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Der Tag der Heiligen Familie

in Andachten 28.12.2014 19:05
von Ria • 41 Beiträge

Heute hörte ich diese Predigt am Fest der Heiligen Familie am Sonntag 28.12.2014
in Mutter vom Guten Rat in Frankfurt um 09:30 Uhr
Pfarrer Werner Portugall

I. Keine heile Familie
Fest der Heiliegen Familie: wir ehren am Sonntag in der Weihnachtsoktav Jesus, Maria und Josef: die heilige Familie. Ein Idyll? Eine Vision? Auf jeden Fall eines schon mal nicht: die Heilige Familie war keine heile Familie. Nicht so wie diese harmonischen Familien aus der Werbung, wo kleine hübsche Mädchen bei Regen in ihrem hellrosa Pyjama und dem Puppenwagen raus fahren, um die Hasen reinzuholen und von der Mama anschließend nicht beschimpft, sondern liebevoll abfrottiert und mit Orangensaft verköstigt werden, damit sie nicht krank werden, was der Papa und der Sohn im Hintergrund am hellen Esszimmertisch freundlich belächeln. Werbung für die bürgerliche Mitte, und angeblich passgenau abgestimmt auf ein Familienideal, das seit der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts unsere Vision von einer heilen, intakten Familie dominiert. Nein, eine solche Familie war die Heilige Familie wohl nicht. Diese Familie von Maria, Josef und Jesus wurde nicht nur vielfach geprüft, sondern sie fiel auch aus dem Rahmen einer „ganz normalen“ Familie heraus, den man sich so zurechtzimmert.

II. Eine heilige Familie
Es beginnt ja schon, dass Josef ein Kind als sein eigenes akzeptieren muss, das nicht von ihm stammt.Er wollte sich deshalb zunächst von seiner Verlobten Maria trennen, berichtet uns der Evangelist Matthäus. Erst als ihm im Traum offenbart wird, dass das Kind durch den Heiligen Geist empfangen wurde, kann er Maria und das Kind annehmen (Mt. 1, 18-25). Aber damit beginnen gleich neue Schwierigkeiten. In Bethlehem ist kein Platz für Josef und Maria, als sie eine Herberge suchen. Und so muss Maria ihr Kind in einem Stall bei Ochs und Esel und Schafen zur Welt bringen und in eine Futterkrippe betten. Alles andere als eine besondere heimelige Situation. Doch nicht einmal in diesem armseligen Stall haben sie ihre Ruhe. König Herodes trachtet dem Neugeborenen nach dem Leben, und die heilige Familie wird zur Flüchtlingsfamilie. Zwei Jahre – bis zum Tod des Herodes – müssen sie in der Ferne bleiben. Dann erst können sie in ihre Heimat nach Nazareth zurück und endlich versuchen, ein einigermaßen normales Familienleben aufzunehmen (MT 2, 13 – 25).
Josef arbeitet als Zimmermann. Ein ehrbarer Beruf, der ihn aber nicht wohlhabend machte. Sonst hätte er im Tempel als Opfer für seinen Erstgeborenen ein Lamm und nicht nur die Gabe der armen Leute, zwei Tauben, darbringen können (Lk. 2, 24; Lev. 12, 8). Über die Kindheitsjahre Jesu erfahren wir nichts. Man hielt ihn in Nazareth eben für den „Sohn des Zimmermanns“ (Mt. 13, 55). Später wird er mit Blick auf seine Heimatstadt sagen: „Nirgends hat ein Prophet so wenig Ansehen wie in seiner Heimatstadt und in seiner Familie“ Mt. 13, 58).
Dass Jesus in Wahrheit viel mehr ist als bloß der Sohn des Zimmermanns Josef, das zeigt schlagartig die Szene im Tempel – Drei Tage suchen Maria und Josef ihren zwölfjährigen verzweifelt in Jerusalem. Als sie ihn endlich im Tempel finden, wo er mit den Priestern und Schriftgelehrten diskutiert, da kommt keine Entschuldigung von Jesus, sondern die fast vorwurfsvolle Frage: Warum habt ihr mich gesucht? Wusstet ihr nicht, dass ich bei meinem Vater sein muss?“ (LK. 2, 49). Hier werden die Eltern Jesu unsaft damit konfrontiert, dass sie eben keine „normale“ Familie sind, sondern dass ihr Sohn „anders“ ist, dass er ihnen gar nicht gehört hat, sondern dass er allein Gott gehört und dessen Willen erfüllen muss. Damit muss Maria dann auch später immer wieder ringen. Mit etwa 30 Jahren gibt Jesus seine bisherige Existenz auf und tritt als Prediger in Israel auf. Es ist ungewöhnlich und nach Auffassung des Judentums gerade zu anstößig, dass erin diesem Alter immer noch unverheiratet ist und keine eigene Familie gegründet hat. Das Leben als Wanderprediger, das er nun beginnt, scheint seiner Verwandtschaft nicht gefallen zu haben. Die Evangelien berichten wiedrholt, wie Maria und andere Familienangehörige Jesus sozusagen „zur Ordnung“ rufen wollen, dass sie ihn heimholen möchten und von ihm brüsk zurückgewiesen werden. So lesen wir im Markusevangelium: „Da kam seine Mutter und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen ihn herausrufen. Es saßen viele Leute um ihn herum, und man sagte ihm: deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir. Er erwiderte: Wer sind meine Mutter und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.“ (Mk. 3, 31 – 35) Gott und sein Wille stehen für Jesus immer an erster Stelle. Alles andere, auch die Familie, ist nachrangig. Und diese Haltung erwartet er auch von seinen Jüngern: „Wer Vater und Mutter mehr liebt als mich – wer auf die mehr Rücksicht nimmt als auf meinen Ruf – ist meiner nicht wert“ (Mt. 10, 37). Maria muss es unter Schmerzen lernen, das anzunehmen. Am Ende sieht sie ihren Sohn am Kreuz sterben. Ganz bestimmt hatte sie einmal einen anderen Werdegang für ihn erhofft...

