#1

Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 29.10.2013 11:19
von Bernd OFS
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Im Zusammenhang mit dem Austausch über das Papier "Vom Konflikt zur Gemeinschaft", sowie Gesprächen mit meiner Frau (evangelisch), ist mir wieder mal deutlich geworden, dass ich die "Struktur" der evangelischen Kirchen (immer noch nicht) vollständig verstehe. Es wäre nett, wenn ihr mir ein wenig weiter helfen würdet.

Ich schreibe mal meinen Ausgangspunkt und dann einzelne Fragestellungen, bei denen mir die Ein-/Zuordnung fehlt, mit der Bitte, die einzelnen Unsicherheitsaspekte nacheinander zu erörtern. Sonst komme ich als "einfältiger" Franziskaner noch durcheinander... :-D

Ich sehe als grundsätzliche Unterscheidung die Lutheraner und die Reformierten.
Bei den Lutheranern finde ich, im Wesentlichen Luther selbst, sowie Melanchton.
Bei den Reformierten finde ich, wiederum im Wesentlichen, Calvin und Zwingli.

Eine genauere Ein- und Zuordnung (soweit überhaupt möglich) der Mennoniten, Baptisten oder gar der "weiteren" Freikirchen gelingt mir nicht. Wären eigentlich alle Freikirchen letztlich der "Gruppe" der reformierten Kirchen zuzuordnen?

In der weiteren Entwicklung schließen sich einige lutherische und reformierte Kirchen zu einer Union zusammen.
Diese und "andere" bilden, in Deutschland, die EKD.

Die Zugehörigkeit zu einer der beiden "Hauptgruppen" geschieht durch die Taufe, in einem bestimmten Bereich? Man wird also "automatisch" LutheranerIn oder Reformierte/r, je nachdem, in welcher Landeskirche man getauft wurde? Oder wechselt dies gar, nach einem Umzug?

Das wrs zunächst mal. Eventuell kommen weitere Fragen später, wenn ich darf.

pace e bene
Bernd

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#2

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 29.10.2013 17:56
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Lieber Bernd,

O weh, Du fragst nach 500 Jahren Kirchengeschte :-)....und ich fürchte, dass dieser Kommentar unlesbar lang wird, wenn ich alle deine Fragen versuche selbst zu beantworten.

Ich stelle Dir hier deshalb hier mal eine Linksammlung - mit kurzen Zitaten - zu Deinen Fragen zusammen:

Ich sehe als grundsätzliche Unterscheidung die Lutheraner und die Reformierten.
Bei den Lutheranern finde ich, im Wesentlichen Luther selbst, sowie Melanchton.
Bei den Reformierten finde ich, wiederum im Wesentlichen, Calvin und Zwingli.


Lutheraner: http://de.wikipedia.org/wiki/Evangelisch-lutherische_Kirchen
"Evangelisch-lutherische Kirchen sind christliche Kirchen, deren Konfession sich auf die Bibel des Alten und Neuen Testaments und in Teilen auf die Dogmenbildung der Alten Kirche und auf die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche gründet, die im Zuge der Wittenberger Reformation von Martin Luther und anderen lutherischen Theologen, wie beispielsweise Philipp Melanchthon, verfasst wurden."
Reformierte: http://de.wikipedia.org/wiki/Reformierte_Kirchen
"Die reformierten Kirchen (oft auch evangelisch-reformierte Kirchen) bilden eine der großen christlichen Konfessionen in reformatorischer Tradition, die von Mitteleuropa ihren Ausgang nahmen. Sie gehen vor allem auf das Wirken von Ulrich Zwingli in Zürich und Johannes Calvin in Genf (Calvinismus) im Zuge der Reformation zurück."

In der weiteren Entwicklung schließen sich einige lutherische und reformierte Kirchen zu einer Union zusammen.

Unierte: http://de.wikipedia.org/wiki/Unierte_Kir...8evangelisch%29
"Der Begriff Unierte Kirche bezeichnet die aus der Vereinigung (Union) verschiedener protestantischer Konfessionen hervorgegangenen Kirchen....
...Durch die napoleonischen Kriege verursachte wirtschaftliche Schwierigkeiten ließen die theologischen Differenzen endgültig in den Hintergrund und die möglichen Synergieeffekte einer Vereinigung in den Vordergrund treten. So kam es am Anfang des 19. Jahrhunderts in einigen Gebieten Deutschlands, in denen die beiden protestantischen Konfessionen bis dahin parallel existiert hatten, zu Kirchenunionen....
...In manchen Fällen ging die Initiative von der staatlichen Obrigkeit aus – der Landesherr war nach deutschem Staatskirchenrecht ja zugleich (Not-)Bischof seiner evangelischen Landeskirche(n)...In anderen Fällen kam es auch zu einer Vereinigung der Kirchen von unten. Zum Teil setzten Unionsbestrebungen in Deutschland schon zur Zeit der Aufklärung ein; in den linksrheinischen Gebieten wurden sie zur Zeit der Französischen Revolution populär."

