#31

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 28.10.2013 16:32
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von kreuzpatsch im Beitrag #28
M.E. geht es nicht (nur) darum, dass Trennendes benannt wird, sondern wie es bewertet wird, ob es einer grundsätzlichen Einigung im Wege steht oder eben nicht. Bei der Rechtfertigung ist das ziemlich klar:

Hallo Kreuzpatsch, bin so ziemlich ganz deiner Meinung, bzw. der Meinung, dass die Grundfragen theologisch nie einem Miteinander hätten im Wege stehen müssen - ... wenn da nicht weitere externe Interessen wären.
Der restlosen Rückabwicklung stehen heute trotz 50-jähriger Arbeit der gemeinsamen Einheits-Kommission auch auf lutherischer theologischer Seite starke Kräfte entgegen. Ich kann mich noch ziemlich gut des Sturms gegen die GE Rechtfertigung 1999 von lutherischen Theologen und Hochschullehrern erinnern, von Altlutheranern erst gar nicht anzufangen und den nicht aufgefangenen Irritationen im konservativen Kirchenvolk, das imho zu oft ratlos alleingelassen wurde oder gar zusätzlich irrgelehrt.

Schön und weiterführend empfinde ich die Worte Fulbert Steffinskys von den verschiedenen einander bereichernden christlichen Dialekten - Vortrag in Witten (bitte draufklicken).

Zitat von Fulbert Steffinsky
Wirklich getrennt sind Katholiken und Protestanten heute vor allem durch die Trennungserklärungen der Kirchenleitungen. Ohne sie wären wir schon weiter. In den Konfessionen haben sich verschiedene Dialekte des christlichen Glaubens entwickelt. Diese Verschiedenheit ist der Reichtum der Kirchen, und ich möchte nicht, dass sie verschwinden und dass es zu einem blassen McDonald-Christentum kommt.


Dass fehlgelenkte Toleranz zu undefinierbarer Blässe und marketinggeglätteter Profillosigkeit christlicher Botschaft führen könnte, beschäftigt mich auch immer wieder ... und ärgert mich auch, wenns so kommt/ käme.

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 28.10.2013 16:36 | nach oben springen

#32

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 28.10.2013 16:45
von Coriander • 334 Beiträge

Lieber Wendelin,
ergänzend zu den Ausführungen von Bruder Bernd hier ein Hinweis auf evangelische Kommunitäten bzw. geistliche Gemeinschaften: http://www.evangelische-kommunitaeten.de/startseite/
Denn es gibt auch im Bereich der evangelischen Kirchen zahlreiche Möglichkeiten, über die Zugehörigkeit zu einer Kirchengemeinde hinaus seinen Glauben im Rahmen einer verbindlichen Gemeinschaft zu leben. Vielleicht ein für dich interessanter Link.
Gruß,
Coriander


Das sind die wahren Wunder der Technik, dass sie das, wofür sie entschädigt, auch wirklich kaputt macht. (Karl Kraus)

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#33

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 29.10.2013 10:50
von Wendelin • 31 Beiträge

Danke für die Tips aber jetzt blicke ich gar nicht mehr durch.
Bernd OFS hat was von evangelischen Franziskanern geschrieben aber die sind im Link nicht drin. Wozu gehören die denn?
Was OFS heißt weis ich immer noch nicht so genau.

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#34

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 29.10.2013 11:50
von Bernd OFS
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Lieber Wendelin,
in der katholischen Kirche wird jedem Orden ein lateinischer Name und eine entsprechende Abkürzung zugeordnet.
Der Orden zu dem ich gehöre heißt Ordo Franciscanus Saecularis. Das bedeutet soviel wie "Orden des Heiligen Franziskus in der Welt". Die Abkürzung ist OFS und wird, wie bei Ordensangehörigen üblich, hinter den Namen gestellt.
Warum die Evangelischen Franziskaner Tertiaren, auf den Seiten, die Coriander verlinkt hat, nicht auftauchen, weiß ich allerdings nicht.

