#16

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 27.10.2013 11:19
von Bernd OFS
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Liebe(r) Wendelin,
den Link zu unserer Seite, mit den offiziellen Dokumenten, hast Du ja bereits bekommen.

Mich beschäftigen, bei Deiner Frage, aber andere Dinge. Das hat sehr etwas damit zu tun, dass wir eine "Institution" nach dem kanonischen Recht sind, in dass nur katholische Christen aufgenommen werden können. Zwar wäre es möglich, als Gast, teilzunehmen aber dies kann auf Dauer kein sinnnvoller Weg sein.
Du müsstest, um vollständig aufgenommen zu werden, zum katholischen Glauben konvertieren. Aber für solch einen Schritt müsste es, m.E. gewichtigere Gründe geben, als das Interesse an unserem Orden! Du müsstest vielmehr sicher sein, dass die Lehre der katholischen Kirche, an den Unterscheidungspunkten zu den evangelischen Kirchen, Deinen Glaubensgrundsätzen entspricht! Das event. Gefühl, dass ein weing mehr "Spiritualität" und/oder "Sinnlichkeit", in der katholischen Kirche existiere, wäre für mich kein Grund für eine Konvertierung.
Wäre dann noch die "Anziehungskraft des Franziskanischen".......
Seit unser Papst den Namen Franziskus gewählt hat, gibt es auch mehr Aufmerksamkeit für uns. Da sind aber etliche Dinge, in der Öffentlichkeit, die entweder "nicht ganz richtig" oder zumindest ein wenig romantisiert gesehen und geschildert werden. Ebenso, wie man nicht einfach so Katholik werden sollte, sollte man sich einem Orden oder einer spirituellen Ausrichtung anschließen, ohne sich intensiv damit beschäftigt zu haben. Wir haben auch schon katholische Christen bei uns, für den Zeitraum der Erprobung/(Selbst-)Prüfung gehabt, die nicht aufgenommen worden sind. Und die Zeit, bis zum ersten (zeitlichen) Versprechen, dauert, in der Realität, meist 2 - 3 Jahre.
Natürlich gibt es auch noch die "Evangelischen Franziskaner-Tertiren" (ich kann nicht dahin verlinken), die einer kleinen Gruppe, innerhalb der evangelischen Kirche, der Hochkirchlichen Vereinigung, zumindest nahestehen. Aber auch hier wäre es so, dass man die Grundlage sollcher Gruppierungen "sein Eigen nennen" können sollte.

Wenn Du hier schreiben würdest, was Du denn überhaupt (grundsätzlich) suchst, dann werden Dir sicher einige evangelische Geschwister helfen können, geeignete Wege zu finden.

pace e bene
Bernd

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#17

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 27.10.2013 13:55
von Wendelin • 31 Beiträge

Hallo Bernd OFS,
warum heißt Du eigentlich OFS?
Ich finde das alles nicht so verständlich, was Du schreibst.
Das man nicht bei euch Mitglied werden kann ist schade. Das ist auch nichts was mit Ökomene zu tun hat. Wir sollten alle dabei sein können.
Wieso sollten meine Glaubensgrundsätze nicht zur katholischen Kirche passen? Ich galube an Gott und Jesus, seinen Sohn und an den heiligen Geist. Nach Franziskus habe ich mal in Internet gesucht. Das finde ich auch gut, das er sich für die Umwelt eingesetzt hat und arm sein wollte statt in Saus und Braus zu leben.

Ich suche eine Gemeinschaft mit der ich einiges zusammen machen kann. Das soll etwas mit Glauben zu tun haben. Aber auch mit Bibel verstehen.
Hier in meiner Gemeinde finde ich das nicht. Ich war mal bei einem Bibelkreis aber vieles hab ich nicht verstanden. Das war sehr wisenschaftlich und ich bin ein einfacher Handwerker. Vielleicht will man solche wie mich auch gar nicht dabei haben. Ich gehe zwar noch in die Kirche aber bin da meist allein. Auch nachher wenn alle noch sprechen.
Vielleicht sollte ich es ja mal in einer freien Gemeinde versuchen.

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#18

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 27.10.2013 17:31
von kein Name angegeben • ( Gast )
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Hallo Wendelin,

dass man katholisch sein muss, um in einen katholischen Orden einzutreten, ist eigentlich nicht sooo verwunderlich. Denk doch mal daran, wie schwer sich unsere beiden Konfessionen insgesamt mit der Ökumene tun.

