#1

Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 05.07.2013 22:06
von Ria • 41 Beiträge

Hallo, alle zusammen,
momentan bin ich persönlich in einer tiefen Kriese. Sie zieht sich vor allem durch meine Ehe, die Beziehung zu meinen Mann. Da ich das Buch mit obigen Titel schon mehrfach gelesen habe und es auch stellenweise als "zu diskutieren" würdig finde, wollte ich fragen, ob das kleine Büchlein, geschrieben von Reinhold Ruthe, jemand kennt und sich auf ein oder mehrere Meinungsaustauschzeiten einläßt.
Natürlich kann ich die Urheberrechte nicht ausschalten und deshalb nur wenig zitieren. Aber auf dem Buch steht für alle, auch die die es nicht kaufen: "Loslassen ist eine unausweichliche Herausforderung des Lebens. Kein Bereich unseres Lebens ist ausgeklammert. Loslassen können ist eine Kunst. Wer loslassen kann und Gelassenheit findet, führt ein erfülltes Leben. Loslassen können ist ein Gottesgeschenk!" Ja, ich kann so viel arbeiten, wie ich will, die Gelassenheit wird mir genauso wie das Loslassen geschenkt.
Aber vielleicht kann ich mit euch zusammen ausdiskutieren, wie das geht oder nicht.
Allen ein schönes Wochenende
Ria


Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (Václav Havel)

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#2

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 06.07.2013 13:37
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von Ria im Beitrag #1
"Loslassen ist eine unausweichliche Herausforderung des Lebens. Kein Bereich unseres Lebens ist ausgeklammert. Loslassen können ist eine Kunst. Wer loslassen kann und Gelassenheit findet, führt ein erfülltes Leben. Loslassen können ist ein Gottesgeschenk!" Ja, ich kann so viel arbeiten, wie ich will, die Gelassenheit wird mir genauso wie das Loslassen geschenkt.

Hallo Ria,

- Gelassenheit und Loslassen können ohne unmenschliche Schmerzen kann ein Gottesgeschenk sein ... oder ein Irrweg!
- Festhalten und Zupacken trotz widriger Umwelt und die Energie dazu kann aber ebenso ein Gottesgeschenk sein ... oder auch Irrweg und Selbstüberschätzung!
- Einen schmerzlichen, vielleicht unwiederbringlichen Verlust akzeptieren oder aushalten zu können auch ohne durchgehend innere Gelassenheit, kann auch eine Gottesgnade sein ebenso wie energisches Kämpfen gegen Verlust, wo dies erfolgversprechend oder not-wendend erscheint.

Die Fähigkeit zum rechten Unterscheiden & Entscheiden scheint mir das sehr viel größere Gottesgeschenk.

Nein, das Buch kenne ich nicht ... Ich mag diese Universal-Lebenshelfer auch nicht, in meinen Krisen waren sie NIE hilfreich, wohl aber einige Denksprüche oder Gebete ... als Anfang für einen langen sehr persönlichen, oft auch sehr schmerzlichen, widersprüchlichen und anfangs verworrenen Weg ...

MfG
Fritz

"Gott gebe mir
die Gelassenheit,

Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut,
Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit,
das eine vom anderen zu unterscheiden." (Reinhold Niebuhr?) oder D.Bonhoeffer??

--------------------------


Wut, Mut und Tränen


Wut, Mut und Tränen wünsch ich Dir.
Auf das du`s nie verlernst,
dich nach Utopien zu sehnen,
das wünsch ich dir.

Hoffnung und auch Sehnsucht
sollten dich begleiten auf deinem Weg.
Auf das du nie die Flinte ins Korn wirfst,
das wünsch ich dir.

Ehrliche Freunde sollen mit dir
in guten und schlechten Tagen sein,
und das ihr euch wärmt und tröstet,
lacht und weint, und braucht nicht zu verzagen.

Unrecht und Macht, in falschen Händen,
wenn du sie siehst, laß sie nicht bestehen.
Geh sie an mit deinen eigenen Waffen,
dann kannst du weitersehen.

Wut, dich gegen alles längst Verfaulte aufzulehnen.
Mut zu Träumen und dich deiner Träume wegen
nie zu schämen.
Tränen, die ein Zeichen sind für die Kraft
deines Lebens.

