Erneuere auch unser Herz
und gib uns den Geist
der Klarheit und des Muts
denn das Gesetz des Geistes
der uns lebendig macht in Christus
hat uns befreit
von dem Gesetz der Resignation
Lehre uns die Kraft
der kleinen Leute zu spüren
und keine Angst mehr zu haben
wenn wir widersprechen
Erneuere auch unser Herz
und lass uns wieder miteinander reden
lehre uns zu teilen statt zu resignieren:
das Wasser und die Luft,
die Energie und die Vorräte
zeig uns, dass die Erde dir gehört
und darum schön ist
(Dorothee Sölle)
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Slow and steady wins the race
Wir sind unterwegs mit dir, Gott,
weil du nicht auf einem Thron sitzt,
sondern mit uns wanderst, durch Dunkel und Nässe,
durch Nebel und oft ohne Weg – und häufig ohne Ziel.
Wir sind unterwegs mit dir, Gott,
weil du nicht in den Kirchen wohnst,
sondern mit uns wanderst, in Ängsten um all die,
die nur wählen können, vertrieben oder bombardiert zu werden.
Geh auch mit ihnen mit, Gott, und lass uns mit ihnen gehen.
Wir sind unterwegs mit dir, Gott,
weil wir dich nie ganz kennen,
und du dich immer wieder versteckst –
in einem Rosenblatt, im Lächeln eines Penners –
und so mit uns wanderst, und uns das Gehen lehrst,
und das dich Suchen.
Wir sind unterwegs mit dir, Gott,
so dass der Weg und das Ziel eins werden, in dir.
(Dorothee Sölle)
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Mit Geduld und Spucke fängt man jede Mucke!
Der dritte weg
Wir sehen immer nur zwei Wege
sich ducken oder zurückschlagen
sich kleinkriegen lassen oder
ganz groß herauskommen
getreten werden oder treten
Jesus du bist einen anderen eg gegangen
du hast gekämpft aber nicht mit waffen
du hast gelitten aber nicht das unrecht bestätigt
du warst gegen gewalt aber nicht mit gewalt
Wir sehen immer nur zwei möglichkeiten
selber ohne luft sein oder andern die kehle zuhalten
angst haben oder angst machen
geschlagen werden oder schlagen
Du hast eine andere möglichkeit versucht
und deine Freunde haben sie weiterentwickelt
sie haben sich einsperren lassen
sie haben gehungert
sie haben spielräume des handelns vergrößert
Wir gehen immer die vorgeschriebene bahn
wir übernehmen die methoden dieser welt
verachtet werden und dann verachten
die andern und schließlich uns selber
Laßt uns die neuen wege suchen
wir brauchen mehr phantasie als ein rüstungsspezialist
und mehr gerissenheit als ein waffenhändler
und laßt uns die überraschung benutzen
und die scham die in den menschen versteckt ist
(Dorothee Sölle)
Daraus, daß einer dich einmal gewollt hat,
weiß ich, daß wir dich wollen dürfen.
Wenn wir auch alle Tiefen verwürfen:
wenn ein Gebirge Gold hat
und keiner mehr es ergraben mag,
trägt es einmal der Fluß zutag,
der in die Stille der Steine greift,
der vollen.
Auch wenn wir nicht wollen:
Gott reift.
(Rainer Maria Rilke)
--
Kleines Jubiläum: vor zwei Jahren stellte ich das erste Gedicht hier ein.
JmE
Wenn es nur einmal so ganz stille wäre.
Wenn das Zufällige und Ungefähre
verstummte und das nachbarliche Lachen,
wenn das Geräusch, das meine Sinne machen,
mich nicht so sehr verhinderte am Wachen –:
Dann könnte ich in einem tausendfachen
Gedanken bis an deinen Rand dich denken
und dich besitzen (nur ein Lächeln lang),
um dich an alles Leben zu verschenken
wie einen Dank.
(Rainer Maria Rilke)
Natürlich weiß ich, Herr, dass du der heilige Gott bist. Ich weiß, dass deine Ferne täuscht und dass du bedrängend nahe bist. Natürlich weiß ich, dass du mich forderst, dass du mich prüfst und meinen Unglauben anklagst. Ich weiß natürlich auch, dass ich nirgends behütet bin als bei dir.