Noch einiges zu dem was Du, wie ich vermute, suchst.
Wenn ich an den Prozess denke, der zu meiner Konvertierung führte (ich war bis zu meinem 50. Lebensjahr evangelisch) und mehrere Jahre dauerte, dann war mir zunächst einmal wichtig, was ich denn selbst glaube und glauben kann. Ich weiß nicht, ob Du regelmäßig im Evangelium ließt aber dabei habe ich spüren können, womit ich übereinstimmen kann.
Wenn ich in die Heilige Messe gehe, dann war/ist es dort auch so, dass ich nicht automatisch angesprochen wurde/werde.
Kontakt bekommt man, nach meiner Erfahrung, eher dadurch, dass man selbst aktiv wird. Und das funktioniert bei Angeboten, Gruppen und Kreisen, nach meiner Erfahrung, meist besser.
Schau einfach mal, was in Deiner Umgebung "angeboten" wird, auch in Nachbargemeinden.

pace e bene
Bernd

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#35

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 29.10.2013 12:44
von Wendelin • 31 Beiträge

Hallo Bernd OFS,
was das OFS bedeutet weiß ich jetzt. Danke.
Bibel lesen tue ich bis jetzt nicht. Nur mal in dem Bibelkreis wo ich aber nichts verstanden habe was gesagt wurde.
Ich bin jetzt auch ziemlich durcheinander. Woran ich glaube außer an Gott habe ich noch nie überlegt. Ich weiß auch nicht was sonst noch wichtig sein soll. Im Konfirmationsunterricht haben wir nur was auswendig gelernt. Ich glaub ich weiß garnichts und das macht mich ziemlich traurig. Hier komme ich mir auch wieder so vor als wenn ich nix weiß. Ist mir bald alles zuviel.

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#36

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 29.10.2013 18:07
von Coriander • 334 Beiträge

Hallo Wendelin,

sehr gute Frage: was außer Gott soll denn noch wichtig sein?
Ich möchte dich gern ermutigen, in so einem Bibelkreis auch mal nachzufragen. Oder auch mal nach einem Gottesdienst, wenn in der Predigt etwas seltsam erschien. Da gibt es keine dummen oder falschen Fragen. Ich sehe gerade so das Bibelkreis-Trüppchen vor mir, wo ich hingehe, wenn es gerade mal wieder stattfindet. Das ist sehr klein, die Leute sind schon lange zusammen, und wenn mal jemand käme und ein paar Fragen stellte, die sonst nie gestellt werden, weil allen alles immer schon so "klar" und "selbstverständlich" ist, dann könnten die Gespräche noch interessantere Wendungen nehmen :-) Manches meint man zu wissen, und wenn man dann hinschaut, ist es gar nicht so klar ...
Ich finde, die Bibel ist ein riesengroßer Schatz. Manchmal springt einen ein Satz an und tut einem sofort gut oder regt einen sofort auf; manchmal muss man etwas Geduld mitbringen und nachfragen, nachlesen, ein bisschen dazu lernen.
"Nur" auswendig lernen hilft erstmal nicht so wahnsinnig viel weiter (obwohl ich für mich ganz froh bin über manches, was ich auswendig weiß). Ich finde es sehr sehr toll, dass du nach deinem Konfirmationsunterricht weiterhin Fragen zum Glauben hast und auf der Suche bist.
Hab grad kürzlich in einem Gottesdienst einen Satz gehört, der beim Propheten Jeremia irgendwo steht, da sagt Gott: "Wenn ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen." Das finde ich eine großartige Zusage. Ich denke, das Suchen kann heißen: lesen, fragen, nachhaken, nachdenken - und natürlich beten.
Grüße,
Coriander


Das sind die wahren Wunder der Technik, dass sie das, wofür sie entschädigt, auch wirklich kaputt macht. (Karl Kraus)