Ich wünsche Dir auf diesem Weg
Wut, Mut und Tränen


von Tobias Verch


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 06.07.2013 14:15 | nach oben springen

#3

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 06.07.2013 19:04
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Hallo Ria,

zunächst: Es tut mir leid, dass du dich in einer so tiefen Krise befindest. Das Buch kenne ich leider nicht. Ich würde Fritz rational auch Recht geben, was die Skepsis gegenüber der sogenannten Ratgeber-Literatur betrifft, nur habe ich mich in Krisenzeiten trotzdem immer wieder mit solcher Literatur eingedeckt. ;-) Vielleicht ein frauenspezifisches Phänomen, der Hang zu dieser Literatur.

Ich weiß nicht, ob du registriert hast, dass Tarantoga neulich im Mitgliederbereich die Überschrift "Was die Mitglieder bewegt" eingefügt hat, wenn du dort schreibst, können nur die angemeldeten Mitglieder die Diskussion verfolgen, wenn der Text hier stehen bleibt, kann ihn jeder lesen. Gib am besten einfach Ton ab, wo du die Diskussion fortführen möchtest.

Dir auch ein schönes Wochenende!

Andrea


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#4

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 07.07.2013 21:22
von Ria • 41 Beiträge

Hallo Fritz, Hallo Andrea,
da ich mich über den Inhalt und die Anstöße und Gedanken in dem Buch mit euch austauschen wollte und weniger über meine persönliche Situation, so kann die Unterhaltung auch hier weitergehen. Doch da ich nun merke, dass ihr das Buch nicht kennt und ich ja nicht einfach Textpassagen abschreiben kann, könnte auch der Bibelvers:
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!
Philipper 4, 6
als Diskussionsgrundlage genommen werden.
Die eigenen Sorgen loslassen wäre da das Thema und würde es genauso treffend beschreiben. Doch das Loslassen hat ja so seine Tücken. Manches will man loslassen und auch behalten. Wiederum anderes will ich ganz fest bei mir behalten.
Zu Johanne predigte unser Pfarrer darüber, dass es auch etwas Gutes hat, wenn man sich Sorgen macht und andere umsorgt.

Dir, Fritz danke ich für die zwei Gedichte. Das erste kenne ich und habe ich sogar als Wandspruch und ich lese es un versuche es mir immer wieder zu zu sprechen.
Das andere Gedicht finde ich sehr gut und werde es mir ausdrucken, damit ich weiß, dass ich durchaus auch wütend sein darf, obwohl ich es mir oft verbiete.
Vielen Dank und liebe Grüße
Ria


Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (Václav Havel)

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#5

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 08.07.2013 19:32
von Fritz7 • 687 Beiträge

Schularbeiten zum Thema,
Zunächst zum Autoren des Buchs:
Reinhold Ruthe, Loslassen. Wege zur Gelassenheit
Broschiert: 64 Seiten
Verlag: Scm Hänssler; Auflage: 2., Aufl. (23. April 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 377515342X
ISBN-13: 978-3775153423
Größe und/oder Gewicht: 18,3 x 11,7 x 1 cm

http://shop.icl-institut.org/shop/page/2...PKQ&shop_param=

Alles sehr klassisch, beste evangelikale Nische, von der Heimat Löhne, Ravensberger Land, superfromme, erweckungsbewegte Gegend, "Heinrich-Volkening-Land" über den Verlag "Hännsler" bis zur Zuschreibung "Christ" und "christlich" für Bibelspruch-Pingpong alias Textschleuderautomat, aus dem Kontext herausgetrennte Perikopen, Bibel wörtlich aber nix ernst ... So kann man mit Bibel ALLES beweisen und das Gegenteil auch ... Imho verkommt ChristSein so allzuleicht zu Esoterik mit papiernem Götzen ...

"Lasst euch nicht von Sorgen bestimmen" Was meint das hier eigentlich? Loslassen, Gelassenheit im Sinne von Fatalismus oder Gottvertrauen, Ohne Eigenverantwortung und eigenes Bemühen? Was bedeutet Gott bitten? Im Sinne von Gebetsautomatik, das Gott mein eigenes Handeln, mein Sorgen ablöst, dass ER meine Bitten auch erfüllen (MUSS)? DARF ich aus dem Paulusbrief an die Gemeinde in Philippi vor 2000 Jahren unter Ausblendung aller Geschichtlichkeit einen Vers herausklauben und als Handlungsanweisung für mich heute in einer konkreten, ganz andersartigen Situation? (wenn ich Bibel ernstnehmen will ...)

