#1

der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 21.10.2012 13:43
von Tarantoga • 413 Beiträge

Hallo Ihr,

die Reaktionen auf die Andacht über Lots Frau gehen mir noch nach.
Gottes vermeintlicher Zorn, oder Gottes vermeintliche Strafe machen doch sehr zu schaffen.
vermeintlich oder wirklich, pädagogisches Mittel zur Disziplinierung oder biblische Wahrheit?

Vielleicht sollten wir uns wirklich mal die Zeit nehmen, darüber zu reden.
Und damit es einfacher wird, bleiben wir doch erstmal bei der Bibelstelle um Lot und seine Frau / Familie (1. Mose 19,1-29).
Der vorzeitige Verweis auf das Neue Testament (und damit auf Christus) bringt nicht wirklich weiter, weil da die Gefahr besteht, dem eigentlichen Problem / Thema / Fragen auszuweichen und diese zu verharmlosen. Daher bitte ich darum, wirklich erstmal bei dem Alten Testament zu bleiben.

In den Kommentaren zur Andacht wurde mir deutlich, wie sehr eine einseitige und tendenziöse Deutung Menschen verängstigen kann (sie dreht sich einmal falsch rum und zack - Salzsäule, und wenn ich mich mal falsch rumdrehe?)
Diese Deutung entspricht nicht dem, was in der Bibel berichtet wird:
1. Mose 18,16-33 feilscht Abraham mit den Engeln Gottes um die Rettung der Stadt Sodom (klingt wie auf einem orientalischen Bazar). Die Engel (damit auch Gott) lassen mit sich handeln. Wenn nur 10 Gerechte in Sodom gefunden werden, wird die Stadt gerettet sein. Mit anderen Worten, Gottes Zorn über Hunderte verraucht, weil 10 nach seinem Willen fragen. Das sagt eher etwas über Gottes Barmherzigkeit aus als über seinen Zorn.
Die Engel finden keine 10 Gerechten, sondern nur Lot, seine Frau und seine beiden Töchter. Die Engel tun nun alles, um diese zu retten. (die Begebenheit mit den aufgebrachten Männern der Stadt bei Nacht soll vor allem die Verdorbenheit Sodoms zeigen)
Auf dem Weg aus der Stadt wieder die Verhandlung mit den Engeln: diese geben genaue Anweisungen, über die Lot verhandelt, weil er nicht in die unbekannten Berge fliehen will, sondern in die Stadt Zoar. Auch hier lassen die Engel mit sich handeln.

Mir fällt auch hier wieder auf, daß Gott sich sehr um seine Menschen bemüht.
Prof. Hildebrand sagte mal: der gnädige Gott fällt dem zornigen Gott immer in die Arme.

Und ich frage mich auch, was Gott, die Menschen und die Bibel denn wert wären, gäbe es NUR Gottes Gnade und Barmherzigkeit?

soweit erstmal,
Gruß
Tarantoga


Wer die Kirche vermarkten will, muß die Botschaft vom Kreuz ins Kleingedruckte schreiben.
(Axel Noack)

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#2

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 21.10.2012 15:20
von Anna-Maria • 146 Beiträge

Einer Religion, die einen zornigen und strafenden Gott im Zentrum hat, könnte ich nicht angehören. Das alte Testament allein wäre mir zu wenig. Ich könnte nicht an Gott glauben, weil der Gott des Alten Testamentes immer wieder straft,es würde mich ängstigen und mir die Hoffnung auf Vergebung für meine Fehler und meine Schuld im Leben nehmen.

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#3

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 21.10.2012 19:28
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Tarantoga, ich find es in einigen Geschichten des alten Testaments spannnd, dass Gott zwar "zornig" ist, dann aber sich gewissermaßen "wieder einkriegt" und gnädig handelt:

So schickt er zum Beispiel Jona nach Ninivie um den Menschen Gottes Gericht anzusagen - und was passiert: Jona wartet - nachdem er nach langen Wirren doch noch nach Ninive gagangen ist - verdrießlich auf den Untergang der Stadt und muss sich von Gott belehren lassen: ...."mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als hundertundzwanzigtausend Menschen sind, die nicht wissen, was rechts oder links ist, dazu auch viele Tiere?"

Oder die Geschichte von der Sintflut. Gott vernichtet die ERde aber am Ende der Geschicte steht Gottes Zusage: "Ich will hinfort nicht mehr die Erde verfluchen um der Menschen willen; denn das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend auf. Und ich will hinfort nicht mehr schlagen alles, was da lebt, wie ich getan habe. 22 Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.