Diese und "andere" bilden, in Deutschland, die EKD.
http://de.wikipedia.org/wiki/Evangelisch..._in_Deutschland:
"Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts (siehe auch Parafiskus), gebildet durch die Gemeinschaft von 20 lutherischen, unierten und reformierten Kirchen in Deutschland. Die selbstständigen Gliedkirchen haben ungeachtet ihres unterschiedlichen Bekenntnisstandes uneingeschränkte Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft.
...
Nach Ende des Zweiten Weltkriegs unternahmen die führenden Geistlichen der Evangelischen Landeskirchen unter Führung des württembergischen Landesbischofs Theophil Wurm einen neuen Versuch, den unterschiedlichen Kirchen ein gemeinsames Dach zu geben. So entstand 1945 auf einer in Treysa (heute Schwalmstadt) in Hessen stattfindenden Kirchentagung die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Sie gab sich am 13. Juli 1948 in Eisenach eine Grundordnung"

Liste der Gliedkirchen http://www.ekd.de/kirche/kirchen.html

Die Zugehörigkeit zu einer der beiden "Hauptgruppen" geschieht durch die Taufe, in einem bestimmten Bereich? Man wird also "automatisch" LutheranerIn oder Reformierte/r, je nachdem, in welcher Landeskirche man getauft wurde? Oder wechselt dies gar, nach einem Umzug?

Dazu jetzt doch mal was persönliches:

Ja. Ich bin in der EKHN geboren - die übrigens eine Besonderheit bei den Landeskirchen darstellt, da sie das Bekenntnis der Einzelgemeinde überlässt (http://www.kirchenrecht-ekhn.de/showdocu...d/18740#s190004: "Jede Kirchengemeinde ist berechtigt, sich ungeachtet ihres Bekenntnisstandes als Evangelische Kirchengemeinde zu bezeichnen"): sie ist also keine rein "lutherische". "reformierte" oder unierte" Landeskirche sondern auf ihrem Gebiet gibt es alle drei (bedingt durch ihre Geschichte: http://www.ekhn.de/ueber-uns/geschichte.html) - und bin dort in meiner Heimatgemeinde, die lutherisch ist, getauft worden. In Hessen habe ich mich immer als "evangelisch" bezeichnet. Durch Umzug gehöre ich nun zur Hannoverschen Kirche, die eine lutherische ist. Meine Konfessionszugehörigkeit gebe ich nun mit ev.-luth. an :-)

Es ist in diesem Zusammenhang hilfreich, die Entstehung der Landeskirchen im "Hinterkopf" zu haben:
Landeskirche http://de.wikipedia.org/wiki/Landeskirche: "Aus der Reformationszeit stammt auch der Grundsatz cuius regio, eius religio (wessen Gebiet, dessen Religion). Danach bestimmte der Landesherr, welcher Konfession seine Untertanen angehören mussten. Dies beförderte die Ausbildung geschlossener, eigener Landeskirchen. ...Die heutigen Grenzen der in Deutschland existierenden 20 evangelischen Landeskirchen sind weitgehend identisch mit denen der Bundesstaaten (in Preußen: der Provinzen) im deutschen Kaiserreich, wie es bis 1918 bestand.
...Die Verwaltungsstruktur ist von Landeskirche zu Landeskirche unterschiedlich. Oft werden für die gleiche Verwaltungsinstanz verschiedene Bezeichnungen geführt." (dazu gibt es auf der angegebenen Seite eine gute Übersicht)

Karte der Gliedkirchen der EKD: http://www.ekd.de/kirche/gliedkirchen/karte.html

Eine genauere Ein- und Zuordnung (soweit überhaupt möglich) der Mennoniten, Baptisten oder gar der "weiteren" Freikirchen gelingt mir nicht. Wären eigentlich alle Freikirchen letztlich der "Gruppe" der reformierten Kirchen zuzuordnen?

Bei Freikirchen würde ich nicht von "reformierten" Kirchen sprechen, da dieser Begriff im allgemeinen die "Reformierte Kirche" im o. a. Sinne meint. Natürlich sind die Wurzeln vieler Freikirchen auch religiöse Bewegungen/Gruppierungen, die sich in der - von uns nun sogenannten - "Reformationszeit" (nicht nur in Deutschland sondern in ganz Europa) aus der Überzeugung gebildet haben, dass die "offizielle" Kirche in einigen Punkten nicht (mehr) auf "dem rechten Weg" ist. Die Zeit scheint Ende des Mittelalters dafür reif gewesen zu sein...

