#1

Lieblingspersonen in der Bibel?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 15.08.2013 15:07
von Tarantoga • 413 Beiträge

Hallo Ihr Alle,

Gibt es eigentlich irgendwelche Personen in der Bibel, die euch in besonderer Weise faszinieren, beeindrucken, entäuschen oder anders merk-würdig sind?
Ich meine nicht Jesus, sondern eine der menschlichen Personen?

Mich hat immer wieder die Michal beeindruckt, vor allem ihr tragisches Schicksal:
Als Tochter von König Saul lebt sie am Königshof und wird mit David verlobt. Noch bevor sie heiraten, muß David fliehen. Ohne Michals Hilfe wäre David die Flucht nie gelungen.
Sie wird mit einem anderen verheiratet, die Ehe scheint glücklich zu sein.
Dann, Jahre später, nach Sauls und Jonathans Tod wird David sozusagen rehabilitiert und soll König werden. Doch er macht zur Bedingung, Michal als weitere Frau zu bekommen. Michal wird daraufhin ihrem Mann weggenommen und muß David heiraten. (soviel zur Unauflösbarkeit biblischer Ehen)
Die Ehe scheint nur formal zu bestehen, Michal bekommt keine Kinder.
Als David nakt vor der Bundeslade hertanzt, die nach Jerusalem geholt wurde, verspottet sie ihn.
Mich beeindruckt, wie mutig und selbstbewußt Michal auftritt und gleichzeitig politischen Interessen unterworfen ist.

Habt ihr auch eine solche Person?

Gruß
Tarantoga

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#2

RE: Lieblingspersonen in der Bibel?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 15.08.2013 22:32
von Herminehedvig • 93 Beiträge

So spontan kann ich gar nichts dazu sagen. Mir hatte Ruth gut gefallen, aber ich muss mir die Geschichte noch mal durchlesen. Micha beeindruckt mich jetzt auch. Ich finde die Idee richtig gut, sich mit den Personen in der Bibel noch mal intensiver auseinanderzusetzen. Am besten fang ich mit Micha an, du hast mich neugierig gemacht

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#3

RE: Lieblingspersonen in der Bibel?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 18.08.2013 20:06
von kreuzpatsch • 423 Beiträge

Ich finde Josef sehr faszinierend:

Der verwöhnte Lieblingssohn, auf den die Brüder - nicht ohne Grund - nicht gut zu sprechen sind, kann sein Leben nicht selbst in die Hand nehmen sondern wird von den Brüdern auf einen "Weg ohne Wiederkehr" geschickt, der ihn nach Ägypten führt.

Dort macht er irgendwie das Beste aus seiner Situation - und muss wieder einen Rückschlag hinnehmen, als er durch die Intrige von Potifars Frau ins Gefängnis kommt. Als Sklave ist er machtlos. Er hat er keine Chance auf Gerechtigkeit, es ist gar nicht dran zu denken, dass er vor Gericht gegen Frau Potifar aussagen könnte.

Er kommt - unschuldig – ins Gefängnis. Im Ausland. Eigentlich müsste die Geschichte hier zu Ende sein, denke ich immer.
Aber auch im Gefängnis scheint sich Josef in sein Schicksal zu fügen und das Beste aus seiner Situation zu machen. Er gewinnt das Vertrauen des Gefängnisaufsehers und übernimmt die Versorgung der Gefangenen.
Ein winziger Hoffnungsschimmer scheint auf: er gibt dem Mundschenk, dessen Traum er richtig gedeutet hat und der zurück an den Königshof geholt wird mit auf den Weg: „dass Du dem Pharao von mir sagst“… seine einzige Chance auf Begnadigung. Aber der Mundschenk vergisst ihn.

Erst Jahre später, als der Pharao händeringend jemanden sucht, der seine Träume deuten kann, fällt dem Mundschenk Josef wieder ein.

Josef wird zum Pharao gebracht, deutet seine Träume: es werden zunächst sieben reiche Jahre kommen, danach sieben Jahre des Hungers kommen.
Josef wird mit einem Ministeramt belohnt. er organisiert im ganzen Land die Vorratshaltung für die sieben Hungerjahre.