Jakob kämft mit Gott und gewinnt. Gott segnet ihn. Aber der Kampf ist nicht spurlos an Jakob vorbeigegangen: er hinkt für den Rest seines Lebens.

Abraham feilscht um die Rettung der Stadt Sodom. Als Gottes Bedingugnen nicht erfüllt werden, wird die Stadt vernichtet. Trotzdem gibt es ein Anbebot Gottes, Lot und seine Familie zu retten. Lots Frau nutzt die ihr angebotene Chance nicht, sie vertraut sich nicht dem Engel an und/sondern erstarrt.

Alleine diese Geschichten zeigen mir, dass Gott sich nicht einfach so einordnen lässt in "gut" oder "böse". "gerecht" oder "ungerecht" "zornig" oder gnädig". Gott ist in den Geschichten für eine Überraschung gut! Und ich habe den Eindruck, dass Gott in der Auseinandersetzung mit den Menschen sein Verhalten ändert. In diesen Geschichten ist er nicht fern. Er ist im Gespräch. Aber er zwingt niemanden zu seinem Glück.

kreuzpatsch


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#4

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 21.10.2012 22:15
von kein Name angegeben • ( Gast )
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In diesen Geschichten ist er ein gestrenger Über-Vater, der eigentlich nichts durchgehen läßt, s.Lots Frau oder die Geschichte von Adam und Eva und dem verbotenen Baum. Erst im Neuen Testament geschieht die große Veränderung. Gott hat das Leben der Menschen durch seinen Sohn erfahren und leidet von nun an mit den Menschen. Durch die Erfahrung des irdischen Lebens weiß er um die Sorgen und Nöte, um die Schmerzen und um die Freude . Und so ist es zu einer Liebe gekommen, die Gott zu den Menschen hat und die geprägt ist von Verstehen, Vergeben und Liebe.

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#5

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 21.10.2012 22:17
von Anna-Maria
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hab oben vergessen meinen Namen einzugeben, also Gast im vorherigen Beitrag war ich

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#6

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 21.10.2012 23:13
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

In diesen Geschichten ist er ein gestrenger Über-Vater, der eigentlich nichts durchgehen läßt, ???

...Ich glaube, Du hast nicht genau gelesen, Anna-Maria...

Erst im Neuen Testament geschieht die große Veränderung. Gott hat das Leben der Menschen durch seinen Sohn erfahren und leidet von nun an mit den Menschen


Glaubst Du wirklich, dass Gott erst durch Jesus vom Leben der Menschn erfahren hat??? Sei mir nicht böse, aber das halte ich für kompletten Quatsch.
Gott leidet schon im Alten Testament mit seinem Volk,

kreuzpatsch


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#7

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 21.10.2012 23:24
von Tarantoga • 413 Beiträge

Hallo Anna-Maria,

was du da schreibst ist mir völlig neu. Bist du sicher, daß wir von demselben Alten Testament sprechen? Und von demselben Neuen Testament? (Nebenbei, die Offenbarung (im Neuen Testament) liest sich nicht nach Verstehen, Vergeben und Liebe)
Hast du denn wirklich die Geschichte von Lots Frau in der Bibel gelesen und das mit dem Kapitel davor und danach?
Gott kennt und versteht seine Geschöpfe, die Menschen, auch im Alten Testament sehr gut. Und auch im Alten Testament ist er gnädig und vergebend und verstehend.
In DIESER Beziehung fügt das Neue Testament dem Alten Testament nichts neues hinzu.
Der "gestrenge Übervater" ist nicht in der Bibel, sondern in der Auslegung der Bibel durch die Jahrhunderte bis heute.
Vom "gestrengen Übervater" ist Gott genauso fern wie vom watteweichen lieben Opi, der keinen Wunsch abschlagen kann.

Hast du dir eigentlich einmal überlegt, was es für Konsequenzen hätte, wenn Gott nur Verstehen und Vergeben und Liebe wäre?
Die Menschen würden ihm auf der Nase rumtanzen und sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen.
Auch dafür gibts Beispiele.

Gruß
Tarantoga


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(Axel Noack)

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#8

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 22.10.2012 00:22
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Müssen wir uns nicht aber auch, wenn wir davon ausgehen, dass Gott auch ein zorniger Gott sein kann, mit der Frage auseinandersetzen, was ihn denn zornig macht. D.h. hat müssen wir uns nicht auch mit dem Sündenbegriff beschäftigen?

Mir fällt jetzt gerade wieder ein, dass mir an anderer Stelle im Netz vor ein paar Tagen "Höllenstrafen bis in alle Ewigkeit" in Aussicht gestellt wurden.