Ich weiß jetzt nicht, ob du in einer größeren Stadt wohnst. Falls ja, gibt es auch noch die Möglichkeit, dich in anderen evangelischen Gemeinden deiner Stadt umzuschauen, ob da etwas angeboten wird, was dich eher anspricht. Wenn du dich dann dort wohler fühlen solltest, könntest du beim Presbyterium die Zugehörigkeit zu dieser Gemeinde beantragen. Jedenfalls scheint hier in NRW diese Möglichkeit zu bestehen. Es ist nicht immer und für jeden einfach, Anschluss an die Gemeinde zu finden, ich denke ich verstehe, was du meinst.

Viele Grüße

Andrea

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#19

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 27.10.2013 17:58
von Bernd OFS
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Liebe Andrea,
Du schrubtest: "dass man katholisch sein muss, um in einen katholischen Orden einzutreten, ist eigentlich nicht sooo verwunderlich."

Da stimme ich Dir ausdrücklich zu! ;-)

Aber wenn ich lese, "Denk doch mal daran, wie schwer sich unsere beiden Konfessionen insgesamt mit der Ökumene tun.", dann sehe ich da gar keinen Zusammenhang.
Denk doch mal daran, welche Gelübde/Versprechen abgelegt/-geben werden müssen. Und natürlich auch, dass die Lehre der katholischen Kirche verbindlich ist. Wenn ein evangelischer Christ eine solche "Erklärung" abgeben würde, wäre es dann nicht so, dass er dann nicht mehr evangelisch, im eigentlichen Sinne wäre? Die, im evangelischen Kirchenrecht, Kundigen können dazu sicher etwas schreiben.

pace e bene
Bernd

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#20

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 27.10.2013 18:35
von kein Name angegeben • ( Gast )
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Hallo Bernd und ihr anderen,

irgendwie meinte ich auch eher das, was du selbst schreibst. Ich habe mich wohl ungenau ausgedrückt.

Zu unserem anderen Thema: Ich habe mich jetzt ein wenig mit den Lutheranern befasst und mit der Frage, was diese denn eigentlich von der katholischen Kirche trennt (in der Hauptsache wohl Papstamt, katholische Hierarchien und Lehramtsverständnis?).

Dann fand ich den Satz: "Die lutherische Kirche bekennt die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche und will der Einheit der Christenheit in der Welt dienen.“ Das verstehe ich nun kaum noch. Was bedeutet in diesem Zusammenhang "bekennen"? Denn die lutherische Kirche steht selbst ja wohl kaum in der apostolischen Sukzession. Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen, wie sich dieses "Bekenntnis" gestaltet bzw. wie es begründet ist?

Viele Grüße

Andrea

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#21

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 27.10.2013 19:09
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Hallo Andrea,

Zitat von Gast im Beitrag #20
Ich habe mich jetzt ein wenig mit den Lutheranern befasst und mit der Frage, was diese denn eigentlich von der katholischen Kirche trennt (in der Hauptsache wohl Papstamt, katholische Hierarchien und Lehramtsverständnis?).

Ja, das sind die schwierigen Punkte

Zitat von Gast im Beitrag #20
Dann fand ich den Satz: "Die lutherische Kirche bekennt die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche und will der Einheit der Christenheit in der Welt dienen.“ Das verstehe ich nun kaum noch. Was bedeutet in diesem Zusammenhang "bekennen"? Denn die lutherische Kirche steht selbst ja wohl kaum in der apostolischen Sukzession. Kann mir da jemand auf die Sprünge helfen, wie sich dieses "Bekenntnis" gestaltet bzw. wie es begründet ist?


Die lutherische Kirche bekennt die/sich zur heiligen katholischen, apostolischen Kirche, so wie sie im Nicänischen Glaubenskenntnis im dritten Artikel beschrieben wird. (https://www.ekd.de/glauben/apostolisches...bekenntnis.html)

Wir glauben an den Heiligen Geist,
der Herr ist und lebendig macht,
der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht,
der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird,
der gesprochen hat durch die Propheten,
und die eine, heilige, christliche und apostolische Kirche.
Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.
Wir erwarten die Auferstehung der Toten
und das Leben der kommenden Welt.


