#1

Hirt und Herde

in Glaubensgespräche - Gemeindebilder 15.04.2012 21:37
von Tarantoga • 413 Beiträge

Hallo Ihr,

das bekannteste und wohl auch verbreitetste Bild für Gemeinde ist das vom Hirten und seiner Herde.
Dabei ist oft recht verwaschen, wer denn nun der Hirte ist: Gott, Jesus Christus oder die Pastoren, Bischöfe, Päpste.
Die biblischen Texte zeigen genau auch diese Vielfalt.
Im Ersten Testament wird in Psalm 23 (der Herr ist mein Hirte) und z. B. bei Jesaja (40,11: Er wird seine Herde weiden wie ein Hirte. Er wird die Lämmer in seinen Arm sammeln und im Bausch seines Gewandes tragen und die Mutterschafe führen) Gott als der Hirte gesehen, allerdings immer eschatologisch, will sagen irgendwann in ferner Zukunft.

Die Propheten (vor allem Jeremia, Hesekiel, Amos, Sacharja) haben keine Hemmungen, die „Führungsrige“ sowohl in geistlicher, als auch in politischer und wirtschaftlicher Hinsicht als die „Hirten“ zu bezeichnen. Dieser Name „Hirte“ für einen Menschen, der Verantwortung trägt, ist IMMER verbunden mit Gottes Zorn und Gericht. (Kostprobe?: Jer. 23,1-5 Weh euch Hirten, die ihr die Herde meiner Weide umkommen lasst und zerstreut!, spricht der HERR. Darum spricht der HERR, der Gott Israels, von den Hirten, die mein Volk weiden: Ihr habt meine Herde zerstreut und verstoßen und nicht nach ihr gesehen. Siehe, ich will euch heimsuchen um eures bösen Tuns willen, spricht der HERR. Und ich will die Übriggebliebenen meiner Herde sammeln aus allen Ländern, wohin ich sie verstoßen habe, und will sie wiederbringen zu ihren Weideplätzen, dass sie sollen wachsen und viel werden. Und ich will Hirten über sie setzen, die sie weiden sollen, dass sie sich nicht mehr fürchten noch erschrecken noch heimgesucht werden, spricht der HERR. Siehe, es kommt die Zeit, spricht der HERR, dass ich dem David einen gerechten Spross erwecken will. Der soll ein König sein, der wohl regieren und Recht und Gerechtigkeit im Lande üben wird.)

Diese Dimension des Gerichtes wird, so wie ich es erlebe, bei Gemeinde(leit)bild-Diskussionen im Allgemeinen unter den Tisch fallen gelassen. Aber biblisch gesehen gehört es durchaus zum Bild, daß der Hirte über seine Arbeit Rechenschaft ablegen muß, und eben auch zur Verantwortung gezogen wird.
Natürlich ist das das Alte Testament, und wir haben ja das Neue Testament, aber das bringt in der Hinsicht nichts wirklich Neues.
Im Johannesevangelium 10 bezeichnet sich Jesus als der Gute Hirte, der die Seinen kennt, und vor dem Mietling warnt (oder warnt er hier auch den Mietling?) In Joh. 21,15-17 übergibt Jesus Petrus das Hirtenamt. (und damit unausgesprochen auch all denen, die sich in der Sukkzession Petri sehen?)
Mir ist und war die Popularität dieses Gemeindebildes völlig schleierhaft.
Ein Hirte hält die Schafe nicht, weil sie ach so niedlich sind, oder weil er sie soooo lieb hat, sondern weil sie ihm was bringen: Wolle, Milch und Käse, Fleisch. Deswegen sorgt ein gute Hirte für seine Schafe. Er versorgt sie mit Nahrung, ist ihr Arzt und schützt sie. Und er sagt ihnen wo es lang geht.
Aber vielleicht ist auch gerade das der Grund für den Zulauf in sehr gesetzlichen evangelikalen Gemeinden: das Leben der „Herde“ hat einen Sinn und sie müssen sich nicht entscheiden, wohin es geht.

Wie seht ihr das?

Gruß
Tarantoga

nach oben springen

#2

RE: Hirt und Herde

in Glaubensgespräche - Gemeindebilder 16.04.2012 17:49
von Malawi (gelöscht)
avatar

Es erinnert mich an einen Chor. Alle müssen sich nach dem Chorleiter richten, in dem vorgegebenen Takt singen, den vorgegebenen Text und die Melodie befolgen. Niemand kann aus der Reihe springen, er würde sofort auffallen und müßte sich gleich wieder anpassen oder gehen. Und es ist auf eine Weise schön, wenn der Chor gut klingt, alle mitmachen, es gibt ein schönes Bild, ist wunderbar anzuhören. Wie glücklich sind die, die dieses Bild mitgestaltet haben, Erfolge haben, die gesehen und anerkannt werden. Wie sehr gefällt es ihnen selbst in dieser Geborgenheit der kleinen Welt, mit den überschaubaren Grenzen, in denen man Halt findet, sich aufgehoben fühlt in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter. Was für eine Freude. Man wird geführt,gelenkt, andere denken für den Chor, das ist bequem und kann sehr gemütlich sein. Aber sie, der Chorleiter und der Vorstand evtl., entscheiden auch, wer mittun darf und wer nicht hineinpaßt. Und das ist der weit bedenklichere Punkt in Chören und auch in evangelikalen Gemeinden oder anderen Vereinen


zuletzt bearbeitet 16.04.2012 17:51 | nach oben springen


Besucher
0 Mitglieder und 4 Gäste sind Online

Forum Statistiken
Das Forum hat 469 Themen und 4543 Beiträge.