Dass er kein watteweicher Opi sein kann, ist schon nachvollziehbar, Tarantoga. Und sicher ist er auch im AT ein gnädiger Gott, aber doch nicht immer. Wie sehe ich das "Auge um Auge und Zahn um Zahn" oder "denn der Herr dein Gott, ist ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer ... " (ist aus dem Gedächtnis zitiert, ich hoffe, es stimmt einigermaßen). Wer weiß, wie alle meine Urgroßväter zu Gott standen. Da könnten mir im Zweifel doppelte Höllenstrafen ins Haus stehen.

Andrea


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#9

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 22.10.2012 11:31
von Tarantoga • 413 Beiträge

Hallo Andrea,

also um deine Höllenstrafandrohung mal auf die Füße zu stellen: das Alte Testament kennt keine Hölle und auch keinen Teufel als den großen Gegenspieler Gottes. Satan wird nur zu Beginn des Hiobbuches erwähnt, dort aber eher als ein Anwalt, der Gott um Erlaubnis bitten muß, wenn er was tun will. Das, was wir unter Hölle und Teufel überliefert bekommen haben, ist Tradition aus dem Umfeld des Neuen Testamentes. Selbst im Neuen Testament kommen Teufel und Hölle nur unwesentlich vor.
Diese Höllen- und Teufeltradition ist m. E. eindeutig um andere zu disziplinieren und durch Angst gefügig zu machen. Dieser "Sinn" von Teufel und Hölle ist nicht biblisch.

Nur kurz und nebenbei, das "Aug um Aug und Zahn um Zahn" war und ist ein großer Fortschritt, der Rache in die Schranken wies. Auch heute würde es auf der Welt weniger Leid geben, wenn sich die (zivilisierten) Länder daran hielten (auch heute ist eher: zerbombst du mir zwei Türme, dann zerbomb ich dir dein ganzes Land).

Der eifernde Gott (oder eifersüchtige Gott?), der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die ihn hassen, aber Barnherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die ihn lieben und seine Gebote halten. (2. Mose 20,5+6; Ausführung zum zweiten Gebot)
Zwei oder drei Generationen die an der "Missetat" der Vorfahren leiden. (im AT ist das ganz handfest hier im irdischen Leben gemeint, also nix mit doppelter Höllenstrafe) Das entspricht meinen Erfahrungen und Beobachtungen. Letzthin hörte ich von irgendeinem Psychologen, daß Traumata an die Enkel "vererbt" werden. Dem steht aber Gottes Barmherzigkeit über Tausende gegenüber. Der Teil des Satzes wird komischerweise immer überlesen.

Andrea, du hast recht, natürlich gehört auch die Frage nach dem, was Gott zornig macht, zu diesem Thema.
Für mich ist es übersichtlicher, erstmal die Unsicherheiten über Gottes Zorn zu klären und dann über Sünde nachzudenken.
Salopp gesagt: wenn es Gottes Zorn nicht gibt, brauchen wir ja auch nicht über Sünde zu reden, weil die ja dann irrelevant ist.

ich hoff, ich hab dich nicht zugetextet.
Gruß
Tarantoga


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(Axel Noack)

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#10

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 22.10.2012 13:54
von Anna-Maria
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Wir haben einen unterschiedlichen Glauben. Für mich ist die Liebe Gottes zu den Menschen das was ich glaube.

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#11

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 22.10.2012 14:19
von Coriander • 334 Beiträge

Liebe heißt ja nicht, dass man alles durchgehen lässt. ("Selig sind, die da hungern und dürsten nach Gerechtigkeit, denn sie sollen satt werden." Das setzt aber ein Unrecht voraus, das überhaupt erst durstig macht nach Gerechtigkeit.) Für mich ist es nicht denkbar, dass Gott alles Unrecht mit lauter Liebe zudeckt. Ich glaube, dass es ihn erzürnt, wenn seine Menschen einander töten und quälen.

Nur mal als Beispiel: Ich weiß von Menschen, denen es ein Trost ist, dass diejenigen, die ihnen ihre Kindheit weggenommen und sie für ihr ganzes Leben beschädigt und verletzt haben, sich am Ende werden verantworten müssen. Es liegt nicht in unserer Hand, und das ist sehr gut so. Ich kann also auch niemandem sagen, was ihm geschehen oder in welcher Hölle er braten wird. Wer mir solches androhen möchte, der weiß umgekehrt auch nicht, wovon er redet.

Aber als Opfer denken zu müssen: Der Opa (Lehrer, Onkel, Nachbar) ist tot, und keiner kann ihm mehr ans Fell, und ich hätte noch eine so riesige Rechnung offen mit ihm ... da stelle ich mir die Idee eines Gerichts entlastend vor. Auch und gerade, weil wir nicht wissen, wie Gott richten und was er tun wird.

