#1

Sieben Wochen ohne große Worte !??

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 12.02.2014 20:53
von Br. Bernd OFS • 20 Beiträge

Was meint ihr zu dieser Aktion?
Aufruf zur Fastenaktion
Sieben Wochen ohne große Worte

Mich irritiert an dieser Aktion, die Begründung, dass auf "große Worte", in einer Predigt, verzichtet werden soll, „nicht weil die Worte an sich schlecht wären, sondern weil uns ihr Sinn abhanden gekommen ist
Und dann finde ich in der "Vorschlagsliste" u.a. auch Gott, Jesus, Sünde, Barmherzigkeit, Nächstenliebe u.v.m.! Wenn den Christen (die eine Predigt in der Kirche hören) die Inhalte dazu "abhanden gekommen sein sollten", wäre es dann nicht besser, sie in einem erklärenden Kontext wiederzubeleben? Aber zum Kontext gehörte dann eben auch das Wort!

pace e bene
Bernd


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#2

RE: Sieben Wochen ohne große Worte !??

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 12.02.2014 22:51
von A. Clarenbach
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Hallo Bernd,

bin ich kürzlich auch drüber gestolpert. Bei evangelisch.de ist schon von "7 Wochen ohne falsche Gewissheiten" bzw. "7 Wochen selber denken" die Rede, vermutlich weil bei denen auch jemand ins Grübeln gekommen ist, angesichts des Aufrufs auf die Worte "Gott" oder "Jesus" zu verzichten. Ich finde den Vorschlag schlicht blöd!!! Irgendwie konstruiert. Die vorhergehenden Leitsprüche der Fastenaktionen haben mich jedenfalls eher angesprochen.

Es grüßt

Andrea

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#3

RE: Sieben Wochen ohne große Worte !??

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 13.02.2014 12:32
von JHR • 3 Beiträge

Prof. Dr. Hubertus Halbfas (kath. Religionspädagoge )
Traditionsbruch und Neubeginn
Paradigmenwechsel am Ende der überlieferten Kirchengestalt

Zitiert nach http://www.wir-sind-kirche.de/files/1441...itionsbruch.pdf


Die Entleerung der religiösen Sprache
Ein Begleitaspekt des verlorenen Anfangs, der heute unübersehbar geworden ist, ist die
Entleerung der religiösen Sprache, die in jedem Gottesdienst und in jedem Traktat christlicher
Belehrung erfahren wird. Dieser Aspekt des derzeitigen Paradigmenwechsels veranschaulicht
mehr als andere Beobachtungen den vor sich gehenden Paradigmenwechsel.
Inzwischen befinden sich alle grundlegenden und zentralen Begriffe des christlichen
Glaubens außerhalb des regulären Verständigungsrahmens unserer Zeit. Das Apostolische
Glaubensbekenntnis stellt Satz für Satz, Begriff für Begriff für jeden Zeitgenossen
Stolperdrähte. Was die mit spätantiken griechischen Denkmitteln erarbeiteten
christologischen Titel (Kyrios, Sohn Gottes, Menschensohn oder begriffliche
Unterscheidungen wie Wesen, Natur und Person) einmal meinten, oder was begriffliche
Kennmarken wie „Opfer“, „Erlösung“, „Auferstehung“, „Himmelfahrt“, „Jüngster Tag“,
„Wiederkunft“, „Gericht“
... besagen, ist im traditionellen Vokabular nicht mehr zu
vermitteln. Das Verfallsdatum der Glaubensbegriffe wurde nicht nur erreicht, es ist bereits
überschritten – aber offensichtlich entzieht sich dieser Vorgang dem innerkirchlichen
Bewusstsein immer noch.
Hinter dieser Sprachsklerose scheint eine religiöse und kulturelle Erschöpfung größten
Ausmaßes zu stehen: Es sieht so aus, als sei die Zeit der griechisch inkulturierten Kirche
abgelaufen. Damit ist jene Kirche gemeint, die sich bereits in der ersten Generation ihres
Bestehens, noch bevor sie gegenüber ihrem jüdischen Herkunftsbereich eigene Identität
entwickeln konnte, in hellenistische Denkmuster übersetzte. Gerade die mit griechischen
Denk- und Vorstellungsmitteln geschaffene Glaubenswelt erfährt jenen Sprach- und
Verständigungszerfall, der die kirchliche Rede ins Leere gehen lässt.