Die Hungerjahre treffen auch die Brüder in Kanaan. Sie kommen nach Ägypten um Korn zu kaufen. Sie begegnen dort Josef, den sie nicht erkennen.

Man hält förmlich den Atem an, was nun passiert….

Nein, Josef rächt sich nicht. Er gibt sich noch nicht zu erkennen
Er stellt allerdings seine Brüder zunächst auf die Probe: ein Bruder bleibt als Geisel zurück, während die anderen mit dem Korn – und dem Auftrag nach Hause reisen, sie sollen den jüngsten Bruder mit zurück bringen. Halten sie nun zusammen?

Als sie mit Benjamin zurückkommen, wird Josef völlig von seinen Gefühlen überwältigt und gibt dann zu erkennen.

Die Brüder haben Angst. Ihnen wird klar, dass sie sich nun in Josefs Hand befinden – und natürlich fürchten sie seine Rache.

Und nun kommt Josefs Antwort:
Tretet doch her zu mir! Und sie traten herzu. Und er sprach: Ich bin Josef, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt.
Und nun bekümmert euch nicht und denkt nicht, dass ich darum zürne, dass ihr mich hierher verkauft habt; denn um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch hergesandt.
Denn es sind nun zwei Jahre, dass Hungersnot im Lande ist, und sind noch fünf Jahre, dass weder Pflügen noch Ernten sein wird.
Aber Gott hat mich vor euch hergesandt, dass er euch übrig lasse auf Erden und euer Leben erhalte zu einer großen Errettung.
Und nun, ihr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott
(1. Mose 45, 4-8a)

Es folgt das "happy end": Josefs alter Vater und die ganze Familie ziehen nach Ägypten um.

Es beeindruckt mich sehr, wie Josef völlig von sich absehen kann und in der Rückschau sein Leben als Teil einer größeren Geschichte sieht.
Das passt so gar nicht zu dem Gedanken des „individuellen Glücks“, der in unserer Zeit so modern ist.

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#4

RE: Lieblingspersonen in der Bibel?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 14.09.2013 11:10
von Fritz7 • 687 Beiträge

Zitat von Tarantoga im Beitrag #1
irgendwelche Personen in der Bibel, die euch in besonderer Weise faszinieren, beeindrucken, entäuschen oder anders merk-würdig sind?
"Merk"würdig sind für mich die meisten der "Helden" im AT, alle irgendwie gebrochene, aber sehr echte Persönlichkeiten mit jeder Menge allzu menschlicher "Macken". Besonders faszinierend für mich evt. 4 Frauen im AT:
"Rebekka", Urmutter, die hemmungslos für einen ihrer Söhne sorgt ..., und so einiges mehr, wohl die prägende starke Partnerin in der Familie ... trotz Heirats-Arrangement (Zwangsehe?), als sie noch Kind (3J.) war.
"Maria-Mirjam", die Schwester des Moses, die letztlich den Fortgang der Geschichte Israels bewerkstelligte, in dem sie ihr Bruder-Baby eben nicht ertränkte, sondern darüber wachte, das es herausgefischt wurde aus dem Nil ... und am ägyptischen Hof aufwuchs.
Die "Tamar"s, alle eigenartig, eigenständig, quer und mutig, die es bis in die Geneaologie Jesu (Mt-Ev) brachten.
"Die ungenannte "tüchtige Hausfrau "des Lobliedes/ Gedichtes in Spr 31, sie soviel mehr und anders war als nur Hausfrau, wohl eher größere und erfolgreiche Unternehmerin ... Nur Luther und folgenden Bibelübersetzungsherausgebern passte das nicht in ihre Weltordnung ...
Ich könnte noch länger so weitermachen ...

