#1

Sind Christen BESSERE Menschen?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 15.01.2013 15:22
von Fritz7 • 687 Beiträge

"Bist DU als Christ ein besserer Mensch?"

Diese Frage traf mich so unvermutet, überraschend, irritierend und geradezu festnagelnd, dass ich nix Brauchbares antworten konnte, nur verwirrendes Gestammele. Ich WOLLTE eigentlich auch ungern antworten-müssen, wäre lieber im Boden versunken
- obwohl ich begreife, dass das´Bekenntnis meint, durch mein Leben eine Antwort geben ... Anders Werden/Sein.

Wie ist die Frage für Euch - in Theorie und Praxis ...

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)

Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!

Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)

Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)

Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 15.01.2013 15:24 | nach oben springen

#2

RE: Sind Christen BESSERE Menschen?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 15.01.2013 18:25
von Anna-Maria • 146 Beiträge

Als Christ ist und bleibt man Mensch mit allen Schwächen, die Menschen nun mal haben. Christen haben es in einer Hinsicht besser: sie sind durch Christus erlöst. Und als Christ ist es doch irgendwie so,also wenn man es ernst meint, dass man sein Leben so zu führen versucht, wie Jesus es uns vorgelebt hat, wie er es uns gezeigt hat. Das gelingt leider nicht unbedingt und immer oder nur im Ansatz oder nur in klitzekleinen Dingen, aber wichtig ist der Glaube und die Liebe, die wir in uns tragen.


zuletzt bearbeitet 15.01.2013 18:26 | nach oben springen

#3

RE: Just my 2 cents

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 15.01.2013 19:01
von Coriander • 334 Beiträge

Was bewegt jemanden, so eine Frage zu stellen? Was möchte er hören?
Wenn du Ja sagst, sitzt du auf einem hohen Ross. Sagst du nein, dann ist wohl nix dran an dem ganzen Christentum; denn ein guter Mensch kann man ja auch so sein.

Vor allem rechtfertigt ein Nein, so vermute ich mal ganz ungeschützt, den Status quo des Gegenübers. Der muss auch kein Christ sein und sich mit christlichem Glauben und christlicher Lehre nicht auseinandersetzen; denn die Christen (also du) sind ja nicht besser als er.

Bin ich als Christ ein besserer Mensch? Besser als wer? Bin ich besser, als ich wäre, wenn ich kein Christ wäre? Bin ich besser, als ich war in meiner ausgetretenen, kirchenfernen Zeit? Bin ich freundlicher, sozialer, engagierter, tugendhafter, seit ich (wieder) einer Kirche angehöre? Oder was zeichnet einen besseren Menschen sonst noch aus?

Nö. Ich bin nicht besser. Aber ich glaube, ich bin mit meinem Glauben an Christus besser dran. Wegen der Hoffnung, dass Gott mich trägt, im Leben und im Sterben.

Wenn man mir die Frage unvermutet vor den Latz geknallt hätte, wäre mir wahrscheinlich erstmal nix eingefallen.

Coriander


Das sind die wahren Wunder der Technik, dass sie das, wofür sie entschädigt, auch wirklich kaputt macht. (Karl Kraus)

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#4

bessere und schlechtere Menschen?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 16.01.2013 15:14
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Für mich führt die Frage, ob Christen bessere Menschen sind auf´s moralische Glatteis...
Es müsste dann ja schlechtere Menschen geben, vielleicht sogar schlechte Menschen - und sogar gute Menschen.
Von sogenannten Gutmenschen habe ich schon gehört . Sie zeichen sich für mich vor allem dadurch aus, dass sie genau wissen, wie man moralisch (oder ökologisch - was in diesen Kreisen dasselbe ist) "richtig" lebt.
M. E. taugen moralische Schubladen nicht zur Beschreibung von Christen.
Vielleicht sind Christen einfach "anders" - bzw. "ticken anders" - und vielleicht hat das sogar etwas mit dem Blick auf die "zukünftige Stadt" zu tun. Der relativiert evtl. etwas die Dinge, die bisweilen so wichtig zu sein scheinen.