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#4

RE: Sieben Wochen ohne große Worte !??

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 13.02.2014 19:04
von Br. Bernd OFS • 20 Beiträge

Lieber JHR,
Du hast zwar ein Dokument, mit einem Unfang von immerhin 15 Seiten verlinkt und wohl auch daraus zitiert aber Deine Meinung zu der Thematik nicht mitgeteilt. Vielleicht magst Du das ja nachholen?

pace e bene
Bernd


Nachrichten aus dem Vatikan: http://de.radiovaticana.va/
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#5

RE: Sieben Wochen ohne Gott

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 13.02.2014 22:34
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Etwas überzeichnet gäbe es eine schöne Überschrift für den "Postillon" oder ähnliche Medien ab: "Spektakuläre Fastenaktion der evangelischen Kirche: 7 Wochen ohne Gott."


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#6

RE: Sieben Wochen ohne Gott

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 16.02.2014 00:14
von JHR • 3 Beiträge

"Selber Denken: Sieben Wochen ohne falsche Gewissheiten" Das ist das Motto der allseits bekannten Fastenaktion der Evangelischen Kirche in Deutschland 2014 "7 Wochen ohne!" http://www.7wochenohne.evangelisch.de/

"Trittbrettfahrer" gibt's mehrere, u.a. von "AndereZeiten" "7 Wochen anders leben" oder von der SELK "7 Wochen mit" oder vom

"Zentrum für evangelische Predigtkultur" in Marktstr. 4 (Cranachhaus), Lutherstadt Wittenberg www.Predigtkultur.de mit "7 Wochen ohne große Worte"

Ein Zitat vom Rückseitentext des Buchs "Der Herr ist nicht im Himmel des kath. Theologie-Prof. Hubertus Halbfas, Drolshagen (Gütersloher Verlagshaus):
"Einen Gott, den es gibt, gibt es nicht!" stellt Dietrich Bonhoeffer fest. Er bringt in diesem Satz den fundamentalen Wandel im Weltbild der Moderne zum Ausdruck: Es gibt keine übernatürliche Welt, keinen Herrn im Himmel, von dem das Diesseits abhängig wäre. Der Himmel ist leer und das mittelalterliche Weltbild auf immer verloren. Aber: Predigt und Gottesdienst, Lieder, Gebete und auch die Theologie der Kirchen beziehen sich ungerührt weiter auf ein theistisches Weltbild. Vielen selbst Wohlmeinenden erscheint das nur noch sonderbar und gestrig. Geht es anders?
"


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#7

RE: Sieben Wochen ohne Gott

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 16.02.2014 01:59
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Hallo JHR,

danke für die Richtigstellung, die meine Spekulationen weiter oben gerade rückt. Dann bleibt es aber fragwürdig, warum das Zentrum für evangelische Predigtkultur sich sprachlich so nah an die Fastenaktion der Evangelischen Publizistik GmbH anlehnt.
Gerade die als Wortakrobaten müssten dies doch eigentlich besser können. Fragt sich, welches Moto zuerst geboren wurde.

Institutionen der EKD sind beide. Über den Bonhoeffer-Satz, zu dem es sicher verschiedene theologische Auslegungen gibt, muss ich länger nachdenken. Das ist mir zu so später Stunde zu philosophisch. Und es fragt sich, ob diese Infragestellungen des Grundsätzlichen nicht auch die Gläubigen überfordert.