III. Eine ganz normale Familie mit Gottvertrauen
Die Heilige Familie war keine heile Familie in einer heilen Welt. Und das ist auch gut so. Denn gerade so kann die heilige Familie Orientierung und Beispiel für unsere Familie heute sein. Für solche, die irgendwie nicht der Norm entsprechen, wie es auch bei der Familie aus Nazareth der Fall war, wie auch für alle anderen. Denn auch diese haben mit vielen Schwierigkeiten zu kämpfen; äußeren – in Bezug auf die materielle Sicherung (Wohnung, Arbeit, Einkommen, Ausbildung der Kinder usw.) - als auch inneren. Entfremdung voneinander, das gibt es immer wieder in jeder Familie. Weil bei aller Gemeinschaft und Gemeinsamkeit jeder Mensch ein Individuum ist, eine eigene Persönlichkeit, und jeder seinen eigenen Weg gehen muss. Und weil auch Kinder nicht ihren Eltern gehören, sondern weil jeder Mensch allein Gott, seinem Schöpfer und himmlischen Vater gehört. Eine normale Familie ist die heilige Familie also dann am Ende irgendwie auch und gottseidank ist sie das.

Aber in einem Punkt ist sie eben auch etwas Besonderes. Als „Heilige Familie“, weil in ihr die Vision Hand und Fuß bekommen hat, Gott zu vertrauen, in allem, was der Alltag des Lebens einer Familie abverlangt. Miteinander zu lernen, an einander zu wachsen und füreinander einzustehen, davon erzählt die Geschichte der heiligen Familie halt auch. Um Gottes Willen tun Maria, Josef und Jesus das. Und vielleicht ist das ja dann auch eine Perspektive für unsere Familien so wie sie sind. Dass es gut ist, wenn da der Glaube nicht vor der Tür bleibt, das Vertrauen, dass Gott auch noch da ist und man nicht alles selber regeln und auf die Reihe kriegen muss. Dass er Ihre Familie in seinen guten Händen hält. So wie sie ist, diese Familie mit ihren Buckeln und Verwerfungen. Das macht die Familie zwar nicht heil, aber hilft vielleicht, sich ein wenig zu entspannen, und die eigene Familie nicht zu überfordern. Und das wäre dann ja vielleicht auch ein guter Grund, Danke zu sagen und zu feiern: Den Tag der Heiligen Familie.

Amen

Für mich gibt diese Predigt Inhalte, über die wir auch reden können. Zum einen: Steht Gott bei dir auch an erster Stelle? Zum anderen: Hast du in deinem Leben diese Gott - Vertrauen?
Einen guten Abend
Ria


Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht. (Václav Havel)
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