Fritz


Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

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#5

RE: Lieblingspersonen in der Bibel?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 15.09.2013 19:41
von Ria • 41 Beiträge

Hallo
eine Erzählung in der Bibel spricht mich immer wieder an. Sie wird beschrieben im Johannesevangelium 5:
" 2 Es ist aber in Jerusalem bei dem Schaftor ein Teich, der auf hebräisch Bethesda zubenamt ist, welcher fünf Säulenhallen hat. *3 In diesen lag eine Menge Kranker, Blinder, Lahmer, Dürrer, die auf die Bewegung des Wassers warteten. *4 Denn zu gewissen Zeiten stieg ein Engel in den Teich herab und bewegte das Wasser. Wer nun nach der Bewegung des Wassers zuerst hineinstieg, ward gesund, mit welcher Krankheit irgend er behaftet war. *5 Es war aber ein gewisser Mensch daselbst, der achtunddreißig Jahre mit seiner Krankheit behaftet war. *6 Als Jesus diesen daliegen sah und wußte, daß es schon lange Zeit also mit ihm war, spricht er zu ihm: Willst du gesund werden? *7 Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, daß er mich, wenn das Wasser bewegt worden ist, in den Teich werfe; indem ich aber komme, steigt ein anderer vor mir hinab. *8 Jesus spricht zu ihm: Stehe auf, nimm dein Bett auf und wandle! *9 Und alsbald ward der Mensch gesund und nahm sein Bett auf und wandelte. Es war aber an jenem Tage Sabbat."
Dabei fällt mir vor allem auf, dass Jesus nicht sagt, ach du armer.
Sondern er sagte: STEH AUF !!! Nimm dein Bett (in meinen Ohren dein Leben, alles, was dein ist) und geh.
Mein Leben neu sortieren und neu beginnen, obwohl ich so lange auf ein und denselben Fleck saß, unfähig von allein vielleicht ein Stückchen vorwärts Richtung Teich zu rutschen oder wie auch immer sich vorwärts bewegen. Ja, es musste erst Jesus vorbei kommen und ihm sagen, was er tun soll.
Eine schöne Woche
Ria


Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (Václav Havel)
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#6

RE: Lieblingspersonen in der Bibel?

in Glaubensgespräche - Bibelgespräche 31.10.2013 00:22
von JmE • 204 Beiträge

Thomas:
Johannes 20, 19 -31 http://www.bibleserver.com/text/LUT/Johannes20

Jesus erscheint bei seinen Jüngern, weist sich mit seinen Wundmalen aus. Thomas ist nicht dabei. Er glaubt den anderen Jüngern nicht, will Jesus sehen, spüren, seine Wunden berühren. Er braucht die Sicherheit seiner Sinne, um glauben zu können. Oft geht es mir genauso, ich muss etwas sehen oder anfassen können um es zu "begreifen". Glauben kann man nicht erfassen, begreifen, er geht über den Verstand. Und trotzdem kann ich Thomas so gut verstehen, denn ich bin auch wie er.

Petrus:
Matthäus 26, 31 - 35 http://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us26
und
Matthäus 26, 69 http://www.bibleserver.com/text/LUT/Matth%C3%A4us26

Petrus ist sich seines Glaubens und seiner selbst so sicher. Dann schläft er ein im Garten Gethsemane, schafft es nicht mit Jesus zu wachen, das passiert ihm zwei mal. Und nach der Verhaftung Jesu, im Hof des Palastes des Hohenpriesters Kaiphas, ist er wohl ängstlich und geschockt, verleugnet dreimal Jesus zu kennen und weint, als der Hahn kräht und ihn an Jesu Worte erinnert. Da ist er so menschlich und ängstlich. Und er schämt sich so sehr. Er hat sich überschätzt, denn es ist nicht einfach Jesus nachzufolgen auf seinem Weg. Diese Angst kenne ich auch, die Scham über die eigene Furcht, die mich falsch handeln lässt, weil ich in diesem Moment gerade nicht auf Gott vertrauen konnte. Und auf diesen Menschen, der auch schwach sein kann, baut Jesus seine Kirche auf, weil er trotzdem an seine Stärke glaubt. Und Petrus beweist, dass Jesus recht hatte. Er wird stark. Ob ich das jemals schaffe weiß ich nicht. Das liegt in Gottes Hand. Jedoch habe ich gelernt, auch meine Schwächen und meine Angst zu akzeptieren und hoffe, wie Petrus, auch einmal stark werden zu dürfen in meinem Glauben.
Fröhliche Grüße
JmE


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