Es grüßt

Andrea


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#8

RE: Sieben Wochen ohne Gott

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 17.02.2014 22:06
von Tarantoga • 413 Beiträge

Hallo Andrea, Bernd und JHR,

ja, sicher vermehren sich die "7 Wochen ..."-Aktionen, weil sich der Name etabliert hat.
Das kann ja auch mit Gelassenheit gesehen werden.
Was euch, Andrea und Bernd, zu irritieren scheint, ist der Verzicht auf "große Worte".
Andrea, deine Überschrift "7 Wochen ohne Gott" find ich bei längerem Nachdenken garnicht so abwegig.
Wie würdet Ihr denn "Gott" sagen, wenn ihr das Wort nicht benutzen dürftet?
Ich war an diesem Wochenende zu einer Tagung zur Kultur und Politik tschechischer Dissidenten.
Tschechien ist das unchristlichste Land Europas und Vaclav Havel hat in einem eher philosophischen Buch auch über Glauben und Gott geschrieben. Aber er hat das Wort "Gott" nie benutzt, weil es nicht verstanden worden wäre. Er redete vom "absoluten Horizont". Zugegebener Maßen auch ein großes Wort.
Aber es hat mich ins überlegen gebracht:
wie würde ich denn von den großen Dingen des Glaubens reden, ohne die "alten großen Worte" zu benutzen, aber inhaltlich keine Einschränkungen zu haben.
Ohne den Link gelesen zu haben würde ich von der Überschrift her genau das vermuten: von unserem Glauben reden in Worten, die von den anderen verstanden werden, weil es Worte aus ihrem Alltag sind.

Gruß
Tarantoga

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#9

RE: Sieben Wochen ohne große Worte !??

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 21.02.2014 01:51
von Karl Schneider
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Aber wäre es nicht zu wenig, wäre es nicht regelrecht schade und gerade fehl am Platz, wenn eine Predigt eine "Vorlesung light" wäre?

Gesagt oder nicht gesagt, klänge sie dann doch immer so: "Liebe Gemeinde, ich erkläre Euch jetzt mal, was xy bedeutet. Damit ihr es auch versteht..."

Einfach erklären. Das reicht schon. Ohne große Erklärung der Erklärung... So zu predigen versuchen, wie Jesus gepredigt hat. Vom Senfkorn, vom Acker, vom Schatz. Oder einfach auch mal nichts sagen, im Staub malen, die Zuhörenden selbst erkennen lassen, worum es geht. Das wär's!

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#10

RE: Sieben Wochen .... mit einem kleinen Fastenblog

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 05.03.2014 18:31
von Coriander • 334 Beiträge

Nach sehr vielen Wochen fast ganz ohne Worte, zumindest hier im Forum, habe ich angefangen, ein bisschen zu bloggen: blog-u7.html. Sieben Wochen ohne große Ansprüche Als bescheidener Versuch, mich hier überhaupt wieder irgendwie einzuklinken, aus immer noch nicht ganz verflogener Anhänglichkeit. Ich weiß noch nicht, was das gibt.

Grüße an alle.
Coriander


Das sind die wahren Wunder der Technik, dass sie das, wofür sie entschädigt, auch wirklich kaputt macht. (Karl Kraus)

zuletzt bearbeitet 05.03.2014 18:35 | nach oben springen

#11

RE: Sieben Wochen ohne große Worte !??

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 05.03.2014 21:24
von Tarantoga • 413 Beiträge

Hallo Karl Schneider,

schön, daß du dich zu Wort meldest.
Keine Ahnung, was für Pfarrer du kennst, aber von den hier Schreibenden wird wohl niemand eine "Vorlesung light" als/statt Predigt wollen. Und ich denke, es geht garnicht um Predigt, sondern darum, wie wir von unserem Glauben reden, gerade im Alltag.

Zitat von Gast im Beitrag #9

Einfach erklären. Das reicht schon. Ohne große Erklärung der Erklärung... So zu predigen versuchen, wie Jesus gepredigt hat. Vom Senfkorn, vom Acker, vom Schatz. Oder einfach auch mal nichts sagen, im Staub malen, die Zuhörenden selbst erkennen lassen, worum es geht. Das wär's!

Jemand, der in einer mitteleuropäischen größeren Stadt wohnt, wird nichts verstehen vom Senfkorn, vom Acker, vom Schatz, und er wird auch nichts erkennen, wenn du versuchst auf dem Asphalt im Staub zu malen.
Und darum geht es: die großen Worte so zu übersetzen, daß hier und heute verstanden wird, was damit gemeint ist, und das nicht in einer "Vorlesung light". Jesus hat es ja auch so gemacht, da hast du recht, nur sind seine Bilder und Gleichnisse heute vielen Fremd und unverständlich.

Gruß
Tarantoga

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