Mennoniten: http://www.mennoniten.de/geschichte.html
"Die Täufer – von ihren Gegnern in kriminalisierender Absicht „Wiedertäufer“ genannt – kann man als „dritte Religionspartei“ der Zeit der Reformation im 16. Jahrhundert in Deutschland bezeichnen, auch wenn diese reformwilligen Personen und Gruppen in sich nicht so einheitlich und nicht so leicht organisatorisch fassbar waren wie Anhänger des „alten Glaubens“ und der lutherischern oder zwinglianischen Reformation.....
Etwas generalisierend kann man die Anhänger der Täuferbewegung als die „Radikalen“ des 16. Jahrhunderts bezeichnen, und es flossen in diese Protest- und Erneuerungsbewegung auch soziale Aspekte und generell die aufkommende Vorstellung von der Mündigkeit des Einzelnen ein. ..."

Baptisten: http://de.wikipedia.org/wiki/Baptisten
"Die Gründer der Baptisten waren beeinflusst von der englischen Reformation, die sich nach dem Tod Heinrich VIII. vor allem dem Einfluss des Calvinismus öffnete und schließlich eine eigenständige Ausprägung, den Puritanismus, entwickelte. Daraus formten sich sowohl innerhalb als auch außerhalb der Anglikanischen Kirche drei Kirchentypen: die Presbyterianer, die Kongregationalisten und die kongregationalistisch geprägten Separatisten, auch Dissenters genannt.
Zur letztgenannten Richtung gehörte auch die Gruppe von englischen Glaubensflüchtlingen, die sich 1608 unter der Leitung des ehemaligen anglikanischen Priesters John Smyth nach Amsterdam begeben hatte."

So, nun isses aber doch ziemlich lang geworden... ich hoffe, Deine Fragen sind einigermaßen beantwortet...

geschwisterliche Grüße
kreuzpatsch


zuletzt bearbeitet 29.10.2013 18:02 | nach oben springen

#3

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 29.10.2013 18:33
von Coriander • 334 Beiträge

Zitat von kreuzpatsch im Beitrag #2

Ja. Ich bin in der EKHN geboren - (...) und bin dort in meiner Heimatgemeinde, die lutherisch ist, getauft worden. In Hessen habe ich mich immer als "evangelisch" bezeichnet. Durch Umzug gehöre ich nun zur Hannoverschen Kirche, die eine lutherische ist. Meine Konfessionszugehörigkeit gebe ich nun mit ev.-luth. an :-)


Da können einem aber auch kuriose Sachen passieren. Zieht man etwa aus dem Hannöverschen um ins Rheinland und meint, man käme nun (nolens volens) in die Evangelische Kirche im Rheinland, kurz EKiR, die eine unierte Kirche ist (und worin Gemeinden lutherischen und reformierten Bekenntnisstandes nebeneinander existieren), dann soll man sich hüten, auf dem Meldeamt aus guter alter Gewohnheit seine Konfession als "ev.-luth." anzugeben. Das wurde in einem mir bekannten Fall so interpretiert, dass die Daten eben nicht an die nächste landeskirchliche Kirchengemeinde weitergereicht wurden, sondern an die SELK. Diese "Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche" zählt m. W. zu den Freikirchen, erhebt also eigene Beiträge und ist im übrigen ziemlich "Hardcore", also zum Beispiel contra Frauenordination, warum auch immer, und von einem gewissen buchstabentreuen Schriftverständnis, das man sonst aus der evangelikalen Ecke kennt. Schwulsein z. B. wird auch nicht gern gesehen. Der mir bekannte Fall hatte ziemlich Mühe klarzumachen, dass er nix weiter sein wollte als ganz normal evangelisch .

Wobei es mir wegen meiner lutherischen Sozialisation von anno dazumal nicht unbedingt leicht fällt, mich hier und heute mit der EKiR zu identifizieren. Aber da muss man eben das nehmen, was es hier grad gibt. Das ist tatsächlich kurios und muss ja früher noch viel komischer gewesen sein, da gab's ja nicht mal Abendmahlsgemeinschaft zwischen allen evangelischen Kirchen ...
Manchmal traurig, aber im Himmel werden wir dann drüber lachen
Gruß
Coriander


Das sind die wahren Wunder der Technik, dass sie das, wofür sie entschädigt, auch wirklich kaputt macht. (Karl Kraus)

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#4

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 29.10.2013 19:32
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Hallo Coriander,

Zitat von Coriander im Beitrag #3

Wobei es mir wegen meiner lutherischen Sozialisation von anno dazumal nicht unbedingt leicht fällt, mich hier und heute mit der EKiR zu identifizieren. Aber da muss man eben das nehmen, was es hier grad gibt.