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#37

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 30.10.2013 21:55
von Bernd OFS
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Zitat von Fulbert Steffinsky
Wirklich getrennt sind Katholiken und Protestanten heute vor allem durch die Trennungserklärungen der Kirchenleitungen. Ohne sie wären wir schon weiter. In den Konfessionen haben sich verschiedene Dialekte des christlichen Glaubens entwickelt. Diese Verschiedenheit ist der Reichtum der Kirchen, und ich möchte nicht, dass sie verschwinden und dass es zu einem blassen McDonald-Christentum kommt.
__________________________________________________________________

Da ich Zeit hatte, bin ich dann einfach mal zu der Veranstaltung nach Witten gefahren. Ist ja direkt vor meiner Haustür.
Eigentlich hatte ich etwas erwartet, was offener provokativ daherkommt. Es war aber "nur" an einigen (durchaus wichtigen Grundpositionen) herausfordernd für "beide Seiten". Auch waren ein Großteil der Thesen durchaus mit dem zu vergleichen, was in dem Papier "Vom Konflikt zur Gemeinschaft" formuliert wird.
Ich hab zwar einige Notizen gemacht, werde aber trotzdem noch versuchen mal an das Manuskript heran zu kommen. Ich bin nicht mehr so gut im mitschreiben.....

pace e bene
Bernd

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#38

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 30.10.2013 23:40
von JmE • 204 Beiträge

Moin Wendelin,
seit etwas mehr als zwölf Jahren setze ich mich mit meinem Glauben auseinander. Früher war ich mal katholisch, das habe ich so mit etwa zwanzig hinter mir gelassen. Bis dahin wusste ich, als halbwegs katholisch erzogener Knabe, zwar dass es wohl auch eine evangelische Kirche gibt, aber die waren mir so fremd wie die Bayern oder die Schweden. In dem Vorort, wo ich aufgewachsen bin, gab es die Bonhoefferstraße. Das sagte mir nichts. Irgendwann erklärte mir wer dass sei der einzige evangelische Heilige. Nun denn, auch das habe ich hinter mir gelassen. Den Glauben meiner Kindheit habe ich damals verloren, niemand zeigte mir wie man auch als Erwachsener glauben könne. Lange Zeit habe ich mich mit Kirche und Glauben überhaupt nicht auseinander gesetzt. Es war mir schlicht gleichgültig. Manchmal hat mir was gefehlt und ich wusste nicht was. So etwa zwölf Jahre ist es her, wie ich oben schrieb, dass das Suchen intensiver wurde, ich mich mit dem christlichen Glauben auseinander gesetzt habe und versucht habe alles mögliche dazu zu lesen. Nix habe ich davon verstanden, es gab keinen Zugang für mich. Dann habe ich angefangen in Kirchen zu gehen, möglichst wenn da nichts los war. Eine Messe besuchen war seit meiner Kindheit ein Graus. In manchen Kirchen habe ich etwas gespürt, in anderen nichts. Ganz toll war Sankt Severin in Köln, ich habe gespürt dass es ein besonderer Ort ist. Dort wird seit über tausendsechshundert Jahren gebetet, vielleicht sogar schon seit zweitausend Jahren. Das schafft eine besondere Atmosphäre. Also schien ja doch was dran zu sein am Glauben und am Beten. Ich hatte tausend Fragen und null Antworten. Zusammen mit meiner jetztigen Frau bin ich auch mal in ganz andere Kirchen in Norddeutschland gegangen. Die waren schmucklos und rochen nicht wie eine Kirche.
Irgendwann haben wir zusammen angefangen die Bibel zu lesen, nicht von vorne nach hinten sondern, mit einem Leseplan, den ich im Netz fand. Zu jedem Abschnitt in der Bibel gabs in unserer Erklärungen, die haben mir sehr geholfen. Dann sind wir, mal hier, mal dort, in Gottesdienste gegangen und irgendwann hier im Ort in der evangelischen Kirche hängen geblieben. Diesen Kram mit den verschiedenen Bekenntnissen habe ich auch nie richtig verstanden und sinnvoll erscheint es mir heute auch noch nicht wirklich. Jedoch glaube ich an Gott, kann mit Überzeugung das Glaubensbekenntnis sprechen und zum Abendmahl gehen. Manchmal sind mir die Gottesdienste zu dröge, dann gehe ich eben eine Zeit lang nicht hin. Irgendwann merke ich dann, dass mir etwas fehlt und ich stiefele sonntags Früh mal wieder in die Kirche. Aber beten, das kann ich immer und überall, denn das ist mein ganz eigenes Gespräch mit Gott. Dafür brauche ich keine Institution, die mir sagt was richtig oder falsch ist an meinem Beten. Irgendwie hänge ich zwischen dem Evangelischen und dem Katholischen. Den Glauben meiner Kindheit habe ich in Teilen wiedergefunden, vieles habe ich dazu gewonnen. Besonders wichtig ist mir, dass ich mit Gott reden darf, direkt und so wie mir der Schnabel gewachsen ist. Das kann mir kein Papst und keine Landeskirche verbieten, denn genau das wollte Gott ja: dass wir mit ihm reden, versuchen seine Antworten zu verstehen und manchmal Antworten von ihm bekommen, die wir lieber nicht verstanden hätten. Und dass wir versuchen Jesus nachzueifern, auf seinem Weg mitzugehen. Die Bibel hilft dabei, andere Menschen auch. Und eine Kirche zu besuchen ist zumindest nicht hinderlich.
Fröhliche Grüße
JmE


