Hallo Tarantoga,

wenn ich in einer katholischen Kirche sitze, dann wende ich mich nicht an einen anderen Gott. Gott und Christus sind immer dieselben. Sie sind weder katholisch noch evangelisch. Der Leib Christi ist nicht teilbar in einen evangelischen und einen katholischen Teil. Die unterschiedlichen Konfessionen sind Menschenwerk. Wenn wir das apostolische Glaubensbekenntnis sprechen, werden uns unsere gemeinsamen Glaubensgrundsätze vor Augen geführt. Das ist nicht wenig! Es ist für mich vielmehr das Wesentliche. Bis auf die Stelle mit der Kirche, die mich in der Vermutung bestärkt, dass es in Wirklichkeit die verschiedenen "Apparate" sind, die nachhaltig trennend wirken und die um des Menschen Willen nicht aufgegeben werden sollen. Um diese scheint es mir viel mehr zu gehen als um das unterschiedliche Verständnis von Eucharistie/Abendmahl oder der Sakramente.
Als evangelische Christin tue ich mich schwer mit Papstamt, apostolischer Sukzession, katholischer Tradition und dem Lehramt. Auch hier geht es wieder um die "Apparate". Dass ich mich an diesen Stellen schwer tue, sollte mich befähigen, mich in mein katholisches Gegenüber zu versetzen und Verständnis für dessen Vorbehalte zu entwickeln. Ich bin als evangelische Christin aufgerufen, meinen Beitrag zur Überwindung der Spaltung zu leisten, wo mein Gewissen mir dies ermöglicht und wo mir von der anderen Seite auf Augenhöhe und mit Respekt begegnet wird.
Eigentlich wäre die Einheit aller Christen – oder wenigstens mehr Einheit, neue Meilensteine auf dem Weg der Ökumene – heute dringender notwendig als je zuvor.

Um einen Bezug zu wenigstens einem deiner Denkanstöße herzustellen: Wir stehen m. E. heute nicht "gegen etwas", wir stehen als protestantische Kirche in anderer Verfassung neben der katholischen Kirche.

Viele Grüße

Andrea

Hallo Tarantoga,

da geht es mir ähnlich. Darum begann ich auch meinen Beitrag mit: "Wenn ich in einer katholischen Kirche sitze ...", jenseits dieser Kirchen hört mein Horizont schon auf. Ich lebe hier in einem Stadtteil mit 30 Prozent Ausländeranteil (und komme auch nicht viel in die Welt hinaus), die meisten davon Türken, aber ich sehe auch vermehrt Araber und kann schon perfekt Hamdullah sagen. Soll heißen die Muslime sind langsam in der Überzahl und sie verlaufen sich nicht in unsere Kirchen. Auch Griechen und Italiener verirren sich nicht in protestantische Gottesdienste. In "meiner" Kirche feiert sonntags auch die Presbyterian Church of Ghana Gottesdienst. Das wäre sicher mal ein Erlebnis. Aber ob Gäste da so willkommen sind, schließlich gehöre ich nicht zu deren Gemeinde?

Es berührt mich, wenn ich in den Medien von verfolgten Christen in anderen Ländern erfahre, das könnte ich noch anführen.

Viele Grüße

A. Clarenbach