...und mir fällt es nicht leicht - aus der eher "offenen" EKHN kommend - mich hier mit der gefühlt eher "steifen, konservativen" Hannoverschen Kirche zu identifizieren. Aber Du hast recht: man muss eben das nehmen, was es hier grad als evangelische Landeskirche gibt. Ansonsten müssten wir austreten und uns was Freikirchliches suchen... und das will ich nicht, weil mir Freikirche zu eng ist.

lg
kreuzpatsch


zuletzt bearbeitet 29.10.2013 19:33 | nach oben springen

#5

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 29.10.2013 19:40
von A. Clarenbach
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Wohl dem, der nicht umzieht, der kann sich einfach nur für evangelisch halten ;-) Jahrelang hat das bei mir "gut funktioniert", im Konfirmationsunterricht haben wir zwar etwas über die unterschiedlichen Standpunkte von Luther, Clavin und Zwingli erfahren, aber ich glaube, das war es auch schon. Über unterschiedlich organisierte Lutheraner, historische Entwicklungen, Freikirchen habe ich nichts erfahren. Ich habe tatsächlich den Papierkram aus meinem Konfirmationsunterricht bis heute aufbewahrt und werde gleich einmal nachschlagen, ob ich darüber informiert wurde, dass ich in einer unierten Gemeinde konfirmiert wurde. Ich bezweifle das, aber ich werde sehen ...

Andrea

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#6

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 30.10.2013 06:59
von Fritz7 • 687 Beiträge

Hallo Andrea,

Zitat von Gast im Beitrag #5
werde gleich einmal nachschlagen, ob ich darüber informiert wurde, dass ich in einer unierten Gemeinde konfirmiert wurde. Ich bezweifle das, aber ich werde sehen ...
... WENN du tatsächlich uniiert konfirmiert sein solltest ... Wärest du dann, wenn du in einer uniierten Kirchengemeinde konfirmiert wärest, am Gemeinde-Siegel im Konfirmationsschein erkennbar. Das ist imho auch in uniierten Landeskirchen (in Norddeutschland der ehem. altpreußischen Union => dazu gehört auch die rheinische EKiR) extrem selten, die allermeisten Kirchengemeinden sind entweder lutherisch oder reformiert, da uniierte nur eine Verwaltungssache.
UND: Das könnte sich bei jedem Umzug ändern, bei dem du im Meldezettel schlicht "ev" als Konfession einträgst. Dann wirst du an die Kirchengemeinde der jeweils größte ev. Konfession am Ort weitergeleitet, mal "lt" =lutherisch, mal "rf" = reformiert oder auch "eu" = evangelisch uniiert. In luth. Landeskirchen wirst du mit "ev" ziemlich sicher automatisch lutherisch ...

Wenn du das abblocken willst, müsstest du die genannten Spezialkürzel eintragen, weiß nur kaum jemand.
Auf DIE Weise werden auch jede Menge Freikirchler irrtümlich Landeskirchenmitglieder und damit Kirchensteuerzahler, nur weil sie unwissenderweise "ev" als Konfession eintragen als für Freikirchler schlicht "-"

Dass zu einer lutherischen Freikirche wie der SELK weitergeleitet wird, wie Coriander berichtete, halte ich für eindeutigen staatlichen Verwaltungsfehler, aus welchen Gründen auch immer ... Freikirchen gehen staatliche Ersatz-Mitgliedsverwaltung für Kirchens NIX an ...

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

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#7

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 30.10.2013 15:26
von Bernd OFS
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Zunächst mal Danke für die Antworten und weiteren Schilderungen.
Da bin ich ja "ein wenig stolz", dass ich doch ziemlich "richtig" lag, bei meiner bisherigen Einordnung.

pace e bene
Bernd

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#8

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 30.10.2013 16:17
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Hallo Fritz, du Frühaufsteher,

du bist jetzt natürlich schuld, dass ich die ganze Wohnung auch noch nach dem Konfirmationsschein abgesucht habe. ;-) Gefunden habe ich etwas, das als Konfirmationsurkunde bezeichnet ist. Da steht nur handschriftlich mein Konfirmationsspruch, das Tauf- und das Konfirmationsdatum und der Name der Kirche, auch der Stempel der Kirchengemeinde enthält keinen Hinweis auf uniert oder lutherisch oder reformiert.

In den Unterlagen, die uns der Pfarrer zum Konfirmationsunterricht ausgehändigt hat, ein ähnliches Bild: "Wir gehören zum 4. Bezirk der XY-Gemeinde, der Bezirk zählt 2259 Seelen ... " Rein gar nichts über uniert, reformiert oder lutherisch. Kein Wunder, dass zumindest in der EKIR das gemeine Gemeindemitglied davon keine Ahnung hat, wobei ich nicht von mir auf alle anderen schließen möchte.

Viele Grüße

Andrea


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#9

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 30.10.2013 16:25
von Herminehedvig
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Wieso ist das denn so wichtig, was da drauf steht? Ich versteh das jetzt gar nicht, worum es eigentlich geht. Ist es nicht viel wichtiger, wie du selbst deinen Glauben siehst und an was du glaubst? Das ist doch egal, was auf dem Stempel steht auf irgendeinem Blatt Papier.