zuletzt bearbeitet 31.10.2013 00:26 | nach oben springen

#39

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 04.11.2013 10:57
von Bernd OFS
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Fritz schrubte (woanders):
"Hmm, Steffinsky verdächtigt eine fiktive Einheitskirche der McDonaldisierung von Glauben und Lehre/ Dogma. Das ist für mich so ziemlich die entgegengesetze Situation, die Bernd als Individualsynkretismus, andere als PatchWorkReligion oder Baukasten-, Flickerlteppich- bzw. Bastel-Glaube und im Glaubenskurs "Spur8" als Buffetgott bezeichnen, bisweilen nicht nur konfessionell unbestimmbar sondern auch nur eingeschränkt christlich. Beides für mich keine attraktiven Zukunftsvisionen."

und Kreuzpatsch antwortete darauf:
"Ich finde nicht, dass "Einheitshirche" und "Individualsynkretismus" so weit voneinander entfernt sind. M. E. ist beiden gemeinsam, dass "gewachsener Lehre" vereinfacht, nivelliert oder ignoriert wird."

Und ich finde, dass "Individualsynkretismus" eher etwas ist, was Fritz wohl ausdrücken wollte.
Ich sehe, in Gesprächen, Christen, die vermeintlich(!) Evangelisches, Katholisches gern mixen. Und zwar mit einem Filter, dessen Löchlein durch die persönlichen, "gesellschaftlichen" und politischen Überzeugungen geprägt wurden!
Nur als Beispiel: Papst Franziskus hat irgendwann mal gesagt, dass die Kirche eine "Theologie der Frau" brauche. Ich glaube, dass er damit einem biblisch/theologisch begründeten "Amtsverständnis" für Frauen, den Weg ebnen möchte. Forderungen aufgrund von (politischen) Gleichberechtigungsdiskussionen empfinde ich als "zu kurz" und "fremdbestimmend"!

