#1

zum Reformationstag

in Andachten 31.10.2012 14:39
von Tarantoga • 413 Beiträge

Der wahre Schatz der Kirche ist das allerheiligste Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes.
Martin Luther, 62. These


Diese These Martin Luthers kommt mir nicht nur zum Reformationstag in den Sinn. Immer, wenn ich darüber nachdenke, was diese These für unsere Kirche hier und heute bedeuten mag, erinnere ich mich an eine Anekdote aus Rumänien:

Ein Mann geht zu einer Zigeunerin, die für ihr Wahrsagen bekannt ist.
Diese sagt zu ihm: „In deinem Garten liegt ein großer und wertvoller Schatz. Drei Meter nördlich vom Stamm des Birnenbaumes in zwei Meter Tiefe. Nur du kannst ihn heben. ABER du darfst, während du gräbst, nicht an Nilpferde denken, sonst verschwindet der Schatz.“

Manchmal kommt mir die Kirche und damit auch jeder und jede, die dazugehören so vor, wie der Mann in der Anekdote.
Wir haben einen riesigen Schatz. Wir könnten davon leben. Wir könnten davon weitergeben. Wir könnten ...
Dieser Schatz, das Evangelium von der Herrlichkeit und Gnade Gottes, liegt vergraben, und wir können den Schatz nicht heben, weil wir ständig an „Nilpferde“ denken.



Tarantoga


Wer die Kirche vermarkten will, muß die Botschaft vom Kreuz ins Kleingedruckte schreiben.
(Axel Noack)

zuletzt bearbeitet 31.10.2012 14:42 | nach oben springen

#2

RE: zum Reformationstag

in Andachten 31.10.2012 15:59
von Anna-Maria • 146 Beiträge

Was ist mit Nilpferd gemeint? Ich verstehe das Symbol oder den Vergleich oder? nicht. Auch empfinde ich den Satz, in dem gesagt wird, dass wir (ist damit Kirche gemeint oder alle Menschen oder die Christen oder wer?)den wahren Schatz, das Evangelium, nicht heben können als eine Formulierung, die eine fatale Hoffnungslosigkeit in sich birgt. Falls Kirche gemeint ist, hieße das ja, dass sie stets an dem was die Bibel verheißt vorbei predigt und handelt. Und du, Tarantoga, möchtest du sagen, dass dies heute noch genauso ist wie zu Luthers Zeiten? Hat sich also seit der Reformation nichts wirklich entscheidendes verändert?


zuletzt bearbeitet 31.10.2012 16:01 | nach oben springen

#3

RE: zum Reformationstag

in Andachten 31.10.2012 17:40
von Coriander • 334 Beiträge

Ich verstehe es so: Wenn man mit aller Konzentration versucht, nicht an Nilpferde zu denken, dann denkt man unwillkürlich und unweigerlich und ständig - woran? An Nilpferde, genau. (Man könnte auch versuchen, nicht an rosa Eisbären zu denken oder auf gar keinen Fall an Spiralnebel, der Effekt ist immer der nämliche.) Eine Möglichkeit, den Schatz zu heben, wäre die, stattdessen an den Schatz, an den Schatz, immer an den Schatz zu denken und nicht daran, woran man nicht denken soll / möchte.

Wenn ich mich in "der Kirche" umgucke ... in der Ortsgemeinde, im Kirchenkreis, in dem, was ich von der Landeskirche mitbekomme; wenn ich Nachrichten aus dem kirchlichen Bereich lese und mir manche Publikationen und Internet-Auftritte ansehe (ja, ja ...) dann sehe ich so manches Nilpferd! Und wenn ich dann bei diesen Nilpferden hängen bleibe oder beim Versuch, nicht an sie denken, dann hindere ich mich selbst ... davor wird kaum jemand gefeit sein.

Ich lese die Geschichte daher als Warnung oder Mahnung, sich auf den Schatz zu konzentrieren und von allen Finanzfragen, von Friedhofsordnungen, Gemeindetratsch, Krippenspiel, Kindergartensanierungen, Tischvorlagen, Community-Managern, Jubiläumskonzerten und Fachausschüssen immer zurückzukommen auf das Evangelium. Sonst gibt's Burnout statt Schatz. Auch in der Kirche gar nicht so selten.

Die Reformation war ein gewaltiger Anstoß und hat vieles verändert, nur eines nicht: den Menschen. Der bedarf der Erlösung nach wie vor.

Hoffnung liegt darin, dass der Schatz nicht vergeht und immer wieder von Menschen gefunden wird :-)

Hoffnungsvolle Grüße
Coriander


Das sind die wahren Wunder der Technik, dass sie das, wofür sie entschädigt, auch wirklich kaputt macht. (Karl Kraus)

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#4

RE: zum Reformationstag

in Andachten 31.10.2012 18:06
von Anna-Maria • 146 Beiträge

Danke, Coriander ,du hast es mir sehr gut erklärt. Jetzt kann ich etwas mit dem Nilpferd anfangen.

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