Herminehedvig

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#10

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 30.10.2013 17:43
von kein Name angegeben • ( Gast )
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Hallo Hermine,

für meinen persönlichen Glauben ist es vielleicht nicht so wichtig, dass die bestehenden Unterschiede aber für die Menschen spürbar sind, haben die Posts von Kreutzpatsch und Coriander ja gezeigt, und wenn ich nach Bayern ziehen würde, würde ich sicher auch etwas bemerken. Gleichzeitig finde ich interessant, dass die Unterschiede (jedenfalls in meinem Fall) von der Kirche kaum kommuniziert werden. Bei kath.net wurde ich mal gefragt, ob ich denn vielleicht Lutheranerin sei, nach dem Motto, dann könnte man mich eventuell für wert erachten, sich mit mir auseinanderzusetzen.

Viele Grüße

Andrea

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#11

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 30.10.2013 20:07
von Herminehedvig
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Ja, das sehe ich genauso. Aber es beginnt schon im Kleinen. Die einzelnen Pastoren in einer evangelischen Kirchengemeinde eines Ortes können von ihrem Glauben her sehr unterschiedlich sein, auch kann jede Gemeinde völlig unterschiedlich im Vergleich zur Nachbargemeinde sein obwohl alle sich als evangelisch lutherisch bezeichnen. Und niemand erachtet es für wichtig und wesentlich darüber offen und aufgeschlossen zu kommunizieren. Man geht hin, voll Vertrauen und findet evtl einen Pastor, eine Gemeinde vor, die man so nicht wollte, die dem, was man an Erfahrungen und Erwartungen mitbringt, gar nicht entspricht. Und damit meine ich keinesfalls eine Person bzw Persönlichkeit sondern die Inhalte. Ein Pastor, der den Charismatikern anhängt hat eine andere Überzeugung als ein evangelikaler oder mehr sozial orientierter oder ein dem initiatischen Christentum Anhängender. Somit sagt es wenig aus, wenn ich evangelisch lutherisch bin und wohnortsgemäß einer entsprechenden Gemeinde zugeordnet werde, wenn ich dann dort eine Richtung vorfinde, mit der ich mich unwohl fühle und die mir und meinen Überzeugungen gar nicht entspricht. Es muß dringend für Gemeinden und Gemeindemitglieder klar und deutlich formuliert werden, welche Glaubensrichtung in den einzelnen Kirchengemeinden vertreten werden. Somit gehört es sich auch, dass überhaupt Aufklärung stattfindet. Denn die meisten steuerzahlenden Kirchenmitglieder wissen doch nicht, welche Vielfalt an Überzeugungen und damit Unterschieden bei den Pastoren anzutreffen sind. Ich möchte mich nicht mehr manipulieren lassen; denn das geschieht wenn ich unwissend Nähe zu einer Gemeinde suche, mich einbringen will und plötzlich feststellen muß, dass da etwas gepredigt wird, was ich mir so nicht vorstellen konnte, dass es zu meiner Konfession gehört. Und dann werde ich verzweifelt und zutiefst enttäuscht und wende mich möglicherweise ab. Das darf gar nicht passieren. Es gehört sich, dass man seinen Gemeinden klaren Wein einschenkt.

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#12

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 30.10.2013 22:02
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Zitat von Gast im Beitrag #9
Wieso ist das denn so wichtig, was da drauf steht? Ich versteh das jetzt gar nicht, worum es eigentlich geht. Ist es nicht viel wichtiger, wie du selbst deinen Glauben siehst und an was du glaubst? Das ist doch egal, was auf dem Stempel steht auf irgendeinem Blatt Papier.


Liebe Hermine,
Dein eigener Glaube - so denke ich doch mal - ist gewachsen in der Auseinadersetzung mit dem, was Du über Glaube gehört und gelernt hast. Und bei dem, was oder wie Du über den Glauben gelernt hast kann es durchaus einen Unterschied machen zu welcher Landeskirche die Gemeinde gehört bzw. ob die Gemeinde lutherisch oder reformiert ist. Im Konfirmandenunterricht reformierter Gemeinden wird nach dem Heidelberger Katechismus gelehrt, in den lutherischen nach dem kleinen Katechismus von Martin Luther. Du kannst ja mal in beide reinschauen: http://www.ekd.de/glauben/bekenntnisse/h...atechismus.html und http://www.ekd.de/glauben/bekenntnisse/k...atechismus.html. Ich selbst werde mit dem Heidelberger Katechismus nicht so recht warm - er ist (mir) sehr "streng" und nüchtern. Im kleinen Katechsimus von Martin Luther fühle ich mich eher "zu Hause". Im Heidelberger Katechismus lese ich eher "Anspruch" - und bei Luthers Katechismus empfinde ich eher "Zuspruch". Andere, die mit dem Heidelberger Katechismus groß geworden sind, mögen das naders sehen.