Steffinsky meinte übrigens wirklich die "Einebnung" von Glaubensinhalten und -äußerungsformen, zugunsten einer einheitlichen Lehre, die dann wiederum nicht beliebig wäre! Ich fand das, so wie ich es verstanden habe, übrigens, in vielen Fällen, nachvollziehbar! Wenn auch manchmal etwas widerständig, weil er Süffisanz eher bei der Schilderung katholischen Formen als rethorisches Stilmittel einsetzte.......
Na ja, er sit halt inzwischen evangelisch.....
;-)

Wo sah er wesentliche Unterschiede und damit Ergänzungen bei den "beiden" Kirchen? Im Vordergrund stand da (für mich) einerseits die Zentriertheit auf das Bibelwort und auch die Rationalität, zum anderen in der Zelebrierung und auch Inszenierung (positiv gemeint) von Glauben(sinhalten). Die Gefahr bestehe darin, dass das sinnhafte Zeichen/Symbol/Geschehen ihren Inhalt verliere und dann nur noch Inszenierung (im negativen) Sinne sei. Die (evangelische) Ablehnung der sinnlichen Inszenierungen verhindere/erschwere eine "Ganzheitlichkeit" des Glaubens.
Er vertrat die Ansicht, dass ein positiver Unterschied auf Seiten der Evangelischen sei, dass das Studium und die Auslegung sich einzig am (übersetzten?) Wort ausrichtet. Eine Gefahr dabei sah er in einem Biblizismus, bei der die Bibelauslegung durch das Bibelwort selbst in Zweifel gezogen wird. Quasi ein interner Bibelkampf, bei der ein Bibelzitat mit dem anderen wiederlegt werden soll.
Eine solche biblizistische Zentriertheit führe u.U. zu einer "unterkühlten" Glaubenspraxis.

Einen weiteren Unterschied sah er in der Praxis/"Ablehnung" des "Verbundenseins" mit den Toten Geschwistern und den Heiligen. Katholiken seien damit auch in der Vergangenheit verankert, während bei Evangelischen eher in der Gegenwart verwurzelt seien. Steffinsky brachte dazu das Beispiel eines befreundeten Menschen, der seine Mutter(?) in einem weit entfernten Ort beisetzen ließ. Auf den Einwand, dass er dann ja nicht mehr einfach das Grab besiuchen könne, habe dieser geantwortet, "warum denn, sie ist doch tot". Einen weiteren Ausdruckspunkt meinte Steffinsky bei Gräbern zu sehen. Evangelische Gräber seien durch Schmuck zu erkennen, bei denen "Langzeittauglichkeit" gegeben ist, während katholische Gräber häufiger mit frischen Blumen, Kerzen etc. geschmückt seien.

Dann noch einige "Thesen", die ich mitgeschrieben habe (vollständig ungeordnet):
- Sich nicht(!) selbst zu genügen, erzeugt Bedürftigkeit nach dem anderen!
- (Wichtig) Liebe und(!) Skepsis dem Eigenen gegenüber!
- Heiligsprechung ist immer mit Interessen verbunden!

So, jetzt hab ich keine Lust mehr zum subjektiven Berichten....

pace e bene
Bernd
- Wo Freiheit ist, ist Protestantismus!

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#40

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 11.11.2013 13:28
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Zitat von Gast im Beitrag #39

Er vertrat die Ansicht, dass ein positiver Unterschied auf Seiten der Evangelischen sei, dass das Studium und die Auslegung sich einzig am (übersetzten?) Wort ausrichtet. Eine Gefahr dabei sah er in einem Biblizismus, bei der die Bibelauslegung durch das Bibelwort selbst in Zweifel gezogen wird. Quasi ein interner Bibelkampf, bei der ein Bibelzitat mit dem anderen wiederlegt werden soll.
Eine solche biblizistische Zentriertheit führe u.U. zu einer "unterkühlten" Glaubenspraxis.