Das Nizänische Glaubensbekenntnis ist sozusagen ein "ökumenisches" Glaubensbekenntnis. Es ist als einziges der altkirchlichen Bekenntnisse bis heute allen drei großen Konfessionsfamilien gemeinsam: der orthodoxen, der römisch-katholischen und der reformatorischen Tradition (http://de.wikipedia.org/wiki/Nic%C3%A4no...antinopolitanum)

"apostolisch" wird in diesem Bekenntnis nicht als apostolische Sukkzession verstanden - jedenfalls nicht von den evangelischen Kirchen :-) sondern als die Gemeinschaft der Christen, die der Lehre der Apostel nach Mt 28,20 folgt.(http://de.wikipedia.org/wiki/Notae_ecclesiae)

lg
kreuzpatsch


zuletzt bearbeitet 27.10.2013 19:11 | nach oben springen

#22

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 27.10.2013 20:13
von Herminehedvig • 93 Beiträge

Zitat von Wendelin im Beitrag #17
Ich suche eine Gemeinschaft mit der ich einiges zusammen machen kann. Das soll etwas mit Glauben zu tun haben. Aber auch mit Bibel verstehen.
Hier in meiner Gemeinde finde ich das nicht. Ich war mal bei einem Bibelkreis aber vieles hab ich nicht verstanden. Das war sehr wisenschaftlich und ich bin ein einfacher Handwerker. Vielleicht will man solche wie mich auch gar nicht dabei haben. Ich gehe zwar noch in die Kirche aber bin da meist allein. Auch nachher wenn alle noch sprechen.
Vielleicht sollte ich es ja mal in einer freien Gemeinde versuchen.


Ja, versuche es mal in einer freien Gemeinde, vielleicht bei den Baptisten. Da sind die Gemeindemitglieder im allgemeinen recht offen und gastfreundlich. Meist gibt es im Anschluß an den Gottesdienst Kaffee oder Tee und Gebäck, da wäre eine Möglichkeit sich anderen anzunähern. Aber auch im Gottesdienst selbst habe ich erfahren, dass diejenigen, die sich neben mich setzten gleich ein Gespräch mit mir begannen. Sie haben sich vorgestellt und etwas erzählt sowie Fragen an mich gestellt, Interesse gezeigt. Dann waren da auch immer Leute, die ich von irgendwoher schon kannte, z.B. eine Kindergärtnerin oder eine Lehrerin, jemand aus meiner Heimatstadt, die mich freundlich und herzlich begrüßten. Außerdem erfährt man von geplanten Veranstaltungen, an denen man evtl auch Interesse hat und sich die Termine dann vormerken oder sich eintragen kann in ausgelgte oder herumgereichte Listen. Also, ich denke, dass du ganz problemlos in Kontakt zu den Menschen kommst, das Angebot ist auf jeden Fall da.


zuletzt bearbeitet 27.10.2013 20:17 | nach oben springen

#23

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 28.10.2013 09:01
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von Gast im Beitrag #20
Ich habe mich jetzt ein wenig mit den Lutheranern befasst und mit der Frage, was diese denn eigentlich von der katholischen Kirche trennt (in der Hauptsache wohl Papstamt, katholische Hierarchien und Lehramtsverständnis?)
ehm ... imho eine Crux der wohlwollenden Gemeinschaftserklärungen, beim Trennenden im Ungefähren, Vernebelten zu bleiben, aus lauter (imho unbegründeten) Ängsten, das noch Trennende könnte das evt. schon mögliche Gemeinsame verhindern.

Die "Arbeitsthemen" des neuen Dokuments benennen die Hauptbaustellen des noch Trennenden imho ziemlich klar:
Rechtfertigungslehre (Kampfpolemik: Werkgerechtigkeit),
Eucharistie, Abendmahl (Kampfpolemik: Opfercharakter, Transsubstantiation, Ämterlehre)
Amt (Kampfpolemik: jeder sein eigener Papst),das kirchliche Amt umfasst aber lutherisch alles in Gemeinde und Kirche (röm.kath. von der niedrigsten Weihe an) zu dem kirchlich ordentlich berufen (rite ordinatus) sein soll - was aus röm. katholischer Perspektive noch als nicht "ordentlich" genug gilt. Die Hierarchie scheint mir nicht soo wesentlich.
Schrift & Tradition (Kamppolemik: Schrift allein, kein anderes Evangelium) Das Primat der Schrift als höchste, alles andere regulierende Norm (norma normans) Röm.kath kommen Dogmen, zentrales Lehramt, Tradition (Lehre der Kirchenväter und Heiligen) hinein.