lg
kreuzpatsch

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#5

RE: bessere und schlechtere Menschen?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 17.01.2013 18:39
von Anna-Maria • 146 Beiträge

Ich denke, dass die im obigen Beitrag dargestellte Sichtweise so auch nicht schlüssig ist. Was sind Gutmenschen, was bedeutet dieser überall als geringschätzig geäußerte Ausdruck eigentlich und wieso wird er in diesem Zusammenhang hier verwendet? Uns Christen sind ja "Gesetze" gegeben, die zehn Gebote, das Gebot der Nächstenliebe, der Feindesliebe, der Barmherzigkeit etc. Würden wir die erfüllen, würden wir das schaffen, wären Christen richtig gute Menschen. So, wie die Bibel, wie Gott selbst und durch Jesus Christus es uns aufgegeben hat. Also, es wäre eigentlich logisch, dass Christen wegen ihres Bemühens nach Gottes Wort zu leben ein großes Vertrauen entgegengebracht würde. Welches aber leider allzu oft enttäuscht wird, weil Christen eben nicht die besseren Menschen sind, sondern einfach Menschen.


zuletzt bearbeitet 17.01.2013 20:53 | nach oben springen

#6

RE: bessere und schlechtere Menschen?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 17.01.2013 22:07
von Fritz7 • 687 Beiträge

Vielleicht ist ein Hinweis auf reformatorisches Bibelverständnis & Theologie ein Bisschen hilfreich:

Zitat
Martin Luther war überzeugt, dass der Glaube ein so „geschäftig, tätig, mächtig Ding" sei, dass er automatisch gute Werke hervorbringe. Er wollte sie aber aufgrund seiner Überzeugung von der Rechtfertigung sola gratia (allein aus Gnade) nicht mit der Frage nach dem Seelenheil verknüpfen.

Evt. könnte man da noch von Paulus - Römerbrief her biblisch ergänzen ...
Übrigens hochinteressant wie ihr die brutal frontal provozierende Fragestellung: "Bist DU als Christ ein bessere Mensch?" modifiziert und interpretiert, aber ihr auch ausweicht. Es ist da vieles NICHT gefragt, zu dem ihr Antwortsversuche anbietet.

Übrigens: Der Fragesteller war ev. Pastor (mir erstmal gegegnet ...) Der Provokation nahm das mir nix, aber dem Verdacht möglicherweise atheistischer Christenveräppelung/ unernsthafter Kritik.

Fritz


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#7

RE: Just my 2 cents

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 18.01.2013 08:57
von jzuurmans • 144 Beiträge

Zitat von Fritz7
Übrigens hochinteressant wie ihr die brutal frontal provozierende Fragestellung: "Bist DU als Christ ein bessere Mensch?" modifiziert und interpretiert, aber ihr auch ausweicht.

Das könnte daran liegen, dass sie unklar ist. Besser als wer? Genausogut könntest du fragen "Ist es wärmer?"

Zitat
Übrigens: Der Fragesteller war ev. Pastor (mir erstmal gegegnet ...) Der Provokation nahm das mir nix, aber dem Verdacht möglicherweise atheistischer Christenveräppelung/ unernsthafter Kritik.

Das hatte ich in Betracht gezogen - und deshalb erst mal nicht geantwortet.
Gruß,
Jan


zuletzt bearbeitet 18.01.2013 08:58 | nach oben springen

#8

RE: Gutmenschen

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 18.01.2013 09:50
von Coriander • 334 Beiträge

Die Bezeichnung "Gutmenschen" stammt möglicherweise aus dem Nationalsozialismus, sagt jedenfalls u. a. der Deutsche Journalisten-Verband: http://tinyurl.com/57gmun. Ich hatte das schon ein paar Mal gehört und habe jetzt kurz recherchiert. Das mal so am Rande.
Die Gesellschaft für deutsche Sprache erwähnt das nicht: http://www.gfds.de/index.php?id=112
Der abwertende Begriff passt natürlich zur "atheistischen Christenveräppelung", mit der es Fritz aber ja nicht zu tun hatte.