Gerade vorhin habe ich Schneiders Ratsbericht auf der EKD-Synode geesen, der m.E. Steffinskys Einschätzung der evangelsichen Kirche gut illustriert (http://www.ekd.de/synode2013/presse/pm21...ekd_synode.html)

Hier ein kurzer Auszug
Unter dem Titel „Die Heilige Schrift als Maß und Mitte evangelischer Urteilsbildung“ entfaltete Schneider die Bedeutung und den Gebrauch der Bibel in heutiger Zeit. Schneider begann mit der Feststellung: „Alles theologische Nachdenken über Gott und die Welt beginnt und endet mit der Heiligen Schrift, sie ist der Schatz, das Herz, die große Liebe der reformatorischen Kirchen.“ Er machte deutlich, dass es zum „Kern reformatorischer Einsichten“ gehöre „kein Amt und keine Person anzuerkennen, das oder die Gottes Wort in Menschenworten eindeutig und abschließend“ zu definieren beanspruche, vielmehr gelte, so der Ratsvorsitzende: „Es ist eine bleibende und immer neue Aufgabe reformatorischer Theologie und kirchlicher Äußerungen, die Schrift durch die Schrift im Diskurs der Glaubenden auszulegen.“ Auf diesem „kommunikativen Weg“ werde der reformatorische Grundsatz „sola scriptura“ verwirklicht.

...Konfklikte mit dem Papstamt sind vorprogrammiert :-).... ob es da eine Lösung gibt?

lg
kreuzpatsch


zuletzt bearbeitet 11.11.2013 13:28 | nach oben springen

#41

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 26.11.2013 20:38
von Bernd OFS
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Liebe Kreuzpatsch,
ich antworte mal spät aber überhaupt.....
Ich hatte mich neu registriert, damit ich wenigstens mal was verlinken kann.....
Außer einer email, in der ich die Registrierung bestätigt habe und dem Hinweis, ich würde "nach Prüfung" freigeschaltet, passierte nix; seit dem 12.11.2013 übrigens. Wenn das bei anderen Regsitrierungen auch so verläuft ......
Nun weiß ich weder meinen Benutzernamen noch mein Passwort und das Ganze wird wohl doch versanden (müssen) ....

Zitat Dr. Schneider:
"zum „Kern reformatorischer Einsichten“ gehöre „kein Amt und keine Person anzuerkennen, das oder die Gottes Wort in Menschenworten eindeutig und abschließend“ zu definieren beanspruche, vielmehr gelte, so der Ratsvorsitzende: „Es ist eine bleibende und immer neue Aufgabe reformatorischer Theologie und kirchlicher Äußerungen, die Schrift durch die Schrift im Diskurs der Glaubenden auszulegen.“ Auf diesem „kommunikativen Weg“ werde der reformatorische Grundsatz „sola scriptura“ verwirklicht. "

Zitat Kreuzpatsch:
"...Konfklikte mit dem Papstamt sind vorprogrammiert :-).... ob es da eine Lösung gibt?"
--------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Da ist ja eine Art von Definition (na ja, nicht ganz...) in Dr. Schneiders Zitat, wie "scola scriptura" verwirklicht werde(n könne), nämlich "im Diskurs mit den Gläubigen". Im Prinzip nichts dagegen einzuwenden aaaaaaber, meint Dr. Schneider wirklich alle Gläubigen, im Sinne alle Getauften? Also auch diejenigen, bei denen nach Taufe, Konfirmation (,Kommunion/Firmung, falls wir Katholischen überhaupt einbezogen sein sollten....) , nicht mehr "viel oder überhaupt passiert ist? Im Dialog auch mit den Getauften, die sich ihren Privatglauben zusammen gebastelt haben und ggf. lediglich nachsehen (was schon viel wäre), ob ihre persönlichen Vorstellungen, Wünsche und Wertvorstellungen mit der Schrift übereinstimmen? Wen meint Dr. Schneider wohl alles? Und wer legt dann letztlich aus oder wäre das dann ein Prozess ohne jegliche "Entscheidung"?

