof. Dr. Stefanie Schardien, Hildesheim
◾Prof. Dr. Bernd Schlüter, Berlin
◾Dr. Insa Schoeningh, Berlin
◾Prof. Dr. Barbara Thiessen, Landshut
◾Rainer Volz, Düsseldorf
◾Oberkirchenrätin Cornelia Coenen-Marx, Hannover (Geschäftsführung)



In der Haut von OKR Coenen-Marx mag ich nicht stecken, wenn die Orientierungshilfe auf der EKD-Synode in Düsseldorf im November breit nachgekartet werden sollte.
Man wird sie wohl bohrend fragen, wo das Krisenmangement des EKD-Kirchenamts war,
- wieso sie die Hohen Herren im Ratsvorsitz nicht rechtzeitig auf drohendes schweres Wetter von evangelikaler Seite geeicht haben,
- wieso sie Schneider nicht von der rigiden Stophaltung, die vermutlich nicht durchzuhalten sein wird "Wir verändern NICHTS" rechtzeitig beratend abgebracht haben,
- wieso nicht längst exegetisch begründet wurde, wieso man heute von den Biblischen Befunden zu Ehe und Homosexualität theologisch abweichen MUSS.

Wenn ich mich in die Situation der Schwulen und Lesben reindenke, können diese auch mit den seidenweichen, halbherzigen Andeutungen zu ihrer Position nur höchst unzufrieden sein. Anerkennung und faire Gleichberechtigung geht doch wohl anders? Es allen gleichzeitig rechtmachen zu wollen, führt manchmal wohl nicht zum optimalen Resultat ... auch wenn danach alle etwas unzufrieden wären als Kennzeichen eines vorgeblich guten Kompromisses.

Fritz


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zuletzt bearbeitet 10.10.2013 20:10 | nach oben springen

#58

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 10.10.2013 21:06
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Hallo Fritz,

Zitat Fritz: Wenn ich mich in die Situation der Schwulen und Lesben reindenke, können diese auch mit den seidenweichen, halbherzigen Andeutungen zu ihrer Position nur höchst unzufrieden sein. Anerkennung und faire Gleichberechtigung geht doch wohl anders? Es allen gleichzeitig rechtmachen zu wollen, führt manchmal wohl nicht zum optimalen Resultat ... auch wenn danach alle etwas unzufrieden wären als Kennzeichen eines vorgeblich guten Kompromisses.

Das wird davon abhängen, welche Worte beim "Nachbessern" der Orientierungshilfe gefunden werden, um einen Kompromiss zu erreichen. Den Ansatz von Huber, der von ethischem Vorrang der herkömmlichen Ehe sprach, fand ich da nicht so gelungen, wie ich schon dargelegt habe. Eigentlich müsste es doch machbar sein, die Bedeutung des einen (die herkömmliche Ehe) in stärkerem Maße zu würdigen, ohne das andere (die anderen Lebensformen) herabzusetzen.

Es grüßt

Andrea


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#59

RE: Orientierungshilfe der EKD zur Familie

in Was nicht so recht passen will... 10.10.2013 21:19
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von A. Clarenbach im Beitrag #58
Eigentlich müsste es doch machbar sein, die Bedeutung des einen (die herkömmliche Ehe) in stärkerem Maße zu würdigen, ohne das andere (die anderen Lebensformen) herabzusetzen.
Herabsetzen beginnt für mich beim Verstecken, beim Versuch , es so unterzubringen, dass es leicht zu übersehen/ überlesen wird ... runterzuspielen in der Diskussion.
Es käme darauf an, beiden Optionen durch gleiche Klarheit gerechter zu werden, auch durch Klarheit der Auslegung der verdächtigen Bibelstellen zur Frage ... Rückgrat wäre gefragt ...

Fritz


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Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

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#60

Schweigen im (Walde) der Hirten in der Kirche?

in Was nicht so recht passen will... 13.10.2013 17:54
von Fritz7 • 687 Beiträge

Hallo nochmal,
http://www.sonntag-sachsen.de/2013/09/20...gen-der-hirten/

ob man als stellvertretender Ratvorsitzender sich wirklich erfolgversprechend per "leichtem Fuß" wegstehlen kann? Anschweigen spricht bisweilen Bände ... Imho spinnen da am wenigsten die Sachsen ...

Fritz


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Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 13.10.2013 17:55 | nach oben springen


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