Besser als wer - hatte ich auch schon gefragt. Aber darauf haben wir keine Antwort und werden wohl auch keine bekommen, weil Fritz dem Fragesteller in der Situation diese Gegenfrage wohl nicht gestellt hat.

>Gruß
Coriander


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zuletzt bearbeitet 18.01.2013 09:55 | nach oben springen

#9

RE: Just my 2 cents

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 18.01.2013 23:04
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von jzuurmans im Beitrag #7
Das könnte daran liegen, dass sie unklar ist. Besser als wer? Genausogut könntest du fragen "Ist es wärmer?"
So manches kann sein, aber an DER Stelle ist die Frage für mich sehr klar und präzise aus der Logik:
Die Nachfrage nach dem "als WER" läßt sich für mich zweifelsfrei so beantworten: "Bin ich (oder Du) als Christ ein besserer Mensch, als ich (oder Du) es als Nicht-Christ wäre?"
Auf unsicheren Boden gerate ich aus meiner Sicht bei der Festlegung des Begriffsinhalts von "Christ", der Bewertungsskala für "besser" (in welcher Hinsicht und wie viel ...) ... und bei der Antwortkompetenz: Muss ich die Antwort nicht meinen Mitmenschen überlassen und gleichzeitig achtgeben, dass ich mein Handeln nicht nach dem Kriterium optimiere, dass es auch deutlichst auffällt in Richtung "positiv anders"? Deswegen die Anmerkung von "Theorie und Praxis". Scheint mir Parallelen anzubieten zur a.a.O. diskutierten Spendenpraxis. Ich bin Anhänger anonymen Gebens mit leichter Hand ohne Spekulation auf Eigennutzen "so dass die Linke nichts davon weiß was die Rechte gibt" Mt6,1ff

Zitat
Vom Almosengeben
1 Habt Acht auf eure Frömmigkeit, dass ihr die nicht übt vor den Leuten, um von ihnen gesehen zu werden; ihr habt sonst keinen Lohn bei eurem Vater im Himmel.
2 Wenn du nun Almosen gibst, sollst du es nicht vor dir ausposaunen lassen, wie es die Heuchler tun in den Synagogen und auf den Gassen, damit sie von den Leuten gepriesen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt.
3 Wenn du aber Almosen gibst, so lass deine linke Hand nicht wissen, was die rechte tut,
4 damit dein Almosen verborgen bleibe; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.



Klar ist für mich dann schon wieder, dass "erkennbar AndersSein" für Christen nicht aus eigener Kraft, eigener Willensentscheidung, eigener Überlegenheit zu stemmen ist, sondern NUR mit Gottes Hilfe, aus Gottes Gnade ... Vergleiche Luther-Wort oder reformat. Rechtfertigungstheologie oder bibl. z.B. Römerbrief
Den Verweis auf "Gutmenschentum" empfinde ich nur als ärgerlich und daneben, nimmt die Fragestellung (und die beteiligten Menschen) nicht mal im Ansatz ernst, ist schlicht Plattitüde im Umgang mit politischen Gegnern, wenn man sie erst gar nicht ernstnehmen will, stattdessen als "naiv" abstempeln bzw. die Agrumente ausgehen ... Das sollte besser gehen ... MIT Argumenten.

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
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zuletzt bearbeitet 18.01.2013 23:08 | nach oben springen

#10

RE: Just my 2 cents

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 19.01.2013 01:16
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Den Verweis auf "Gutmenschentum" empfinde ich nur als ärgerlich und daneben, nimmt die Fragestellung (und die beteiligten Menschen) nicht mal im Ansatz ernst, ist schlicht Plattitüde im Umgang mit politischen Gegnern, wenn man sie erst gar nicht ernstnehmen will, stattdessen als "naiv" abstempeln bzw. die Agrumente ausgehen ... Das sollte besser gehen ... MIT Argumenten.