Ach ja, die Sache mit dem Papstamt.......
Dazu schreibe ich mal zunächst (fast) gar nichts.
Der Bischof von Rom hält viele einfach nur in Atem!! Er läßt uns nicht zur Ruhe kommen!!
Wir (gaaaaanz viele Franziskaner) sind sehr glücklich über das, was man, beinahe täglich lesen kann.
In den nächsten Tagen werde ich mich intensiver mit "EVANGELII GAUDIUM" beschäftigen. Es gibt ja nicht wenige Stimmen, die das "apostolische Schreiben" als eine Art "Regierungsprogramm" bezeichnen. Und es scheint, wenn ich Berichte/Kommentare lese, auch Aussagen zum Papstamt zu beinhalten, wenn er gesagt haben soll, dass man vom päpstlichen Lehramt keine endgültige oder vollständige Aussage zu allen Fragen erwarten muss, welche die Kirche und die Welt betreffen!
Aber dazu muss ich das Schreiben erst noch lesen und studieren.

Ich hätte Dir/euch das Schreiben gern verlinkt aber da ich ja nicht freigeschaltet werde ....... ;-)

pace e bene
Bernd

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#42

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 26.11.2013 23:29
von JmE • 204 Beiträge

Moin,
dann setze ich mal den Link hier rein:
http://tinyurl.com/o9g9bvg
Fröhliche Grüße
JmE

P.S.
Hier findet ihr den Volltext von:

APOSTOLISCHES SCHREIBEN
EVANGELII GAUDIUM
DES HEILIGEN VATERS
PAPST FRANZISKUS
AN DIE BISCHÖFE,
AN DIE PRIESTER UND DIAKONE,
AN DIE PERSONEN GEWEIHTEN LEBENS
UND AN DIE CHRISTGLÄUBIGEN LAIEN
ÜBER DIE VERKÜNDIGUNG DES EVANGELIUMS
IN DER WELT VON HEUTE

http://tinyurl.com/pc8n2zs

JmE


zuletzt bearbeitet 26.11.2013 23:52 | nach oben springen

#43

Evangelii Gaudium

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 26.11.2013 23:58
von Fritz7 • 687 Beiträge

Wenn von oben genannter Enzyklika "Evangelii Gaudium" (Lehrschreiben von der "Freude am Evangelium") von Papst Franziskus mehr überbliebe als von den Reformen des 2. Vatikanums und nicht auf dem Weg der Umsetzung durch die Institution versanden gelassen würde durch die systeminternen Gegner, dann hat nach den ersten Zitaten daraus und sachkundigen Einschätzungen das Schreiben das Zeug, uns alle in Fahrt zu bringen, auch die EKD ... Ich wünsch ihm (dem röm. Bischof und Petrusamtsinhaber Franziskus) dazu noch lange die Gesundheit, sein Amt (Ämter) tatkräftig und profilierend ausüben zu können.
Dann könnte das auch frischen Wind in ev. Kirchenleitungen bringen und nicht viel Zeit nur für die Pflege der leibgewordenen, aber angestaubten Traditionen (500-Jahr-Festivitäten-Beschaulichkeit) zu lassen. Dann reicht es auch für Dr. Nikolaus Schneider und seine Amtsnachfolger nicht mehr, nur auf sola scriptura oder das Grundgesetz als Hindergrund für alle und jede Reform zu verweisen - auch nicht für überfällige.Reformen an der Positionsbestimmung und den Misch-Finanzierungssystemen bezüglich deutschsprachige Staaten zu ev. Kirchen.
Das Papstschreiben scheint neues Feuer in die Kirche, hoffentlich nicht nur Feuer an die Kirche zu legen ... Es hat imho das Zeug für Aufbruch und Schlaf aus den Augen reiben.
Jetzt brennts aber auch für die Bremser, sich teils öffentlich zu positionieren, positionieren zu müssen. Vielleicht ist das auch eins der päpstlichen Ziele ...
Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 27.11.2013 00:00 | nach oben springen

#44

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 27.11.2013 12:30
von Fritz7 • 687 Beiträge