Auch das Gottesbild und wie Jesus gesehen wird (und somit auch gelehrt und gepredigt wird) sind bei Reformierten und Lutheranern unterschiedlich.

lg
kreuzpatsch

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#13

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 01.11.2013 09:09
von Fritz7 • 687 Beiträge

Hallo Andrea, bin nicht jeden Tag so früh auf ..., bisweilen aber auch mitten in der Nacht ... ein "unordentliches" Leben.

Zitat von A. Clarenbach im Beitrag #8
Gefunden habe ich etwas, das als Konfirmationsurkunde bezeichnet ist. Da steht nur handschriftlich mein Konfirmationsspruch, das Tauf- und das Konfirmationsdatum und der Name der Kirche, auch der Stempel der Kirchengemeinde enthält keinen Hinweis auf uniert oder lutherisch oder reformiert.
In den Unterlagen, die uns der Pfarrer zum Konfirmationsunterricht ausgehändigt hat, ein ähnliches Bild: "Wir gehören zum 4. Bezirk der XY-Gemeinde, der Bezirk zählt 2259 Seelen ... " Rein gar nichts über uniert, reformiert oder lutherisch.

Weder schriftlich ausdrücklich reformiert noch lutherisch in der offiziellen Kirchengemeindebezeichnung klingt für mich sehr nach uniert! Gemeindepfarrer anrufen und fragen schafft ggf. Gewissheit.
Aber wieso ist dir die genaue konfessionelle Zuordnung der Konfirmationsgemeinde so wichtig, die legt doch ebensowenig wie die Prägung der Landekirche kein Bekenntnis fest für dich, da wäre doch die Taufgemeinde und defakto deine gegenwärtige Kirchengemeindezugehörigkeit weitaus bedeutsamer? Natürlich kann das im Konfirmationsunterricht erlernte prägend fürs weitere religiöse Leben werden, weils oft die letzte kirchliche Lernphase bleibt.
Bei mir lief das etwas unübersichtlich, den Unterricht in anderer Kirchengemeinde als die Konfirmation. Der Unterricht ist mir immer wichtiger geblieben als die gottesdienstliche Segnung mit folgender Familienfeier.
Weil ich bisher nie einen offiziellen Kirchenposten wollte, habe ich seither niemals meine Konfirmation per Schein/ Urkunde nachweisen müssen oder bin danach gefragt worden - auch bei einer Patenschaft im Bereich einer anderen entfernteren ( luth.) Landeskirche nicht, war ja nicht einziger Pate. Wurde wahrscheinlich nur auf dem Taufschein vermerkt, ich habe nix schriftliches drüber ...
Über Gemeindepfarrerspflichten steht in unserer (westf.) Kirchenordnung, dass sie das "Bekenntnis der Gemeinde wahren" sollen, auch wenn sich ein lutherischer oder reformierter Pfarrer in einer unierten oder anderskonfessionellen Gemeinde bewirbt. Man kann dann allenfalls am Beffchen das Bekenntnis (die Bekenntnisse) zum Ordinationszeitpunkt erkennen: Die beiden Lappen unvernäht= luth., halbvernäht = uniert, vollvernäht = ref. Diese Mischungen von anderskonfessionellem Pfarrer und Gemeinde, bei Gottesdienstvertretungen jeweils nochmal anders gemischt, könnte evt. die Verwässerung der spürbaren Unterschiede in unierten Landeskirchen verständlich machen ... und Gottesdienste in rein luth. Landeskirchen zum neuem "Erlebnis". ... reichere Riten z.B. Mich irritiert das viele Gesinge immer wieder ...

Wenn man den persönlichen Glauben zum Maßstab nähme, wären wohl die allermeisten nach dem Trinitätsglauben Arianer und nach dem Sakramentsglauben (Abendmahl) Reformierte ... (wer weiß, nach anderen Maßstäben evt. noch anderes) was natürlich für die anderen Konfessionen organisatorisch unbequem wäre ...

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 01.11.2013 09:24 | nach oben springen

#14

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 05.11.2013 11:57
von Fritz7 • 687 Beiträge

[[File:Konfessionsbaum[1].JPG]Hallo Kreuzpatsch,
für das Verständnis prot. Konfessionsstrukturen noch ein Bild, vielleicht zugänglicher als 1000 Worte: siehe Anlage

Zitat von kreuzpatsch im Beitrag RE: Erzbischof Müller beklagt Protestantisierung des Priesterbildes
Zitat von Fritz7 im Beitrag RE: Erzbischof Müller beklagt Protestantisierung des Priesterbildes