Fritz


Phil 4, 1-9
---------------------------------------------------------------------------------------
Luth84
Mahnung zur Einigkeit und zur Freude im Herrn
1Also, meine lieben Brüder, nach denen ich mich sehne, meine Freude und meine Krone, steht fest in dem Herrn, ihr Lieben.
2Evodia ermahne ich und Syntyche ermahne ich, dass sie eines Sinnes seien in dem Herrn.
3Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte, steh ihnen bei; sie haben mit mir für das Evangelium gekämpft, zusammen mit Klemens und meinen andern Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen.

4 Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!
5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe!
6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden!
7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.

8Weiter, liebe Brüder: Was wahrhaftig ist, was ehrbar, was gerecht, was rein, was liebenswert, was einen guten Ruf hat, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – darauf seid bedacht!
9Was ihr gelernt und empfangen und gehört und gesehen habt an mir, das tut; so wird der Gott des Friedens mit euch sein.
---------------------------------------------------------------------------
Zürcher 2007
41Darum, meine geliebten und schmerzlich vermissten Brüder und Schwestern, die ihr meine Freude und mein Siegeskranz seid: Steht fest im Herrn, meine Geliebten!

Persönliche Bitten
2Euodia ermahne ich, und Syntyche ermahne ich: Seid eines Sinnes im Herrn!
3Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Gefährte: Nimm dich ihrer an! Sie haben mit mir gekämpft für das Evangelium, gemeinsam mit Klemens und meinen andern Mitarbeitern, deren Namen im Buch des Lebens stehen.

Wünsche für die Gemeinde
4Freut euch im Herrn allezeit! Nochmals will ich es sagen: Freut euch!
5Lasst alle Menschen eure Freundlichkeit spüren. Der Herr ist nahe.
6Sorgt euch um nichts, sondern lasst in allen Lagen eure Bitten durch Gebet und Fürbitte mit Danksagung vor Gott laut werden.
7Und der Friede Gottes, der alles Verstehen übersteigt, wird eure Herzen und eure Gedanken bewahren in Christus Jesus.


8Zum Schluss, liebe Brüder und Schwestern: Was wahr ist, was achtenswert, was gerecht, was lauter, was wohlgefällig, was angesehen, wenn immer etwas taugt und Lob verdient, das bedenkt!
9Was ihr bei mir gelernt und empfangen, gehört und gesehen habt, das tut! Und der Gott des Friedens wird mit euch sein.
-------------------------------------------------------------------------------------------------
BigS= Bib in gerechter Sprache
1Darum, meine geliebten und innig ersehnten Schwestern und Brüder,
die ihr meine Freude und mein Siegeskranz seid, steht fest gegründet
in *Jesus, dem ihr euer Leben anvertraut habt, Geliebte.
2Evodia bitte ich und Syntyche bitte ich, auf dasselbe bedacht zu sein in der
*Gemeinschaft Jesu. 3 Ja, ich bitte auch dich, mein treuer Partner, nimm dich
ihrer an; sie haben mit mir für die *Freudenbotschaft gekämpft, zusammen
mit Klemens und den Übrigen, die mit mir zusammengearbeitet haben, deren Namen
im Buch des Lebens stehen. 4 Die ihr in der *Gemeinschaft Christi
seid, freut euch allezeit, und wiederum sage ich: Freut euch! 5Eure Güte lasst
allen Menschen bekannt werden. Nah ist *der, dem ihr euer Leben anvertraut
habt. 6 Lasst euch nicht von Sorgen bestimmen, bringt vielmehr in jeder Lage
eure Anliegen in Gebet und Bitte vor Gott, immer begleitet von Danksagung.
7Und Gottes Friede, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und
eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Jesus Christus. 8 Im Übrigen, liebe
Schwestern und Brüder, seid bedacht auf das, was wahrhaftig ist, was integer
ist, was gerecht, was rein, was liebenswert, was lobenswert ist, sei es eine gute
Charaktereigenschaft, sei es eine verdienstvolle Tat! 9Was ihr gelernt, angenommen,
gehört und an mir gesehen habt, das tut. Dann wird Gott, die
Quelle des Friedens, mit euch sein.
--------------------------------------------------------------------


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

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#6

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 09.07.2013 18:42
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von Ria im Beitrag #4

Die eigenen Sorgen loslassen wäre da das Thema und würde es genauso treffend beschreiben. Doch das Loslassen hat ja so seine Tücken. Manches will man loslassen und auch behalten. Wiederum anderes will ich ganz fest bei mir behalten.
Zu Johanne predigte unser Pfarrer darüber, dass es auch etwas Gutes hat, wenn man sich Sorgen macht und andere umsorgt.