Das Papstamt an sich muss imho nicht kirchentrennend sein, wenn es sich aufs Petrusamt, Bischof von Rom bescheidet (wie auch der neue Papst immer wieder symbolisch andeutet) Siehe: Gemeinsames Dokument "Communio Sanctorum"

Nicht direkt benannt scheint mir die röm. kath. Aufffassung, einzige vollgültige Kirche zu sein, mithin alle prot. Denominationen allenfalls als "kirchliche Gemeinschaften" gelten zu lassen und ihnen das ureigene Kirche-Sein abzusprechen, was natürlich auch Lutheraner sehr zurückweisen. Das trennt schon sehr ...

Zitat von Gast im Beitrag #20
Dann fand ich den Satz: "Die lutherische Kirche bekennt die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche und will der Einheit der Christenheit in der Welt dienen.“
Ein Zitat aus dem "großen" nizeanisch-konstantinopolitanischem altkirchlichen Glaubensbekenntnis, das in allen Kirchen des Ostens und Westens Gültigkeit hat (bis auf die alt-orientalischen Kirchen - seit 431/451n.Chr. abgetrennt)
Im gebräuchlicheren Apostolischen Glaubensbekenntnis liest sich das entsprechende so: die heilige katholische Kirche in prot. Variante: die heilige (allgemeine) christliche Kirche.

Dabei meint Kirche die EINE (unsichtbare) Kirche Christi und katholisch ( ‚allgemein‘, ‚weltumspannend‘ oder ‚universal‘). Nach protantischer Lesart ist diese EINE Kirche bisher auf Erden nicht verwirklicht/ zu verwirklichen, für röm. katholische Kirche ist sie selbst die EINZIGE vollgültige Verwirklichung. (siehe obigen Absatz über Kirchen-Verständnis)

Apostolizität = apostolisch sein Da verstehen die meisten Evangelischen und Anglikaner unter „apostolischer Kirche“ keine institutionelle Kirche, sondern die Gemeinschaft der Christen, die der Lehre der Apostel nach Mt 28,20 LUT folgt, die röm.kath. Kirche darüberhinaus auch Strukturelemente von Kirche wie die Apostolische Sukzession.und Tradition, mündet also wieder im Dissenz ums rechte Kirche-Sein.

Mehr und ausführlicheres kannst du zu den Stichworten bei Wikipedia oder durch googlen finden. Mir ists jetzt lang genug/ schon zuu lang.

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 28.10.2013 09:03 | nach oben springen

#24

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 28.10.2013 09:11
von Fritz7 • 687 Beiträge

Hallo kreuzpatsch,
da habe ich wohl versehentlich bereits gelegte Eier nochmal begackert, Tschuldigung - hatte deinen Beitrag übersehen, warum auch immer ... na hoffentlich habe ich nun keine neuen Unklarheiten oder Missverständnisse produziert. Du bist gewiss theologisch und pädagogisch kompetenter als ich als Bauer.

Fritz


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Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
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Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

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#25

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 28.10.2013 09:32
von Fritz7 • 687 Beiträge

Hallo Bernd,

Zitat von Gast im Beitrag #19
Wenn ein evangelischer Christ eine solche "Erklärung" abgeben würde, wäre es dann nicht so, dass er dann nicht mehr evangelisch, im eigentlichen Sinne wäre?
Nöö, wieso auch ? ... solange er nicht formell in röm.kath. Kirche eintritt oder/ und per Gerichtserklärung aus ev. dt. Landeskirche austritt?

In den vielen, vielen anderen evangelischen Organisationsformen/ Richtungen könnte das jeweils nochmal anders sein ... zumal in staatskirchenrechtlich nicht offiziell staatlich registierten. Evangelisch hat und braucht man kein CIC (Canonisches Kirchenrecht)

Zu dem Ordensmitgliedschaftsproblem stellt sich mir gerade bei Franziskanern die Frage, wieso es keinen Gaststatus/ Minderen-status unterhalb des mir eh christlich-fragwürdigen (im Sinne der Anfrage würdig) Eintrittsgelübdes gibt?
Franziskaner wurden doch aus Protest gegen anmaßende röm.kath. kirchliche Machtentfaltung, die die diakonische/caricative Nähe zu Normalo-Menschen zu be-/verhindern drohte, gegründet. Die Armut (ursprünglich auch der Organisation) ist doch nur EINE Konsequenz davon?