Aber ich lebe, als wäre das alles nicht wahr. Das ist es: Es ist mir unwichtig, obwohl ich es weiß. Und wenn ich zu dir spreche, dann ist es leer hinter den Worten.
Vielleicht wehre ich mich dagegen, dass ich schuldig sein soll, und schließe mich gegen dich ab. Vielleicht fürchte ich mich davor, dass du mir meine Maske wegnimmst und ich dastehen soll mit meinem eigenen Gesicht und meiner ganzen Unklarheit.
Ich bitte dich nicht darum, dass der Zweifel sofort endet, sondern dass ich dein bleibe trotz allem. Ich bitte dich um die Gnade der Geduld, mich selbst zu ertragen, bis ich wieder glaube. Um Geduld, bis du wieder sprichst und wieder Klarheit ist zwischen dir und mir.
(Jörg Zink)
Psalm 23
Dr joden Heet
Dr Här es mingen Heet, mir jeit nix av.
Hä hät mich op en jröne Wees jefoht.
Do han ich Foder, Wasser och ze baaschte,
Un keine Hunger bruch miing Siel ze ligge.
Weil Hä et will, kann ich do jrase jon.
Un stupp hä mich och en e dunkel Loch - -
Ich ben nit bang, denn Hä, Hä es je do.
Du decks mr dr Desch, un die Ööster künne zoluure.
Du dies Pomad op ming Hoore un schötts mr noch e Jlas en.
Loß kumme, die mir Unjods welle.
Die künne mir nix dun. Hä well et nit.
Dr janzen Dag noch darf ich bei im blieve.
Hä hät mich jään, un das es mingen Trus!
(Ria Wordel. Psalmen op Kölsch. Greven Verlag Köln GmbH, 2000)
Ihr Lieben,
wegen urheberrechtlichen Bedenken werde ich keine weiteren Gebete und Gedichte mehr hier hineinsetzen. Das Urheberrecht erlaubt es nicht. Die Werke von Dorothee Sölle, Fulbert Steffensky oder Jörg Zink - um nur ein paar Namen bespielhaft zu nennen - sind urtheberrechtlich geschützt und dürfen nur mit Erlaubnis des Rechteinhabers veröffentlicht werden. Das sprengt für mich den Rahmen des Aufwandes, der vertretbar ist.
Urheberrechtsfreie Gedichte und Texte könnt ihr beim Projekt Gutenberg gutenberg.spiegel.de finden.
Bis demnächst mal wieder
JmE
Wer seines Lebens viele Widersinne
versöhnt und dankbar in ein Sinnbild faßt,
der drängt die Lärmenden aus dem Palast,
wird anders festlich, und du bist der Gast,
den er an seinen sanften Abenden empfängt.
Du bist der zweite seiner Einsamkeit,
die ruhige Mitte seinen Monologen;
und jeder Kreis, um dich gezogen,
spannt ihm den Zirkel aus der Zeit.
Das Stundenbuch
R.M. Rilke
Luthers Abendsegen
Das Gebet für den Schluss des Tages
Des Abends, wenn du zu Bett gehst, kannst du dich segnen mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und sagen:
Das walte Gott Vater, Sohn und Heiliger Geist! Amen
Darauf kniend oder stehend das Glaubensbekenntnis und das Vaterunser. Willst du, so kannst du dies Gebet dazu sprechen:
Ich danke dir, mein himmlischer Vater, durch Jesus Christus, deinen lieben Sohn, daß du mich diesen Tag gnädiglich behütet hast, und bitte dich, du wollest mir vergeben alle meine Sünde, wo ich Unrecht getan habe, und mich diese Nacht auch gnädiglich behüten. Denn ich befehle mich, meinen Leib und Seele und alles in deine Hände. Dein heiliger Engel sei mit mir, daß der böse Feind keine Macht an mir finde.
Alsdann flugs und fröhlich geschlafen.
Gott, manche Tage sind schwer, es kommen schlimme Nachrichten, die unter die Haut bis in die Seele gehen. Doch du bist da. Gott, wenn ich mich einfach fallen lassen kann in deine Hände, wenn du mich hältst, egal ob ich es verdient habe, egal wie schräg ich drauf bin, dann gibst du mir die Kraft zum weitermachen, aufstehen, handeln und beten. Gott, was wäre ich ohne dich?
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