Hallo Ria, alle eigenen Sorgen oder nur ausgewählte? Und wenn, dann welche, nach welchen Kriterien? Wenn ich in der BigS-Übersetzung von Phil4,6 von "Nicht von Sorgen bestimmen lassen" lese, dann ist das für mich etwas anderes, den Sorgen die Herrschaft über mich überlassen ..., die Sorgen zum Götzen machen ... Gottes Reich hintanzustellen ... Das ist für mich etwas radikal anderes als NICHT zu sorgen, nochmal anders als FÜR-Sorgen, wie in der Predigt.
Nur Loslassen beinhaltet für mich auch den Aspekt negativer Wichtung, des nicht ernstnehmen des Losgelassenen, die Zuschreibung der Unwichtigkeit ...
Nochmal heftiger kommt das im Bibelwort vom "weggehen und Staub von den Füßen schütteln" Math 10,14 parr (Mk6,11; Lk9,5; Apg 13,51) zum Ausdruck, das ein Verwerfen, Verurteilen des/ der Hinterlassenen beinhaltet "zur Warnung, zum Zeugnis" ...

so ähnlich wie in der Sodom-Story "Sieh dich nicht um ..."

So einfach kann ich mich heute nicht mehr aus der Verantwortung stehlen ... (imho)

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
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#7

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 13.07.2013 00:18
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von Fritz7 im Beitrag #5

Reinhold Ruthe, Loslassen. Wege zur Gelassenheit

Ich habs nun gelesen *gähn* Keine Lesempfehlung ... Sehr oberflächlich ...
Wers trotzdem gern hätte ... Ich brauchs nicht mehr ...

Fritz


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#8

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 13.07.2013 08:41
von jzuurmans • 144 Beiträge

Zitat von Ria
Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! Philipper 4, 6


Was wäre denn passiert, wenn Paulus andersrum geschrieben hätte: "Sorgt euch darum, dass ihr immer was zum Essen und zum Anziehen habt, das ist ganz wichtig"? Dann hätten die Christen in Philippi das getan und ihre Zeit damit verbracht, Essen und Klamotten und Geld zu bunkern. Vielleicht waren sie ja auch dabei, das zu tun, und Paulus wollte sie davon abbringen.

Vielleicht wollte er sagen, ihr habt das gar nicht nötig, ihr seid eine Gemeinde, haltet zusammen, und wenn einer von euch eine schlechte Ernte hat oder krank ist, dann helft ihm aus.

"Sorgt euch um nichts" heißt ja nicht "legt euch in die Hängematte und wartet, bis das Essen auf Rädern kommt". Es heißt "lasst eure Gedanken nicht immer um dasselbe kreisen, das führt zu nichts. Nehmt hin, was ihr nicht ändern könnt, und vertraut darauf, dass es am Ende gut wird."

Zitat
Zu Johanne predigte unser Pfarrer darüber, dass es auch etwas Gutes hat, wenn man sich Sorgen macht und andere umsorgt.


Aber nicht, wenn man sich nur noch Sorgen macht, damit nimmt man sich nämlich die Freude. Und "andere umsorgen" hat zwar denselben Wortstamm, aber ansonsten mit Sorgenmachen nicht viel zu tun.

Gruß,
Jan


zuletzt bearbeitet 13.07.2013 08:42 | nach oben springen

#9

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 13.07.2013 20:25
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von jzuurmans im Beitrag #8
[quote="Ria"]
Was wäre denn passiert, wenn Paulus andersrum geschrieben hätte: "Sorgt euch darum, dass ihr ... was zum Essen und zum Anziehen habt, ..."?
Na, und? Wäre das falsch? Das ganze steht doch im Kontext des Irrtums der Naherwartung ... Nach deren Ausbleiben waren die Chistus-Gemeinschaften ganz schnell zum Umdenken gezwungen (Theologensprech "Parusieverzögerung").
Wenn wir schon über Pauslusoptionen spekulieren:
Was hätte Paulus heute 2013 gesagt? " Arbeitet nicht, lasst die Anderen für euch sorgen. Haut das Geld auf den Kopp statt es für priv. Altersvorsorge zu verplempern, pfeift auf Familie, Kinder, Eheepartner ... und lebt fröhlich und anarchistisch in den Tag hinein?" Ich wage das ernsthaft zu bezweifeln. Bindung, Verbindlichkeit und Verantwortung schaffen Glück, nicht die Solonummern ... Und: Sorgen, ja, selbstverständlich, aber nicht die Sorgen bestimmen lassen, zum Allerwichtigsten degenerieren lassen ...