Just my 2 Cents.
Cor.

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#12

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 22.10.2012 19:36
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Hallo Tarantoga,

du schreibst:

"Der eifernde Gott (oder eifersüchtige Gott?), der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die ihn hassen, aber Barnherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die ihn lieben und seine Gebote halten. (2. Mose 20,5+6; Ausführung zum zweiten Gebot)
Zwei oder drei Generationen die an der "Missetat" der Vorfahren leiden. (im AT ist das ganz handfest hier im irdischen Leben gemeint, also nix mit doppelter Höllenstrafe) Das entspricht meinen Erfahrungen und Beobachtungen. Letzthin hörte ich von irgendeinem Psychologen, daß Traumata an die Enkel "vererbt" werden. Dem steht aber Gottes Barmherzigkeit über Tausende gegenüber. Der Teil des Satzes wird komischerweise immer überlesen."

Ich bin nicht ganz überzeugt. Heimsuchen das klingt nach einem aktiven Eingreifen Gottes, das Erleiden, zu dem du es machst, hat hingegen eher passiven Charakter. Das Beispiel mit den Traumata scheint mir hier auch nicht ganz zu greifen. Man denkt ja sofort an die Holocaustüberlebenden und in der Tat glaube ich, dass die Traumata in diesem Fall weitervererbt werden. Nur, das waren ja keine Täter, sondern Opfer, die selbst keine Missetat begangen haben. Und was ist, wenn ich bspw. nichts davon weiß, dass mein Großvater SS-Offizier war (äh, das ist nur ein Beispiel, trifft auf meine Großväter nicht zu), dann hat dies doch wenig Auswirkungen auf mein Leben, es sei denn Gott greift als zorniger Gott in mein Leben ein.


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#13

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 22.10.2012 22:25
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Hallo Andrea,

Wie entsteht eigentlich ein Gottesbild?! Ich denke, es entsteht so, dass Menschen ihre Lebenserfahrungen auf Gott hin deuten.Im Alten Testament sehe ich genau diesen Prozess: Menschen - und nicht nur einzelne, sondern das ganze Volk Israel - deuten/deutet die Erfahrungen, die sie im Leben - als Einzelne, Familie Sippe oder Völkergruppe - machen auf Gott hin. So wird Gott eben in verschiedenen Lebenssituationen unterschiedlich erlebt: nah oder fern, liebend oder strafend, gütig oer streng. - Eigentlich doch gar nicht so viel anders als wir es für uns selbst, aber auch für unsere Gesellschaft erleben.

So ist für mich völlig nachbvollzeihbar, dass Menschen "ererbte" Traumata (Krieg, Naturkatastrophen...) als Heimsuchung bis ins dritte und vierte Gleid beschreiben. Ist mir übrigens übrigens erst neulich wieder bewußt geworden, als ich die Bücher "Die vergessene Generation: Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen" (http://www.amazon.de/Die-vergessene-Gene...n/dp/3492244033) und "Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation" http://www.amazon.de/Kriegsenkel-Die-Erb...50936672&sr=1-1) bgelesen habe. Die Menschen, die in den Büchern zu Wort kommen, würden es genau so sagen, dass die Missetat der Vorfahren bis ins dritte oder vierte Gliedbwirkt.

Hier in Norddeutschland gibt es übrigens den Spruch: "Unrecht Gut kommt nicht an´ dritten Erben.."

lg kreuzpatsch


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#14

RE: der zornige Gott?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 22.10.2012 23:29
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Hallo Kreuzpatsch,

das Sprichwort hat etwas, es gefällt mir. Vorweg: dass es nicht nur den liebenden Gott geben kann, sehe ich ja ein. Der würde wohl nicht taugen, um den Menschen eine ethische Basis zu geben, die ja Teil aller großen Religionen (wobei ich mich im Bezug auf die östlichen Religionen nicht so auskenne) ist. Und es ist auch bedenkenswert was Coriander schreibt.

Ich stoße mich an der "Missetat", auch wenn du jetzt das Beispiel der Kriegsenkel anführst. Unbenommen, dass das in allen betroffenen Familien nachwirkt, auch in meiner. Aber dann müsste ja die Missetat darin bestanden haben, dass unsere Großelterngeneration A. H. nicht verhindert hat. Kann man ihnen das vorwerfen, hatten sie dazu wirklich die Chance?