Hmm, Steffinsky verdächtigt eine fiktive Einheitskirche der McDonaldisierung von Glauben und Lehre/ Dogma. Das ist für mich so ziemlich die entgegengesetze Situation, die Bernd als Individualsynkretismus, andere als PatchWorkReligion oder Baukasten-, Flickerlteppich- bzw. Bastel-Glaube und im Glaubenskurs "Spur8" als Buffetgott bezeichnen, bisweilen nicht nur konfessionell unbestimmbar sondern auch nur eingeschränkt christlich. Beides für mich keine attraktiven Zukunftsvisionen.
Nur die Verbindung zu Freikirchen verstehe ich nicht. Denen, die ich davon kennengelernthabe, würde ich nix von beiden anlassen, sondern ggf. eher eine gewisse theologische Enge oder gesellschaftliche intolerante Verbohrtheit. - insgesamt für mich zuwenig religiöse & Denk-Freiheit ohne nachvollziehbaren Grund.

Ich finde nicht, dass "Einheitshirche" und "Individualsynkretismus" so weit voneinander entfernt sind. M. E. ist beiden gemeinsam, dass "gewachsener Lehre" vereinfacht, nivelliert oder ignoriert wird. Deshalb habe ich auch Freikirchen damit in Verbindudng gebracht. Freikirchen erscheinen mir immer so seltsam "geschichtslos" und unreflektiert.
Klassischen Freikirchen (Mennoniten, Baptisten, Methodisten) würde ich auch pauschal keine Geschichtslosigkeit und mangelhafte Reflektion (theologisches Fundament) anlasten, auch wenn ihr Geschichtsbewusstsein nicht unbedingt katholisches bis zur Alten Kirche umfasst und erst bei der Urkirche dann wieder einsetzt. - bei den vielen, vielen unabhängigen freien Gemeinschaften kann das schon anders aussehen ...
Ich habe am Wochenende gerade bei einer katholischen Akademeie einen Mennoniten als Seminarteilnehmer getroffen und wir haben uns beim "Gute-Nacht-Bier" etwas über Mennos ... ausgetauscht, von denen ich kaum eine Ahnung hatte. Gesc hichtslos sind die gewiss nicht, unreflektiert auch nicht, auch wenn sie ihre Prediger nicht alle universitär vorbilden lassen, der traditionellen evangelischen Lebenslüge des Pastors als (verhinderten) theologischen Wissenschaftler nicht folgen.

Vereinfacht - Nivelliert - Ignoriert ??? Können sich da nicht Landeskirchen Erwachsenbildung damit, dass unzulässig übervereinfacht, nivelliert und weggelassen wird - kurz verdummt, verführt, verladen. EKD-Glaubenskurse sind für mich ein aktuelles Beispiel. Dass sie kaum messbare missionarische Resultate unter Kirchenfernen, Kirchenfremden einbringen verwundert doch nicht wirklich. Ich könnte da Frustrierendes in Massen von solchen Veranstaltungen abladen ... Da werden Erwachsene wie unbedarfte Kleinkinder berieselt, schon bei den Kindern wahrscheinlich unprofessionell.

Und dann kommen eben solche Erwartungen, dass alles ganz bequem, anstrengungslos und blitzschnell - und sofortverständlich zufliegen möge, was Glauben, genauer christlichen Glauben im kirchlichen Kontext, bedeutet. ... und die Unzufriedenheit dann von anderen RattenfängerInnen flugs instrumentalisiert und für antikirchliche und antitheologische Polemik missbraucht wird. So quasi nach dem Muster "Theologie ist mind. der Eingang zur Hölle, wenn schon nicht gleich satanisch ..., verhindert nur wahren (emotionalen unbekümmerten (evt. synkretistischen)) Individual-Glauben " Tscha, dann ist mind. ein Kind im tiefen Brunnen ... und die Bergung kompliziert.
Fritz

Angefügte Bilder:
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 Konfessionsbaum[1].JPG 

Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 05.11.2013 12:06 | nach oben springen

#15

RE: Struktur evangelische Kirchen (noch) besser verstehen .......

in Ökumene: Fragen, Antworten, Gedanken 06.11.2013 09:20
von Fritz7 • 687 Beiträge

Weil teils unverständlich durch unbeabsichtigte Löschungen und Korrekturzeit verpasst, nochmal ... leider.
[File:Konfessionsbaum.JPG]Hallo Kreuzpatsch,
für das Verständnis prot. Konfessionsstrukturen noch ein Bild, vielleicht zugänglicher als 1000 Worte: siehe Anlage

Zitat von kreuzpatsch im Beitrag RE: Erzbischof Müller beklagt Protestantisierung des Priesterbildes
Zitat von Fritz7 im Beitrag RE: Erzbischof Müller beklagt Protestantisierung des Priesterbildes

Hmm, Steffinsky verdächtigt eine fiktive Einheitskirche der McDonaldisierung von Glauben und Lehre/ Dogma. Das ist für mich so ziemlich die entgegengesetze Situation, die Bernd als Individualsynkretismus, andere als PatchWorkReligion oder Baukasten-, Flickerlteppich- bzw. Bastel-Glaube und im Glaubenskurs "Spur8" als Buffetgott bezeichnen, bisweilen nicht nur konfessionell unbestimmbar sondern auch nur eingeschränkt christlich. Beides für mich keine attraktiven Zukunftsvisionen.
Nur die Verbindung zu Freikirchen verstehe ich nicht. Denen, die ich davon kennengelernthabe, würde ich nix von beiden anlassen, sondern ggf. eher eine gewisse theologische Enge oder gesellschaftliche intolerante Verbohrtheit. - insgesamt für mich zuwenig religiöse & Denk-Freiheit ohne nachvollziehbaren Grund.