Fritz


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zuletzt bearbeitet 13.07.2013 20:26 | nach oben springen

#10

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 14.07.2013 00:46
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Das kam mir zwischendurch auch in den Sinn, dass Paulus das vor dem Hintergrund der zeitnahen Erwartung des Reiches Gottes gesagt hat. Und ja, es ist fragwürdig ein, zwei Sätze aus der Bibel herauszugreifen und daraus gar eine konkrete Option für das eigene Handeln ableiten zu wollen. Ich denke, Ria hat dazu gegriffen, weil wir fast alle das Buch nicht kennen. Sicher wird sie ihre Entscheidungen auch nicht aufgrund einiger Bibelsätze treffen.

Die Bibel lässt uns in Sachen "loslassen" sowieso eher im Regen stehen, denn "loslassen" stammt ja eher aus der Psycho- oder Esoterik-Sprache. Bindung, Verbindlichkeit und Verantwortung, wie du sie aufzählst, Fritz, würde auch ich an die erste Stelle setzen. Dennoch kann ich mir Beziehungskonstellationen vorstellen, wo es besser ist zu gehen als zu bleiben. Wenn der Partner in eine schwere Suchtproblematik verstrickt ist (aus der er sich auch nicht befreien will), wenn mir selbst physische oder ständige psychische Gewalt widerfahren würde, um krasse Beispiele anzuführen, wenn es zu ständigen gegenseitigen verbalen Verletzungen kommt und alle Arbeit an der Beziehung nicht mehr fruchtet ...


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#11

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 14.07.2013 11:43
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von A. Clarenbach im Beitrag #10
Dennoch kann ich mir Beziehungskonstellationen vorstellen, wo es besser ist zu gehen als zu bleiben. Wenn der Partner in eine schwere Suchtproblematik verstrickt ist (aus der er sich auch nicht befreien will), wenn mir selbst physische oder ständige psychische Gewalt widerfahren würde, um krasse Beispiele anzuführen, wenn es zu ständigen gegenseitigen verbalen Verletzungen kommt und alle Arbeit an der Beziehung nicht mehr fruchtet ...
und 1000 Varianten mehr ...
Ja sicher ...
Ich hab ja nie geschrieben, dass JEDE Bindung für jederman/ jedefrau dauerhaft lebbar ist ohne Schäden und das dies immer vorab erkennbar oder durchschaubar war ...
Nur dauerhaftes NUR-Loslassen, IMMER-Gelassensein ist auch keine Glücksgarantie, imho genausowenig lebbar ..., lebensförderlich ...

Eine fürchterliche Bürde scheint mir das Wort vom "Was Gott zusammengefügt hat ..." - lebenslänglich! Ich bezweifele inzwischen sehr, dass Gott jede Partnerschaft zusammenpeppen wollte, ja, dass Kirche, Pfarrer und Paar danach wirklich nachdrücklich gefragt haben ...
Nur wenns danach schiefgeht, dann kommt der gewissensbeschwerende Vorwurf ...
In der Menschheitsgeschichte war die mögliche Partnerschafts-Zeitspanne auch nie so lang wie heute. Ob Menschen kräftemäßig dem immer gewachsen sind, ob sie sich des übermenschlichen Anspruchs bewusst waren, ob man das potentiell Zerstörerische drin immer ignorieren darf? Da machen sich auch evangelikale Partnerschaftsberater wie dieser Reinhold Ruthe einen leichten Fuß ... die Kasse klingelt ja ...

Fritz


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zuletzt bearbeitet 14.07.2013 11:46 | nach oben springen

#12

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 16.07.2013 17:44
von Ria • 41 Beiträge

Hallo Fritz,
deine Bemerkung: "Nur dauerhaftes NUR-Loslassen, IMMER-Gelassensein ist auch keine Glücksgarantie, imho genausowenig lebbar ..., lebensförderlich ... "
läßt mich aufhorchen, denn ich bildete mir ein, dass es gut ist, wenn ich alles etwas Gelassener sehe.
Natürlich hat Paulus damals die spezielle Situation in Philippi vor Augen gehabt. Und trotzdem bin ich der Meinung, dass ich bedrückende Sorgen und Probleme und Ängste Gott vor die Füße legen darf. Natürlich darf ich das Danken für alle schönen und guten Dinge nicht vergessen werden.
Viele Grüße
Ria


Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (Václav Havel)

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#13

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 18.07.2013 15:02
von Tarantoga • 413 Beiträge

Hallo Ria, Fritz, Andrea und Jan,

Das Buch hab ich nicht gelesen,
aber loslassen und festhalten ist genau wie Nähe und Distanz immer wieder Thema auch in meinem Leben.
Vor einiger Zeit mußte ich in eine deutlich kleinere Wohnung umziehen; da stellte sich bei jedem Gegenstand die Frage loslassen (verschenken, wegwerfen) oder festhalten (mitnehmen). Dabei wurde mir deutlich, daß sich mit fast allen Gegenständen Geschichten und/oder Personen verbanden (das habe ich von xy; das erinnert mich an damals, als ...; das begleitete mich durch ...; usw.) Damit war der Umzug auch ein "aufräumen" im eigenen Leben. Und das Loslassen war endgültig, also: weg ist weg.
Aber es hat gutgetan. Wie sagte Coriander mal: mit weniger Gepäck reist es sich leichter.
Und es wird Platz für Neues, auch im übertragenen Sinn.
Die Kunst ist wohl wirklich das Richtige loszulassen und das Richtige festzuhalten.
Und was für den einen das Richtige ist, kann für den anderen das Falsche sein.
Ich weiß nicht, ob loslassen wirklich mehr Gelassenheit bringt.
Und ich weiß nicht, ob ich das (für mich) wöllte, bei zuviel Gelassenheit spüre ich mich ja nicht mehr leben.

Und zu eurer Sorgen-Diskussion möchte ich einen Satz beisteuern, der mir wichtig ist:
Jesus Christus spricht: sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Plage hat. (Matth. 6,34)

Gruß
Tarantoga

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#14

RE: Loslassen - Wege zur Gelassenheit

in Was nicht so recht passen will... 21.07.2013 19:30
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von A. Clarenbach im Beitrag #10
Die Bibel lässt uns in Sachen "loslassen" sowieso eher im Regen stehen, denn "loslassen" stammt ja eher aus der Psycho- oder Esoterik-Sprache.


Hallo Andrea, ist das wirklich so mit der Bibel zum Lebensthema "Loslassen"? Nass im Regen? Oder lässt uns Bibel wohlweislich nur bei der Masche Patent-, Instant-, Einfach- und Schnellrezepte für jede Lebenslage allein, überlässt dies den modernen Autoren, weil eh nie soo funktioniert, weils eh fast immer zuu simple Irrwege sind, die da propagiert werden für harte Umsatz-Euros ... Die Bibel ( und Gott wohl auch) entlässt uns eben nicht aus unserer Eigenverantwortung für Entscheidungen ...

Von Loslassen (und Festhalten) lese ich dagegen an ganz vielen Stellen der Bibel, angefangen vom Paradies, Sodom& Gomorrha,Flut-Story, Isaaks-"Opfer" .... Hiob, ganz viele Episoden um Jesus ... und so weiter ...

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
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zuletzt bearbeitet 21.07.2013 19:30 | nach oben springen

#15

Ich lasse dich nicht ...

in Was nicht so recht passen will... 22.07.2013 10:54
von Fritz7 • 687 Beiträge

du segnest mich denn! Zum Loslassen finde ich die Bibelstelle vom nächtlichen Kampf am Jabbok Gen 32,23-33 ganz interessant. Erpressen durch Festhalten=Klammern, Loslassen nur unter Bedingungen. Und letztlich wird hier das Festhalten belohnt ... Auch wenn es nur ein Traum gewesen sein sollte ... eine innere Auseinandersetzung um Festhalten oder Loslassen.
Wieviel Kalkül mag wohl heute mit manchem "Loslassen" verwoben sein? Die Bibel spricht a.a.O. und anderem Zusammenhang von "erlösen" oder "loskaufen" (von Sünde)

1Mo32, 26-30 Lu84:

Zitat
26 Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt. 27 Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an.
Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
28 Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. 29 Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen. 30 Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißt du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst.


Bibel lässt uns nicht allein naß im Regen, ist aber auch nicht immer kuschelig und simpel mit ihren Angeboten ... Nicht immer ist weiches krustenloses "Milchbrötchen" dran, manchmal auch hartes kerniges dunkles Brot ...


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
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zuletzt bearbeitet 22.07.2013 11:04 | nach oben springen


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