Und mir geht es so, dass ich die Frage "Sind Christen bessere Menschen" als ärgerlich und daneben empfinde - und sie deswegen tatsächlich nicht ganz ernst nehme. Tut mir leid. Ich habe schon gesagt, dass ich mit moralischen Kategorein wie "besser oder schlechter" in Bezug auf Christen nichts anfangen kann... ich weigere mich schlicht. als "Christ" irgendwie moralisch "besser" sein zu wollen als andere. Und beurteilen, was oder wer "Besser" ist, will ich schon gar nicht. Ich habe ganz entschieden die Meinung, dass mir das nicht zusteht!
Was ist eigentlich die Motivation der Frage? Was will der Frager hören? Es hört sich für mich so an, als wollte er
a eine Bestätigung, dass Christen "besser" sind oder
b. darüber klagen, dass man nicht merkt, dass sie "besser" sind.
c endlich mal die Welt in gut und böse einteilen (Christen besser - Nicht-Christen schlechter)

Worüber wir uns geren unterhalten können ist: was macht das Anders Seins von Christen aus? - wie äußert sich das? - Dann kommt - wie Du schon geschreiben hast, und wo ich mit Dir völlig einig bin - natürlich die Rechtfertigung ins Spiel: das sie ein Geschenk ist und nicht von mir beeinflussbar ist. Darauf kann dann als Antwort folgen, meinen Glauben zu leben. (d. h z. B.. Verantwortung zu übernehmen für Freiden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung).

lg
kreuzpatsch

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#11

RE: Just my 2 cents

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 19.01.2013 10:42
von Anna-Maria
avatar

Hallo Fritz,

danke für die Bibelstelle, ich mag sie auch.

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#12

RE: Just my 2 cents

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 19.01.2013 11:41
von jzuurmans • 144 Beiträge

Zitat von Fritz7
"Bin ich (oder Du) als Christ ein besserer Mensch, als ich (oder Du) es als Nicht-Christ wäre?"

Danke, mit dieser Fragestellung kann ich was anfangen.

Zitat
Auf unsicheren Boden gerate ich aus meiner Sicht bei der Festlegung des Begriffsinhalts von "Christ", der Bewertungsskala für "besser" (in welcher Hinsicht und wie viel ...) ... und bei der Antwortkompetenz: Muss ich die Antwort nicht meinen Mitmenschen überlassen ...

Wenn es eine objektive Bewertungsskala gäbe, könnte jeder sich selbst daran messen, und ich müsste das nicht meinen Mitmenschen überlassen. Da es diese Skala nur subjektiv geben kann, muss ich mich vor dreierlei hüten:
1. andere Menschen an meiner Skala zu messen - das kann nur verzerrte Werte geben,
2. mich selbst zu messen und das Ergebnis anschließend als objektiv wahr anzusehen und
3. das Ergebnis, das andere von mir vielleicht haben, ungeprüft zu übernehmen.

Zitat
... und gleichzeitig achtgeben, dass ich mein Handeln nicht nach dem Kriterium optimiere, dass es auch deutlichst auffällt in Richtung "positiv anders"?

Gutes tun mit dem Ziel, dabei aufzufallen - wenn jemand das braucht und wenn am Ende die Bilanz stimmt, dann meinetwegen. Außerdem kann so ein "Publicity-Guter" auch eine Sogwirkung entwickeln, wenn er es nicht so übertreibt, dass es nur noch abstößt. Man sollte das zumindest nicht von vornherein ablehnen.
Für mich selbst sage ich: Wenn ich versuche, ein "besserer Mensch" zu sein oder zu werden, dann doch nicht nur theoretisch, sondern mit den tatsächlichen Auswirkungen, dass die Welt durch mich ein bisschen besser wird (das ist doch das Ziel von jedem Handeln, dass es etwas bewirkt). Dass das auffallen kann und dass ich dafür möglicherweise Anerkennung bekomme, würde mich nicht abschrecken, das nehme ich dann in Kauf. Aber das muss jeder für sich entscheiden, und ich kann es auch akzeptieren, wenn jemand sagt "nein, ich helfe lieber nur unauffällig".