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 28.10.2013 09:34 | nach oben springen

#26

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 28.10.2013 12:03
von Bernd OFS
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Lieber Fritz,
ein Gaststatus ist sicher denkbar und, zumindest in unserer Gemeinschaft, würde jemand auch als Gast kommen können.
Bei der Anfrage von Wendelin hatte ich den Eindruck, dass es darum gehen würde, vollständig dazu zu gehören, also Ordensmitglied zu sein.

_____ Zitat: ______
Franziskaner wurden doch aus Protest gegen anmaßende röm.kath. kirchliche Machtentfaltung, die die diakonische/caricative Nähe zu Normalo-Menschen zu be-/verhindern drohte, gegründet.
_________________

Nein! Das ist nicht richtig. Es war keine "Protestgründung" gegen irgendetwas. Das Zustandekommen des Ordens war ein "fließender" Prozess.
Franziskus hatte ursprünglich keinen Orden im Sinn. Er hatte, für sich, die Berufung zu einem Leben nach dem Evangelium angenommen (Spoleto, San Damiano). Auch als die ersten Gefährten hinzukamen sah er die Gemeinschaft nicht als Orden. Erst später, wollte er die Lebensform (!), durch den Papst bestätigen lassen. Dies wurde ihm 1209 mündlich bestätigt. Die sog. "Nichbullierte Regel" wurde bis etwa 1221 (!) immer wieder redigiert und erweitert. Bis etwa 1218 ist in den vatikanischen Papieren auch nicht von einem "Orden" die Rede, sondern von "Religio", also Gemeinschaft.
Die "offizielle" Anerkennung als "Orden", mit der bullierten Regel folgte erst später (1223). Vermutlich gab es auch nur deswegen die Anerkennung und auch Einordnung, als Gemeinschaft/Orden, in die katholische Kirche, weil der Gehorsamsaspekt gegenüber der Kirche Bestandteil der Regeln war. Andere, nach dem Evangelium und in Armut lebende Gemeinschaften (z.B. Waldenser, Katharer) wurden ja (als Ketzer) verfolgt und/oder vernichtet.
Der Protestcharakter wird (fast) ausschließlich, von "Interessierten", außerhalb unseres Ordens, hineininterpretiert! Wenn wir heute -intern- "Kirchenkritik" anbringen, dann geschieht das aus dem Auftrag von San Damiano ("Bau meine Kirche wieder auf, die, wie Du siehst, schon ganz verfallen ist") heraus, in dessen Tradition wir uns sehen und empfinden.

_____ Zitat: ______
Die Armut (ursprünglich auch der Organisation) ist doch nur EINE Konsequenz davon?
_________________

Oha! Du siehst das Armutsgebot als "Folge" des Protestes gegen den "Reichtum der Kirche"?
Nach den Überlieferungen über die Entstehung der Gemeinschaft/Bruderschaft war es so, dass die Lebensform durch "göttliche Fügung"bestimmt wurde. Es wird, an verschiedenen Stellen, geschildert, dass Franziskus die Bibel zufällig aufgeschlagen haben soll und ihm dabei 3 Bibelstellen ins Auge fielen:
Mt 19,21:
Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib das Geld den Armen; so wirst du einen bleibenden Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach.

Lk 9,3
Nehmt nichts mit auf den Weg, keinen Wanderstab und keine Vorratstasche, kein Brot, kein Geld und kein zweites Hemd.

Lk 9,23
Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme täglich sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

Ich glaube, dass die unbedingte Treue und Ehrerbietung (auch gegenüber "Klerikern die Sünder sind") einer der Grundsätze der franziskanischen Lebensform ist. Wird zwar nicht gern so gesehen (sowohl innerhalb, als auch außerhalb) und auch nicht unbedingt "ständig kommuniziert", ist aber so......
Dazu Franziskus:
Daß die Knechte Gottes die Kleriker ehren sollen
Selig der Knecht, der Vertrauen hegt zu den Klerikern, die recht nach der Vorschrift der Römischen Kirche leben. Und wehe jenen, die diese verachten! Denn mögen sie auch Sünder sein, so darf doch niemand über sie urteilen, weil der Herr sich ganz allein vorbehält, über sie das Urteil zu fällen. Denn in gleichem Maße, wie ihr Dienst höher ist, den sie mit dem heiligsten Leib und dem Blut unseres Herrn Jesus Christus haben, welchen sie empfangen und sie ganz allein anderen darreichen, im selben Maße ist die Sünde derjenigen größer, die sich gegen sie verfehlen, größer als bei allen anderen Menschen dieser weit. (Ermahnungen 26)

Ist schon viel zu lang geworden und außerdem soll das ja hier auch kein "franziskanisches Seminar" werden.