Hallo Bernd,

Zitat von EKD Ratsbericht Dr. Schneider
"zum „Kern reformatorischer Einsichten“ gehöre „kein Amt und keine Person anzuerkennen, das oder die Gottes Wort in Menschenworten eindeutig und abschließend“ zu definieren beanspruche, vielmehr gelte, so der Ratsvorsitzende: „Es ist eine bleibende und immer neue Aufgabe reformatorischer Theologie und kirchlicher Äußerungen, die Schrift durch die Schrift im Diskurs der Glaubenden auszulegen.“ Auf diesem „kommunikativen Weg“ werde der reformatorische Grundsatz „sola scriptura“ verwirklicht."



Zitat von Bernd OFS
Da ist ja eine Art von Definition (na ja, nicht ganz...) in Dr. Schneiders Zitat, wie "scola scriptura" verwirklicht werde(n könne), nämlich "im Diskurs mit den Gläubigen". Im Prinzip nichts dagegen einzuwenden aaaaaaber, meint Dr. Schneider wirklich alle Gläubigen, im Sinne alle Getauften? Also auch diejenigen, bei denen nach Taufe, Konfirmation (,Kommunion/Firmung, falls wir Katholischen überhaupt einbezogen sein sollten....) , nicht mehr "viel oder überhaupt passiert ist? Im Dialog auch mit den Getauften, die sich ihren Privatglauben zusammen gebastelt haben und ggf. lediglich nachsehen (was schon viel wäre), ob ihre persönlichen Vorstellungen, Wünsche und Wertvorstellungen mit der Schrift übereinstimmen? Wen meint Dr. Schneider wohl alles?


Priestertum ALLER Getauften, denen mit und ohne akademisch theologischer Bildung, OHNE vorheriger Wissens-/Intelligenz-Prüfung oder Glaubens-TÜV oder "Partei"ausweis oder Spendenquittung vorzeigen ... OHNE jede Ausnahme oder Hintertürchen ... OHNE Einschränkung auf protestantische oder gar ev. kirchenangehörige Getaufte ... Schneider spricht von und meint wirklich ALLE Getauften!

Aber da ist protestantisch natürlich auch ein Riesenanspruch, eine Qualifikations-&Bildungsforderung sowie Erwartung charakterlicher Reife an ALLE Getauften enthalten, sich biblisch und theologisch kundig zu machen ... UND: Wer nix beizutragen hat, darf gern auch mal schweigen, sogar Amtsinhaber, ehren- UND hauptamtliche ... Es ist eben bisweilen auch mühsam in den Ebenen ... und es menschelt sehr ... gewollt!

Zitat von Bernd OFS
Und wer legt dann letztlich aus oder wäre das dann ein Prozess ohne jegliche "Entscheidung"?


Wer mit den überzeugendsten Argumenten am besten überzeugen kann, ohne Ansehen der Position ... Und weil das nie sehr lange Bestand hat, immer wieder neuer Disput ... Protestanten brauchen kein ultimativ per Odre letztentscheidendes zentrales Lehramt ...
Das nicht immer alles idealtypisch gelingt, beweisen die reichlich häufigen Abspaltungen in 500 Jahren Protestantismusgeschichte ... und wie das in Praxis konkret an Gegenwartsfragen aussieht, zeigen die weiteren Ausführungen Schneiders. Das hier stammt alles aus der Einleitung ... Bericht des Rates der EKD

So schön es sein mag und brustschwellend für Berufsprotestanten, sie haben das Gezerre um die Schriftauslegung mit Allen NICHT selbst erfunden. => vergleiche jüdischer Minjan, die Zehn-Zahl erwachsener Juden beim Thorah-Studium. Auch schon da zählen keine Titel höher ... Die Juden üben schon einige tausend Jahre länger dran ... und habens bisher OHNE nennenswerte Sektenbildungen oder Abspaltungen überstanden ...

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 27.11.2013 12:49 | nach oben springen


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