Du schriebst, dass Menschen ihre Lebenserfahrungen auf Gott hin deuten und so ihr Gottesbild entsteht. Es entsteht auch über die religiöse Erziehung und wenn da eher der zornige Gott im Vordergrund steht, kann das gewaltig nachwirken. Ich bin elterlicherseits nicht besonders streng religiös erzogen worden, in den letzten Jahren stand ich zweimal einer Gewissensentscheidung gegenüber, und während ich mit meinem gewissen Rang, tauchte durchaus die Vorstellung vom zornigen Gott auf. Ich dachte in dem einen Fall: "Wenn du das jetzt zu deinen Gunsten durchziehst, wirst du die ganze Zeit mit irgendeiner Strafe rechnen, einem Verlust, einer schlechten ärztlichen Diagnose etc." Es waren also nicht nur hehre Gedanken, die ich da hin- und herwog. Wie gesagt, das kommt definitiv nicht aus meinem Elternhaus, ich habe eher den Pfarrer im Verdacht, der mich konfirmiert hat.


zuletzt bearbeitet 22.10.2012 23:30 | nach oben springen

#15

RE: Nachwirken - "Missetat"

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 23.10.2012 09:57
von Fritz7 • 687 Beiträge

Hallo Kreuzpatsch,
dass Ereignisse, Tun, Entscheidungen, Denken u.U. lange nachwirken und Konsequenzen haben können, sogar auf eigentlich völlig unschuldige und NICHT gruppenverbundene Menschen, ist imho allgemein einsichtig. Warum sollte das nicht schon in ganz frühen Generationen so gewesen sein? Der Knackpunkt ist doch das kleine Wort "Missetat" und seine negativ und schuldaufgeladene Vorbelegung, die uns ethisch zu knabbern gibt und in unserem Gerechtigkeitsgefühl irritiert.

Zitat

So ist für mich völlig nachbvollzeihbar, dass Menschen "ererbte" Traumata (Krieg, Naturkatastrophen...) als Heimsuchung bis ins dritte und vierte Gleid beschreiben. Ist mir übrigens übrigens erst neulich wieder bewußt geworden, als ich die Bücher "Die vergessene Generation: Die Kriegskinder brechen ihr Schweigen" (http://www.amazon.de/Die-vergessene-Gene...n/dp/3492244033) und "Kriegsenkel: Die Erben der vergessenen Generation"http://www.amazon.de/Kriegsenkel-Die-Erb...50936672&sr=1-1) bgelesen habe. Die Menschen, die in den Büchern zu Wort kommen, würden es genau so sagen, dass die Missetat der Vorfahren bis ins dritte oder vierte Gliedbwirkt.

Tabus bzw nicht Sprechen KÖNNEN, verlängert großes Leiden oder schlimme Taten in die Zukunft, bei Tätern wie auch Opfern. Das Nicht-Reden-können von Eltern oder Großeltern hat Familie bis über Belastungsgrenzen krank gemacht (Es lebt sich nicht gut mit "lebenden Toten". Für Holaust-Opfer und deren Nachkommen hat das inzwischen die verstorbene argentinisch-(deutsch)-jüdische Psycho-Analytikerin Ines M. Danziger beschrieben als "Second-Generation-Syndrom, (deren Eltern Holokaust-Emigranten aus Breslau waren). Buchtitel oder Link habe ich gerade nicht ... Medizinische Psychotherarapie war die ganz große Ausnahme in früherer Zeit ;-). Vielleicht war Literatur manchmal Ersatz?


Zitat
Wie entsteht eigentlich ein Gottesbild?! Ich denke, es entsteht so, dass Menschen ihre Lebenserfahrungen auf Gott hin deuten.

Schön nebulös ... Was heißt das eigentlich genau? Es gibt doch auch Unterschiede zwischen individuellen ad-hoc-Vorstellungen und kanonisierte für ganze Gemeinschaften jahrtausendeübergreifend? UND es gibt die biblisch die Warnung vor unerwünschten Nebenwirkungen (Bildnis-/Götzenanbetungsverbot) Sicher kann man evt. religiöses Offenbarungsschrifttum als Kondensat kollektiver generationsübergreifender Reflexion, als literatische Fixierung tiefgläubiger menschliche Gottes-Erfahrung, in der jede(r) immer damit rechnen kann, Gottes Wort zu finden, beschreiben. Aber was trägt das hier im Alltagsgeschäft mit verbaloffenbartem silbenverhaftetem Bibelverständnis ("Gottes ewiges Wort") aus? WOLLEN wir wirklich jedesmal Streite um Bibelverständnisse austragen oder unseres den anderen überstülpen?

Was ist denn nun im Bibeltext bei "Missetat" gemeint? DAS wäre meine Kernfrage.

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

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