Was das Ganze nun mit meinem Christsein zu tun hat? Nun ja, meine persönliche Gut-Schlecht-Skala ist zu einem großen Teil von dem geprägt, was Jesus Christus vorgelebt hat. Wie ich wäre, wenn ich kein Christ wäre, ob ich dann trotzdem ähnliche Werte hätte oder ganz andere, das ist hypothetisch. Also zurück zur Ausgangsfrage: Bin ich als Christ ein besserer Mensch (als als Nicht-Christ)? Keine Ahnung.
Gruß,
Jan


zuletzt bearbeitet 19.01.2013 11:53 | nach oben springen

#13

RE: Just my 2 cents

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 19.01.2013 14:27
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von Coriander im Beitrag #3
Was bewegt jemanden, so eine Frage zu stellen? Was möchte er hören?

Was den zitierten Pfarrer bewegt hat, kann ich nur vermuten ... also nix belastbares darüber weitersagen.
Was mich bewegt hat ist der sehr skurile Charme, den die Frage für mich bekommen hat, weil sie vorschnelle Antworten blockiert, verunsichert, zum Nachdenken über eigene Identitätbestimmung anstiftet.
Ja oder Nein wird als Antwort nicht zureichen, wobei vielleicht ein JA noch zuerst angemessen wäre, den Gegenüber in vergleichbarer Weise vor die geschlossene Wand stelle wie die Frage mich ...
Die Frage geht dankenswerterweise dem molalischen Zeigefinger, der dogmatischen Maxime "Ein Christ soll besser sein!?" und der Be-bzw. Verurteilung der Mitmenschen und damit der Falle des Absprechens des ChristSeins anderer Menschen, christlicher Geschwister aus dem Wege und der schnellen allgemein anerkannten vorfabrizierten Antworten aus der Text-Schleuder-Automatik, möglichst noch garniert mit herausgerissenen und wild kombinierten Halbsätzen aus der Bibel oder Bekenntnisschriften.

Die Frage hat mich (nach anfänglicher Rumstotterei) angestiftet, nach einer funktionieren persönlichen Definition meines ChristSeins zu suchen und sie zu formulieren. Etwa so: "ChristIn ist, wer Christentum ernstnimmt und durch sein/ihr Leben eine persönliche Antwort darauf gibt". Also vielleicht statt des allfeilen und egoistischen "Christen sind durch ihren Glauben besser dran" etwa "Sind Mitmenschen mit Christen besser dran ?!" Kirchenzugehörigkeit mag in diesem Sinne evt. als eine notwendige aber noch keine hinreichende Bedingung/ Indiz meines ChristSeins gelten. Taufe? Schon komplizierter ... aber die persönliche Antwort durch mein Leben? (Wohlverstanden NICHTdurch Wortkaskaden und Dauer-Spruchberieselung)

Zitat von Coriander im Beitrag #3
Wenn du Ja sagst, sitzt du auf einem hohen Ross. Sagst du nein, dann ist wohl nix dran an dem ganzen Christentum; denn ein guter Mensch kann man ja auch so sein.
Na, vermutlich ist mit Bedacht NICHT nach GUTEN Menschen sondern nach Besserung durch Glauben gefragt. Das unterstellte "hohe Ross" wäre imho verschmerzbar, wenn es nicht wirklich aus einer Überheblickeits-Attitüde kommt, sondern als rhetorische Retourkutsche ... auf eine verquaste Fragekonstruktion.

