Zitat
Da kam Judas, einer von den Zwölfen, und mit ihm eine große Schar mit Schwertern und mit Stangen, von den Hohenpriestern und Ältesten des Volkes.
Mt. 26,47
Einer unter vielen,
Anführer? Mitläufer?
Er ist dabei.
Er meint, das richtige zu tun – noch.
Denn er ist einer in einer großen Schar,
und das, was alle meinen, ist doch auch richtig, oder?
So sind Menschen nun mal? Warum sollte jeder der "Zwölf" 24 Std, 7 Tage, 4 Monatswochen, 12 Monate durchgehend makellos perfekt sein? Selbst der (vorösterliche) Jesus hatte anscheinend schwache Momente, seltsame Reaktionen. Wie anders wäre sein auf Katastrophe hinsteuernde Zug durch den Tempel in Jerusalem, mit dem er sich so ziemlich jeden in der Hierarchie zum Todfeind machen musste, erklären, die Römer, die jüdischen Tempelpriester, die Jerusalemer Schriftgelehrten? Einer, der als in Galiläa Gescheiterter nochmal richtig auf Amok-Tour begab, auf den eigenen Tod zusteuernd, ohne jede erkennbare Korrekturchance, außer vielleicht schnellstmögliche Flucht ... , die er offensichtlich nicht wollte?
Ob Judas nun als der Masse angleichender Mitläufer agierte, vermag ich nicht so ganz nachvollziehen.
Als einer der Zwölf das jahrelang verlässliche Vorbild, die Leitfigur, einen der Gruppe, die für einander und miteinander sein wollte, an die Gegner preiszugeben, das musste doch anecken, das brauchte gewiss viel Überwindung, ist kaum zu verstehen, wenn denn nicht durch massive unumkehrbare Enttäuschung, ein fundamentales Missverstehen des Handeln - oder eben zögerliche politische Nicht-Handeln Jesu ... Nicht wirklich eine Reinwaschung, aber eben auch kein ganz verständnisloses Ausgrenzen und pauschales Verurteilen als charakterlosem Gesellen ...
Übrigens, der 14.4. ist dieses Jahr Sederabend-Tag, Rüsttag, Erev Pesach, der Tag vor Pessach (ab heute in diesem Jahr): Der Tag, an dem nach den Synoptikern der Bibel die obige Situation stattfand, wichtiger vielleicht an diesem Tag die letzte Mahlgemeinschaft Jesu mit den "Zwölf" und allen anderen Männer und Frauen, die mit ihm waren. Es wird dabei sicher viel zu bereden und abschließend verbal zu ordnen gegeben haben, aber nichts davon ist uns biblisch überliefert, nur die Handlung des Mahls, speziell der symbolische Teil mit Brot und Wein, die nach Ostern die Schablone abgab für die ersten Herrenmahlfeiern zum Gedenken an und rituell in Gemeinschaft mit ihrem Kyrios Jesus (Paulus).
Ich muss seit heute dazu (zur Mahlspraxis der Jesus-Gemeinschaft für mich einiges neu sortieren und einige vermeintliche Gewissheiten vergessen ... Aber das dauert sicher noch ... wenns denn was wird ...
F.