Ich finde nicht, dass "Einheitshirche" und "Individualsynkretismus" so weit voneinander entfernt sind. M. E. ist beiden gemeinsam, dass "gewachsener Lehre" vereinfacht, nivelliert oder ignoriert wird. Deshalb habe ich auch Freikirchen damit in Verbindudng gebracht. Freikirchen erscheinen mir immer so seltsam "geschichtslos" und unreflektiert.
Klassischen Freikirchen (Waldenser, Hussiten/Böhmische Brüder/Herrnhuter, Alt-Lutheranern, Alt-Reformierten, Mennoniten, Baptisten, Methodisten, Anglikaner in D.?) - das dürften die meisten Freikirchler sein - würde ich auch pauschal keine Geschichtslosigkeit und mangelhafte Reflektion (theologisches Fundament) anlasten, auch wenn ihr Geschichtsbewusstsein nicht unbedingt bei allen katholisches bis zur Alten Kirche umfasst und erst bei der Urkirche dann wieder einsetzt. - bei den vielen, vielen unabhängigen, freien und pfingsterischen Gemeinschaften kann das schon anders aussehen ...

Ich habe am Wochenende gerade bei einer katholischen Akademeie einen Mennoniten als Seminarteilnehmer getroffen und wir haben uns beim "Gute-Nacht-Bier" etwas über Mennos ... ausgetauscht, von denen ich kaum eine Ahnung hatte. Geschichtslos sind die gewiss nicht, unreflektiert auch nicht, auch wenn sie ihre Prediger nicht alle universitär vorbilden lassen, der traditionellen evangelischen Lebenslüge des Pastors als (verhinderten) theologischen Wissenschaftler im ev. Pfarrhaus als Nukleus für alles Gute in der Gesellschaft nicht folgen.

Vereinfacht - Nivelliert - Ignoriert ??? Können sich da nicht Landeskirchen Erwachsenbildung auch ganz fest an eigene Nase greifen?... damit, dass unzulässig übervereinfacht, nivelliert und weggelassen, teils auch tendenziös und allenfalls da, wo es gut passt geschichtlich bewusst vermittelt wird - kurz verfälscht, verdummt, verführt, verladen.
EKD-Glaubenskurse sind für mich ein aktuelles Beispiel. Dass sie kaum messbare missionarische Resultate unter Kirchenfernen, Kirchenfremden einbringen verwundert doch nicht wirklich. Ich könnte da Frustrierendes in Massen von solchen Veranstaltungen abladen ... Da werden Erwachsene wie unbedarfte Kleinkinder berieselt, schon bei den Kindern wahrscheinlich unprofessionell.

Ich nenne mal die Luthererinnerung zu Jubiläen als Beispiel für fragwürdige Geschichtsverfälschung, auch die Kirche im Dritten Reich. Wenn geschichtsverbundenes Glaubensverständnis gemeint sein sollte, dann erinnere ich auch an röm-kath. Kritik auch an lutherische Kirche, was die auch im Glaubensbekenntnis benannte "Gemeinschaft mit den Heiligen" angeht, also die Glaubensverbindung in Zeitleiste mit vorigen Generationen. Da kommt ev. Lebenspraxis oft dem " gestorben - begraben - vergessen" bedenklich nahe! - Auch das kann als geschichtslos angekreidet werden ...,

Und dann kommen eben solche Erwartungen, dass alles ganz bequem, anstrengungslos und blitzschnell - und sofortverständlich zufliegen möge, was Glauben, genauer christlichen Glauben im kirchlichen Kontext, bedeutet. ... und die Unzufriedenheit dann von anderen RattenfängerInnen flugs instrumentalisiert und für antikirchliche und antitheologische Polemik missbraucht wird. So quasi nach dem Muster "Theologie ist mind. der Eingang zur Hölle, wenn schon nicht gleich satanisch ..., verhindert nur wahren (emotionalen unbekümmerten (evt. synkretistischen)) Individual-Glauben " Tscha, dann ist mind. ein Kind im tiefen Brunnen ... und die Bergung kompliziert.
Fritz

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zuletzt bearbeitet 06.11.2013 09:44 | nach oben springen


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