#1

Das Abendmahl von Ben Willikens

in Kunst, Kultur und was man dafür hält 13.06.2014 19:45
von A. Clarenbach • 348 Beiträge

Wahrscheinlich eine persönliche Bildungslücke von mir, ich habe eben zum ersten Mal in unserem Gemeindebrief etwas über das Bild "Abendmahl" von Ben Willikens gelesen, obwohl das Werk aus dem Jahr 1977 stammt. Ich finde es ganz interessant, weil es viel Spielraum für Deutungen zulässt.

http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/ku...am-1882308.html


zuletzt bearbeitet 13.06.2014 20:15 | nach oben springen

#2

RE: Das Abendmahl von Ben Willikens

in Kunst, Kultur und was man dafür hält 14.06.2014 15:43
von Coriander • 334 Beiträge

In der Tat. Zum Beispiel für diese hier: http://www.innenseiten.de/tiefgang/andac...ndacht_0001.htm

Mit unseren Konfirmanden stellen wir fast jedes Jahr Leonardos Abendmahl nach, wozu vorher ein Text gelesen wird, der die einzelnen Jünger identifiziert und jedem einen passenden Satz in den Mund legt ("Herr, bin ich's?" - "Ich werde dich niemals verraten!" etc.) Nachdem sie sich mit dem Abendmahl und dabei auch mit Leonardos Bild beschäftigt haben, würde ich gern mal rausfinden, was ihnen zu Willikens' Darstellung einfällt.

Spannend. Danke für den Hinweis, und falls das eine Bildungslücke ist, so hast du sie auch mir nun zu stopfen geholfen
Coriander


Das sind die wahren Wunder der Technik, dass sie das, wofür sie entschädigt, auch wirklich kaputt macht. (Karl Kraus)

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#3

RE: Das Abendmahl von Ben Willikens

in Kunst, Kultur und was man dafür hält 22.06.2014 22:26
von Tarantoga • 413 Beiträge

Hallo Andrea und Coriander,

nein, das Bild kannte ich auch noch nicht.
Es vermittelt wirklich eine beklemmende Athmosphäre.
Weiß nicht, ob ich in dem Raum Gottesdienst feiern wöllte, womöglich mit Abendmahl??? oder gerade? dann aber keinen "normalen".

Und was die Bildungslücke betrifft; kennt Ihr den Satz:
"Bildungslücken sind die Poren, durch die der Geist atmet."
(mündlich überliefert)

viele Grüße
Tarantoga


zuletzt bearbeitet 22.06.2014 22:27 | nach oben springen

#4

RE: Das Abendmahl von Ben Willikens

in Kunst, Kultur und was man dafür hält 24.06.2014 10:24
von Fritz7 • 687 Beiträge

Ja:
"Herr, bin ichs?"

Aber als schwarze Pädagogik gegenüber abhängigen, Kindern& Jugendlichen? Puh ...

Übrigens nahmen danach und unabhängig davon ALLE am jüdischen Gastmahl oder Pessach-Mahl teil.
Und ein "chr." Abendmahl im Sinne von Sakrament, Eucharistie und Liturgie feierte NIEMAND vor der Auferstehung des "HERRN J. CHRISTUS". Deshalb erledigen sich auch die Spekulalationen mancher "Super-Chr. zur Nichtteilnahme des Judas am Herrenmahl.

Wird immer wieder durcheinandergewürfelt. Insoweit ist evt. Leonardos wie Williges "Abendmahl" ein Gastmahl mit oder ohne Gäste, oder vor deren Erscheinen, aber sicher KEIN Herrenmahl!

Fritz


"Pro Multi - Er lädt Alle ein!" (zu Brot & Kelch) Mt 26,28 parr

Liebet eure Feinde, vielleicht schadet das ihrem Ruf! (Stanisław Jerzy Lec)
Wer will, dass Kirche SO bleibt - will nicht, dass sie bleibt!
Eine Kirche, die nicht dient, dient zu nichts! (Bischof Jacques Gailot, Diözese Partenia)
Jesus ist nicht gekommen, die Menschen frommer zu machen, sondern die Frommen menschlicher! (Paul M. Zulehner)
Altes Brot ist nicht hart, gar kein Brot - das ist hart!

zuletzt bearbeitet 24.06.2014 10:27 | nach oben springen

#5

RE: Schwarze Pädagogik?

in Kunst, Kultur und was man dafür hält 25.06.2014 00:43
von Coriander • 334 Beiträge

Och nö. Also mein Ding ist es gar nicht so sehr, dieses Nachstellen. Aber da sitzen Kinder und Erwachsene durcheinander am langen Tisch und probieren diesen Satz an (oder aus). Irgendwann und irgendwann ist es gut, denke ich, wenn man lernt, (sich) solche Fragen zu stellen. Es macht Konfis und Eltern auch durchaus Spaß, da wird kritisch geguckt, Haltung von Kopf oder Hand korrigiert und selbstverständlich mit dem Handy fotografiert. Leonardo zeigt Reaktionen auf eine befremdliche, erschreckende Ankündigung. Diese Reaktionen kann man versuchen nachzufühlen. Weder sind die Konfis (und Eltern) in ihrem Denken und Glauben so abhängig noch sehe ich da schwarze Pädagogik. Dieses Ausprobieren funktioniert im übrigen nur, wenn nicht zensiert und moralisiert wird.

Vor dem Erscheinen der Gäste: Schöne Möglichkeit, hatte ich noch nicht bedacht. Vielleicht weil Leonardos Bild so wohlbekannt und so präsent ist - weil ich den Ort gut "kenne", wirkt er hier wie ein verlassener Ort. Nachdem was passiert ist? Warum verlassen? Von wem verlassen?

Der mit mir die Hand in die Schüssel taucht. Selbstverständlich nimmt Judas teil.

Natürlich feierte man Pesach und nicht das Abendmahlssakrament. In Bildern aus Leonardos Zeit und davor hat aber die Szene stets etwas Doppeldeutiges, weil das damals gedanklich nicht zu trennen war. Man malte keine "historischen" Szenen, die ein vergangenes Ereignis schilderten, sondern theologische Aussagen - zu denen wir heute stehen können, wie wir wollen; aber "ein Gastmahl" wäre L. keinesweg genug gewesen. Williges hingegen bezieht die ganze Spannung genau aus dieser Möglichkeit, die wir immer sehen auf dem Hintergrund des uns bekannten belebten Ortes. Kommen wir als Gäste, sind wir eingeladen, sind wir gegangen, hat der leere Raum (noch) "sakrale" Bedeutung?

Das mindestens Doppeldeutige zeigen solche Abendmahldarstellungen des Mittelalters, auf denen Judas nicht etwa (wie uns die Schrift meldet) die Hand in die Schüssel taucht, sondern (mitunter kniend) aus der Hand seines Meisters - eine Oblate empfängt. Das ist, wie gesagt, eine theologische Aussage. Ich lese: Christus exkommuniziert niemanden.

http://www.neustadt-marien-bielefeld.de/...bendmahl_01.jpg


Gruß
Coriander


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