Hallo Ihr,

Gemeinde, oder Kirche als Haus oder Tempel Gottes wirkt nach meiner Beobachtung eher unterschwellig. Es wird von Bausteinen der Gemeindearbeit gesprochen (und gedacht), so werden die Kreise der Gemeinde, aber auch Gottesdienst und Kirchenmusik als Bausteine der Gemeinde bezeichnet, es wird von Gemeindeaufbau geredet wie von einem Hausbau (der gut geplant und durchgeführt werden muß). So hat am Sonntag ein Pfarrer hier während der Taufe im Gottesdienst der Gemeinde immer wieder gesagt: ein Baustein der Taufe ist das Glaubensbekenntnis ... ein Baustein ist ...u. s. w..
Die einzige Bibelstelle, die davon redet ist 1. Petrus 2,4.5: „Zu ihm (Jesus) kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause ...“
Was ihr bei den anderen beiden Bildern schon beobachtet habt, ist auch hier wieder deutlich: die Steine werden erbaut, kein Haus baut sich selbst. Das empfinde ich als befreiend, gerade in den Diskussionen um das richtige Gemeindeaufbaukonzept: nach dem Bild vom Hausbau erstellt das Konzept ein anderer, bzw es baut auch ein anderer. Daher sind mir Sätze wie: „er hat sehr eifrig Gemeinde aufgebaut“ sehr suspekt.
Bei diesem Bild hat jeder Stein seine Stelle und ist unverzichtbar, egal ob sichtbar oder unsichtbar, er wird an die richtige Stelle gebracht. Das in unsere Gemeinden übertragen ist der befreiende Teil des Bildes.
Andererseits müssen die Steine bearbeitet werden (jedenfalls die Meißten) um überhaupt eingebaut werden zu können; Hinweis auf Leid und Korrektur im Leben?
Vor allem aber ist ein Haus oder Tempel etwas Feststehendes, es bewegt sich nichts mehr. Ist das schon die Grenze des Bildes oder gehört das dazu?
Bei den Dorfkirchen, die ich kenne ist ja der Bau irgendwann mal abgeschlossen, dann steht die Kirche. Das machte es mir mit diesem Bild hier recht schwer. Bis ich vor Jahren mal im Ulmer Münster war, dort ist immer irgendwo Baustelle.

Nebenbei, während ich das hier so schreibe und überlege fällt mir mal wieder auf, daß in allen den Bildern für Gemeinde die Gemeinde nie für sich selbst da ist.

Gruß
Tarantoga