Zitat von Coriander im Beitrag #3
Vor allem rechtfertigt ein Nein, so vermute ich mal ganz ungeschützt, den Status quo des Gegenübers. Der muss auch kein Christ sein und sich mit christlichem Glauben und christlicher Lehre nicht auseinandersetzen; denn die Christen (also du) sind ja nicht besser als er.
Hmm, wo bleibt dann die chr. Nächsten-Solidarität, der Mehrwert des ChristSeins für Mitmenschen, biblisch das "Salz in der Suppe", wenn mein ChristSein mich nicht auch im realen Leben für meine Umgebung positiv veränderte?

Bin ich als Christ ein besserer Mensch? Besser als wer? Bin ich besser, als ich wäre, wenn ich kein Christ wäre? Bin ich besser, als ich war in meiner ausgetretenen, kirchenfernen Zeit? Bin ich freundlicher, sozialer, engagierter, tugendhafter, seit ich (wieder) einer Kirche angehöre? Oder was zeichnet einen besseren Menschen sonst noch aus?

Zitat von Coriander im Beitrag #3
Nö. Ich bin nicht besser. Aber ich glaube, ich bin mit meinem Glauben an Christus besser dran. Wegen der Hoffnung, dass Gott mich trägt, im Leben und im Sterben.
Aber mal ehrlich, Coriander, verändert diese wirkmächtige Hoffnung auf Gottes Zuwendung nicht das ganze Leben? Ist das in der Konsequenz nicht eine sprachliche Ausformung des auch für Mitmenschen erkennbaren bisweilen "BesserSeins"?

Zitat von Coriander im Beitrag #3
Wenn man mir die Frage unvermutet vor den Latz geknallt hätte, wäre mir wahrscheinlich erstmal nix eingefallen.
Gind mir auch nicht anders und war für mich zunächst wirklich unangenehm ..., eine unakzeptabel empfundene Zumutung. Erst allmählich konnte ich der Frage mehr und konstruktives abgewinnen ... bis hin zu dem Versuch, sie hier zu präsentieren.

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
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#14

RE: Just my 2 cents

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 19.01.2013 16:25
von Anna-Maria • 146 Beiträge

Fazit wäre, Christen sind keine besseren Menschen, könnten aber besser sein als sie sind, wenn sie mehr auf Gottes Wort achten würden. Wobei gerade bei dieser letzten Behauptung dann alles durcheinanderkommt.

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#15

RE: Just my 2 cents

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 19.01.2013 16:39
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Fritz, Du schreibst:
Die Frage geht dankenswerterweise dem molalischen Zeigefinger, der dogmatischen Maxime "Ein Christ soll besser sein!?" und der Be-bzw. Verurteilung der Mitmenschen und damit der Falle des Absprechens des ChristSeins anderer Menschen, christlicher Geschwister aus dem Wege

Das geht mir - wie schon zwei mal gesagt - ganz anders. Ich höre aus der Frage durchaus den moralischen Anspruch, dass Chrsiten bessere Menschen sind/sein müssen heraus. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass jemand diese Frage so völlig ohne Hintergedanken stellt. Und deshalb ärgert sie mich so. Weil das dann für mich impliziert, dass man das "Besser-sein" gewissermaßen selbst in der Hand hätte (man muss nur Christ werden, dann ist man ein besserer Mensch) und damit völlig ausblendet, das Christsein zunächst einmal unverdientes Geschenk ist. Wie wäre es, wenn man fragt: wird jemand dadurch besser, dass er ein Geschenk bekommt?

Fragen, auf die ich mich einlassen könnte wären:
Was haben Christen einzubringen, das unsere Welt gerechter, friedlicher, menschenwürdiger macht? Ist das von einer irgednwie messbaren Qualität? Wenn ja, ist diese messbare Qualität nur auf Christen beschränkt oder gilt sie auch für andere Religionen oder auch für Atheisten?
Wie verhält sich das "Reich Gottes", auf das Christen hoffen zu dem, wie Christen sich "in der Welt" engagieren - in der Spannung zwischen "Wir haben hier keine bleibende Stadt" und "Suchtet der Stadt Bestes?

lg
kreuzpatsch



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