Daher auch meine Entschuldigung, wenn ich so viel geschrieben habe.

pace e bene
Bernd

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#27

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 28.10.2013 12:16
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Lieber Bernd,

Zitat von Gast im Beitrag #26

Nein! Das ist nicht richtig. Es war keine "Protestgründung" gegen irgendetwas. Das Zustandekommen des Ordens war ein "fließender" Prozess.
Franziskus hatte ursprünglich keinen Orden im Sinn. Er hatte, für sich, die Berufung zu einem Leben nach dem Evangelium angenommen (Spoleto, San Damiano)
...
Der Protestcharakter wird (fast) ausschließlich, von "Interessierten", außerhalb unseres Ordens, hineininterpretiert! Wenn wir heute -intern- "Kirchenkritik" anbringen, dann geschieht das aus dem Auftrag von San Damiano ("Bau meine Kirche wieder auf, die, wie Du siehst, schon ganz verfallen ist") heraus, in dessen Tradition wir uns sehen und empfinden.



Wenn ich das lese, muss ich ein wenig schmunzeln... es erinnert (mich) doch sehr an Luther. Auch er wollte nach dem Evangelium leben und seine Kirchenkritik war intern gedacht.... es war nicht seine Absicht, eine neue Kirche zu gründen..

Womit wir wieder beim Thema des Threads wären...
lg
kreuzpatsch

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#28

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 28.10.2013 12:55
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Hallo Fritz,

Zitat von Fritz7 im Beitrag #24

da habe ich wohl versehentlich bereits gelegte Eier nochmal begackert, Tschuldigung - hatte deinen Beitrag übersehen, warum auch immer ... na hoffentlich habe ich nun keine neuen Unklarheiten oder Missverständnisse produziert. Du bist gewiss theologisch und pädagogisch kompetenter als ich als Bauer.

Na, Du hast ja mehr Eier begackert als die, die ich schon gelegt hatte :-). Ich hatte ja lediglich Andreas Frage nach der der Apostolizität beantwortet.

Zu den (strittigen) theologischen Themen im Kapitel IV (Rechtfertigung, Schrift, Amt, Eucharistie) habe ich ja noch gar nichts geschrieben, bin bei der Lektüre auch erst bis Ende Rechtfertigung S.60 gekommen.

Du schreibst
Zitat von Fritz7 im Beitrag #23

Die "Arbeitsthemen" des neuen Dokuments benennen die Hauptbaustellen des noch Trennenden imho ziemlich klar:
Rechtfertigungslehre (Kampfpolemik: Werkgerechtigkeit)


M.E. geht es nicht (nur) darum, dass Trennendes benannt wird, sondern wie es bewertet wird, ob es einer grundsätzlichen Einigung im Wege steht oder eben nicht. Bei der Rechtfertigung ist das ziemlich klar:

Auf der anderen Seite bekräftigt die Erklärung positiv einen
Konsens in den Grundwahrheiten der Rechtfertigungslehre: »Das in
dieser Erklärung dargelegte Verständnis der Rechtfertigungslehre zeigt,
dass zwischen Lutheranern und Katholiken ein Konsens in Grundwahrheiten
der Rechtfertigungslehre besteht.« (GE 40)
Im Licht dieses Konsenses sind die »verbleibenden Unterschiede in der
Sprache, der theologischen Ausgestaltung und der Akzentsetzung des
Rechtfertigungsverständnisses tragbar [.. .]. Deshalb sind die lutherische
und die römisch-katholische Entfaltung des Rechtfertigungsglaubens
in ihrer Verschiedenheit offen aufeinander hin und heben den
Konsens in den Grundwahrheiten nicht wieder auf.« (GE 40)

(vgl. .Vom Konflikt zur Gemeinschaft S. 59/69.
GE = Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre, zB. hier:
ww.vatican.va/roman_curia/pontifical_councils/chrstuni/documents/rc_pc_chrstuni_doc_31101999_cath-luth-joint-declaration_ge.html)

Ich bin gespannt auf die anderen Abschnitte des IV. Kapitels! - und warum das Trennende so gravierend sein soll, dass es (noch) keinen "differenzierenden Konsens" geben kann

lg kreuzpatsch

P.S. Zu Deinem letzen Satz: das schöne in der (evangelischen) Kirche ist doch, dass jeder theologische Kompetenzen erwerben kann...ich kenne Dich lange genug um zu wissen, dass Du das getan hast :-)

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#29

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 28.10.2013 13:02
von Bernd OFS
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Liebe Kreuzpatsch,
schmunzel Du nur..... ;-)

Und ja, ich habe auch schon darüber nachgedacht.
Wir wissen, dass Franziskus die Heilige Schrift sehr wörtlich, im Sinne von wegweisend gesehen hat. Sein erster Entwurf der Regel war wohl auch eine Zusammenstelllung von Worten aus dem Evangelium, bei denen es um die "Nachfolge" Christi ging.
Der studierte Luther sah ja die Schrift auch als generelle "Instanz", insbesondere an den Punkten, an denen er einen Konflikt zu "Praktiken", die, von der katholischen Kirche, mit der Tradition begründet wurden; wobei ich da Praktiken eher im Kontext von Macht und (adeligem) Herrschaftsdenken einordne. M.E. gibt es da auch wenig "Aufklärung" (Forschung), was die katholische Kirche, bis hin zu den Renaissance-Päpsten (und "Hochklerikern") betrifft.
Lather war sicher ein "Intelektueller", der den Zugang zur Schrift (auch oder insbesondere?) durch das Studium(!) der Bibel. Franziskus bezeichnete sich als "einfältig" und war siucher eher "mystisch" geprägt. Eine Orientierung außerhalb der biblischen Lehren, war ihm nicht zugänglich. Universitäten, wie zum Zeitpunkt Luthers, gab es noch nicht und ohnehin war er ja als Kaufmannssohn, für die Firmennachfolge vorgesehen.

Interessant fand ich, als ich mal ein wenig (aber extrem wenig!) recherchiert habe, dieses "Fazit" (von Frau Superintendentin Anke Schröder) aus einer Veranstaltung an der Montagsakademie der THF Paderborn zum Thema "Franziskus aus evangelischer Sicht":

Zitat:
"Abschließend zieht die Referentin das Resümee, dass alle drei Männer sich gut verstehen würden, wenn sie heute zusammen an einem Tisch sitzen würden: Alle drei haben sich rufen lassen, alle drei sind ihren Weg kompromisslos gegangen, ihre Kraft hat sich auf die Welt ausgewirkt und alle hatten das Ziel, die Kirche geistlich zu erneuern.

Franziskus und Luther hätten sicherlich zum Thema „Mönchtum“ Gesprächsbedarf gehabt, so die abschließende Meinung der Referentin zum Verhältnis von Luther und Franziskus. Bonhoeffer und Franziskus würden sich besser verstehen, weil Bonhoeffer auch einen mystischen Zugang zum Glauben hatte und sich nicht mehr so stark vom Mittelalter abheben musste, wie es noch Luther tat. Dennoch können alle drei als Männer bezeichnet werden, die zu ihrer Zeit um die Nachfolge Christi gerungen haben und versucht haben ihre Antworten auf ihre Frage zu finden."
Quelle: kann ich nicht angeben, weil ich darf ja nicht...... :-(

pace e bene
Bernd

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#30

RE: "Vom Konflikt zur Gemeinschaft"

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 28.10.2013 15:24
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Zitat von Gast im Beitrag #29

Interessant fand ich, als ich mal ein wenig (aber extrem wenig!) recherchiert habe, dieses "Fazit" (von Frau Superintendentin Anke Schröder) aus einer Veranstaltung an der Montagsakademie der THF Paderborn zum Thema "Franziskus aus evangelischer Sicht":
...
Quelle: kann ich nicht angeben, weil ich darf ja nicht...... :-(


Hier die Quelle: http://www.thf-paderborn.de/index.php?id=177&tx_ttnews[tt_news]=96&cHash=f5dc653b3f297372b320b0ff7397c86a
(Muss kopiert und eingefügt werden, da nur der erste Teil als Link funktioniert)


lg kreuzpatsch


zuletzt bearbeitet 28.10.2013 15:27 | nach oben springen


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